Trinken und Tanzen tabu: Wie die Clubs überleben wollen

Trinken und Tanzen tabu:  Wie die Clubs überleben wollen
Für Clubs und Discos ist die Corona-Krise eine besonders harte Zeit. Am 15. Juni gibt es Gespräch mit Gesundheitsministerium.

„Club bedeutet, dass viele Leute auf engem Raum miteinander feiern. Club ist genau das, was im Moment nicht möglich ist“, sagt Martina Brunner von der Vienna Club Commission, der Servicestelle für Wiener Clubkultur. Die Nachtgastronomie ist von der Corona-Krise wohl am stärksten betroffen, denn feiern ist im Moment tabu.

Auch die Lockerungen der Covid-19-Maßnahmen brachten den Clubbetreibern wenig. In den Lokalen am Wiener Gürtel gibt es zum Beispiel Umsatzeinbußen von 80 bis 90 Prozent, wie Brunner sagt: „Wirtschaftlich geht es sich für die Betreiber nicht aus. Aber trotzdem wollen sie aufsperren, das ist ihre Mentalität.“

Um irgendwie wieder „Schwung in die Bude“ zu bringen, beginnen erste Lokale mit Alternativkonzepten. Das Wiener Chelsea startet heute, Dienstag, beispielsweise wieder mit Konzerten. Anders als sonst werden die Besucher aber sitzen müssen.

"Die Szene erhalten"

Die Club Commission befürchtet, dass ein Lokalsterben langfristige Folgen für die Stadt haben könnte. „Wenn ein Club in Konkurs geht, ist es wichtig, ihn als solchen zu erhalten. Da geht es um die Technik und dergleichen. Es wäre schlimm, wenn sich Supermärkte in die Geschäftslokale einmieten, denn das Nachtleben ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und bringt junge Leute in die Stadt“, sagt Brunner.

Wie wichtig das Nachtleben ist, zeigen folgende Zahlen: Insgesamt gibt es in Österreich rund 2.900 Betriebe, die sich auf Nachtgastronomie konzentrieren, allein in Wien arbeiten 24.000 Menschen in diesem Bereich, der eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr macht. Das zeigen Zahlen von VÖNG, dem Verband Österreichischer Nachtgastronomen.

Einer ihrer Vertreter ist Holger Pfister, der unter anderem den Wiener Praterdome – Österreichs größte Disco – betreibt. „Wir sind derzeit in Gesprächen mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Die Kommunikation läuft gut. Aber es heißt abwarten“, sagt Pfister. Der Praterdome bleibt vorerst geschlossen, denn der Betrieb mit nur wenigen Gästen würde sich in der 3.000 Menschen fassenden Disco nicht rentieren. Man hofft auf den Herbst: „Wir sind bemüht, dann wieder loszulegen. Wir werden Fieber messen, überall gibt es Möglichkeiten zur Desinfektion und wir haben einen eigenen Corona-Beauftragten installiert“, sagt der Clubbetreiber.

Partys schaden Clubs

Umso verärgerter sind die Nachtgastronomen über schwarze Schafe in der Branche. „Am Wochenende gab es Videos von Kollegen, die sich nicht an Maskenpflicht und Abstandsregeln gehalten haben. Sollte dort etwas passieren und es kommt zu einem Ausbruch des Virus, wirft das die ganze Branche zurück.“

Das nächste Gespräch mit dem Gesundheitsminister soll am 15. Juni stattfinden. Dann könnte es bald gute Neuigkeiten für Nachtschwärmer geben.

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