Trans-Frau in Damensauna: Die Person hinter dem Skandal
Warum Bijan Tavassoli lieber in die Damensauna geht? „Man ist als Frau in der gemischten Sauna schon auch Blicken ausgesetzt“, sagte sie in einem Interview auf Youtube im Jahr 2022. Tavassoli ist rein optisch gesehen ein Mann - inklusive Vollbart und allem, was noch so dazu gehört.
Auf die Nachfrage, warum sie denn angestarrt werde, wenn doch auf den ersten Blick niemand wisse, dass sie sich als Frau definiert, sind die Antworten ausweichend. Tavassoli ist auch jene Trans-Frau, die vergangene Woche die Wogen hochgehen ließ, weil sie in Wien in die Damensauna im Hermannbad ging.
Und was Tavassoli noch ist: umstritten.
Die selbsternannte muslimische Lesbe gratulierte etwa öffentlich den Taliban zu ihrem Sieg in Afghanistan und zur Tötung deutscher Soldaten. In ihrer Heimat Hamburg hat sie viel verbrannte Erde hinterlassen, unter anderem bei der Partei „Die Linke“, wo sie Mitglied war, oder bei der Uni Hamburg, gegen die sie öffentlich kampagnisierte.
Korrekte Ansprache?
Wer ist Tavassoli? Ist sie tatsächlich eine Trans-Frau, die unverhofft in die Medien geraten ist (alleine diese Frage zu stellen, ist problematisch)? Ja, wenn es nach Tavassoli selbst geht. Im KURIER-Gespräch erzählt sie von einem sorglosen Wien-Besuch, bei dem sie spontan entschieden habe, in die Sauna zu gehen. Sie ist eloquent und spricht mit einer subtilen Zerbrechlichkeit in der Stimme.
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Unter den queeren "Die Linke"-Aktivisten kauft man ihr das nicht ab. „Seine Aktivitäten sind Teil jenes rechtspopulistischen Diskurses, der tolerante Politikentwürfe lächerlich machen soll“, so die Einschätzung. Teilweise wird bewusst die männliche Form benutzt, wenn über Tavassoli gesprochen wird. Die Begründung: Verunsicherung, wie man sich jetzt ausdrücken darf, sei Teil des Empörungskonzepts.
Da Tavassoli als Frau bezeichnet werden will und sich nach eigener Aussage auch als Frau registrieren ließ, benutzt der KURIER die weibliche Form.
Ein Vorkommnis wie jenes in der Damensauna spiegle nicht die Lebensrealität von Trans-Personen wider, sagt Wolfgang Wilhelm, Leiter der Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten. Die meisten hätten einen großen Leidensdruck und würden Schmerzen und Strapazen auf sich nehmen, damit man die Merkmale ihres ursprünglichen Geschlechts nicht mehr erkenne.
Dass jemand mit Vollbart und sichtbarem Geschlechtsteil in die Sauna gehe, halte er für unrealistisch. Viele Trans-Frauen würden sogar immer ihre Hände verstecken, da sie größer wären.
Mehrere Provokationen
Es wäre nicht das erste Mal, dass Tavassoli provoziert: Sie hat sich kurz vor dem Parteitag der Hamburger Linken im September 2022 zur Frau ernannt und als Landessprecherin kandidiert. Selbst war sie nicht zugegen, sie ließ ihre Bewerbungsrede von einem maskierten Mann vortragen – diese soll „aggressiv queer- und transfeindlich“ gewesen sein - und eine in der Partei bekannte Trans-Frau soll darin "persönlich und massiv" beleidigt worden sein.
Laut deutschen Medienberichten bestritt Tavassoli, dass die Rede in ihrem Namen gehalten wurde.
In der internen Telegram-Gruppe der Hamburger Linken soll es danach Nachrichten mit Gewaltphantasien gegeben haben, berichtete die Taz. Leute wie Tavassoli gehörten demnach nicht nur aus der Partei ausgeschlossen, vielmehr hätten sie „für die Gewalt, die sie andern antun […] aufs Maul verdient“. Gegenüber der Taz erklärten die Linken danach, dass die Wut daher rühre, dass Tavassolis Handeln Trans-Personen Leid zufüge und Hass und Ängste ihnen gegenüber schüre.
Zufall?
Skepsis löst auch Tavassolis gemeinsames Wirken mit der Journalistin Judith Basad aus. Unter anderem soll sie mit ihr auf der Hamburger FLINTA-Demo gegen Gewalt gegen Frauen gewesen sei. Zusammen, heißt es in Hamburg, dokumentierten sie die Wut der anwesenden Frauen über Tavassolis Anwesenheit. Basad ist jene Journalistin, die bei Bild gekündigt hat und in einem offenen Brief den zu laschen Umgang mit der „woken Bewegung“ als Grund nannte.
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Mittlerweile schreibt sie unter anderem bei Pleiteticker.de, eine vom geschassten Ex-Bildchefredakteur Julian Reichelt gegründete Website. Und hier wird es auch wieder für Wien interessant. Pleiteticker deckte auf, dass es sich bei der Wiener Transfrau um Tavassoli handelte. Autorin: Judith Basad.
Ein Zufall ist unwahrscheinlich. In Tavassolis Version klingt das freilich anders. Woher das Medium wisse, dass es sich um sie handle, wisse sie nicht. Die Zitate im Text habe sie selbst auch gar nicht gesagt, ihr wurde ein fertiger Text vorgelegt. Sie habe ihn aber freigegeben, weil es mit ihren Positionen übereinstimmen würde.
In ihrer Blase wird Tavassoli jedenfalls für ihre Aktionen gefeiert. Der Tenor: Sie führe der Gesellschaft die „ideologische Verblendung“ vor. Wofür Tavassoli aber wirklich steht, ist auch Hamburgern, die bereits mit ihr zu tun hatten, nicht ganz klar. Es gehe da nicht um links oder rechts, ist zu hören. Das Hauptziel von Tavassoli sei wohl nur eines: reine Provokation.