TU Berlin legt Alternativen zur neuen Wiener Westausfahrt vor

Der Baumbestand links müsste für die neue Westausfahrt zum Teil gerodet werden.
Im Hietzinger Amtshaus sind die Entwürfe ausgestellt. Die örtliche Bürgerinitiative erhofft sich Rückenwind für ihre Petition.

Im Kampf gegen die geplante neue Westausfahrt erhält die Hietzinger Bürgerinitiative Unterstützung von unerwarteter Seite. Landschaftsarchitektin Cordula Loidl-Reisch, die bis zu ihrer Pensionierung eine Professur an der TU Berlin hatte, hält das von der Stadt Wien vorgelegte Projekt für eine komplette Fehlplanung.

Im Rahmen eines Masterlehrgangs ließ sie ihre Studenten Alternativen zur derzeit geplanten Variante entwickeln, nachdem sie im KURIER erstmals vom Plan der Stadt erfahren hatte. Dieser sieht ja fünf Fahrspuren auf der Hietziger Seite des Wienflusses vor. Bis Freitag sind die Alternativ-Entwürfe noch im Festsaal des Hietzinger Amtshauses ausgestellt.

Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP) will sie zudem an die grüne Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein herantragen. Zusammen mit der Petition gegen das Bauprojekt, für die die Bürgerinitiative bereits mehr als 500 Unterschriften gesammelt hat.

Zwei Verlierer

Wie berichtet, muss die baufällig gewordene Westausfahrt, die bis dato auf Penzinger Seite verläuft, saniert werden. Dafür sollen die beiden stadtauswärts führenden Fahrstreifen auf Höhe der Hütteldorfer Brücke über den Wienfluss geführt werden. Mit der zweispurigen Westeinfahrt und einer Abbiegespur stadteinwärts nach Penzing verlaufen in Zukunft also insgesamt fünf Spuren auf Hietzinger Seite.

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Um das Projekt umsetzen zu können, müsste der Baumbestand, der aktuell zwischen Wienfluss und Westeinfahrt verläuft, auf etwa einem halben Kilometer gerodet werden.

Ein Vorgehen, das Loidl-Reisch nicht im Geringsten nachvollziehen kann. Während das für die Wohngegend auf Hietzinger Seite "extreme Mehrbelastungen" punkto Lärm- und Schadstoffemissionen bedeute, werde das Betriebsgebiet auf Penzinger Seite besser gestellt.

Allerdings, so die Landschaftsarchitektin, strahle die Belastung vom 13. auch auf den 14. Bezirk aus. Die geplante 4,5 Meter hohe Lärmschutzwand werde die durch fünf Fahrspuren entstehende Hitze ebenso reflektieren wie den Lärm - der sich allerdings nach oben ausbreite und dementsprechend auch auf dem Wolfers- und Bierhäuselberg zu hören sein werde.

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Landschaftsarchitektin Cordula Loidl-Reisch unterrichtete an der TU Berlin.

Davon abgesehen hätte das Projekt negative Auswirkungen auf den Wienfluss, der als Frischluftschneise bis dato kalte Luft in die Innenstadt transportiere.

Vier Fahrbahnen in Penzing

Vor allem leuchtet Loidl-Reisch nicht ein, warum die fünf Fahrspuren auf der besiedelten Hietzinger Seite verlaufen sollen - und nicht auf Penzinger Seite, wo ohnehin die unverrückbare Westbahnstrecke verlaufe.

Der rote Faden in den Alternativvorschlägen ihrer Studenten ist daher eine Trassenbündelung nördlich des Wienflusses - also in Penzing. Dort sehen die meisten Entwürfe jeweils zwei stadtauswärts und zwei stadteinwärts führende Fahrstreifen neben der Bahn vor. In den 14. abbiegen könnten die Verkehrsteilnehmer weiterhin nur über die Auhofstraße.

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Die Masterstudenten würden den Verkehr nördlich des Wienflusses bündeln und südlich davon der Natur Raum geben.

Der Effekt dieser Überlegungen wäre, dass auf Hietzinger Seite ein langes grünes Band entstehen würde, das Biodiversität, Klimaschutz, Freizeitaktivitäten sowie den Kaltluftabzug gleichermaßen begünstige, argumentiert Loidl-Reisch. Zudem wäre eine Abflachung der Uferböschung (bei Aufrechterhaltung des Hochwasserschutzes) möglich, wodurch ebenfalls Raum zur öffentlichen Nutzung entstehe.

Ideen liefern

Die Studenten der TU Berlin sollten ganzheitlich denken, sagt die ehemalige Professorin. Das bedeutet: Verkehr und Anrainer wurden ebenso berüvcksichtigt wie Umwelt- und Klimaschutz sowie Freizeitaktivitäten. Nur mit der wirtschaftlichen Machbarkeit mussten sich die Teilnehmer des Masterlehrgangs nicht auseinandersetzen.

Dementsprechend sei ihr Ziel gewesen, der Stadt Wien alternative Ideen zu liefern, erklärt Loidl-Reisch. Bei der MA29 (Brückenbau), die für die Planung des Projekts verantwortlich zeichnet, war am Dienstag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

In Hietzing will man die Vorschläge nun jedenfalls aufgreifen und in die weitere Diskussion einbringen, kündigt Bezirkschefin Silke Kobald an. Erste Adressatin sei Vizebürgermeisterin Birgit Hebein.

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