Dragqueens-Lesung für Kinder: Graz soll nicht Wien werden

Gloria Hole liest in Graz
Im Gegensatz zur Veranstaltung Mitte April in Wien ist keine Demo dagegen angemeldet.

Für zwei Stunden ist die Lesung angesetzt, "Schwanenteich" steht unter anderem auf der Leseliste. 30 Kinder mit 40 Elternteilen sind für Sonntagnachmittag in Graz angemeldet. "Wir sind voll ausgebucht", berichtet Christoph Skoff und freut sich.

Der Friseur liest nicht als Christoph, sondern als Gloria, vielmehr Gloria Hole: Der 36-Jährige ist eine der bekanntesten Dragqueens der Steiermark; er plant die Lesestunde gemeinsam mit Kollegin Candy Licious.

➤ Analyse: Die inszenierte Empörung

Den "Wirbel aus Wien" hoffte man aber, hinter dem Semmering zu lassen – es gelang nur teilweise: Zwar sind laut Landespolizeidirektion Steiermark keine Demonstrationen gegen die Lesung angemeldet worden, dennoch "gilt für uns erhöhte Aufmerksamkeit", betont Sprecher Fritz Grundnig. Mitte April prallten in Wien rechte und linke Demonstranten wegen einer Dragqueen-Lesung für Kinder aufeinander.

Bunt und voll Respekt

Kaum wurde bekannt, dass in Graz ähnliches geplant ist – im Parteihaus der Grünen – ging aber der Wirbel via Twitter und Presseaussendungen los. „Kinder dürfen nicht für linke Meinungsmache vor den Karren gespannt werden“, deponiert die FPÖ. Gloria alias Christoph ist enttäuscht ob der Reaktionen. "Es soll ein schöner, entspannter, bunter Nachmittag voller Respekt und Toleranz werden. Jeder soll machen können, was er will, solange niemand zu Schaden kommt.“ Graz könne eine Vorzeigestadt des gegenseitigen Respekts werden. "Wir sind facettenreiche Menschen. Ich versteh’ das ganze Drama nicht."

Als in Graz der erste Zebrastreifen in Regenbogenfarben angelegt wurde, legte Gloria mit Hand an und färbelte den blauen Streifen. "Die Parteifarben der FPÖ. Ganz bewusst, um zu zeigen, dass ich Respekt habe für jene, die eine Einstellung haben, die ich aber nicht teile."

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