Große Betroffenheit nach tödlichem Unfall im Prater

Olympia Looping im Wiener Prater
30-jährige Fahrgeschäft-Mitarbeiterin wurde Dienstagabend von einem Waggon erfasst. Für sie kam jede Hilfe zu spät.

Nach dem tödlichen Unfall einer 30-jährigen Mitarbeiterin im Wiener Prater saß der Schock auch einen Tag nach dem Unglück tief: Am Dienstag gegen 20.25 Uhr hatten wartende Praterbesucher bei einer Kassierin des Fahrgeschäfts "Olympia Loopings" Alarm geschlagen - sie hatten bei der Attraktion den reglosen Körper einer Frau entdeckt. Sofort wurde die Rettung verständigt, während Praterbesucher Erste Hilfe leisteten. Für die 30-Jährige kam jedoch jede Hilfe zu spät.

Opfer wollte zur Toilette gehen

Wie Ermittlungen zeigten, dürfte die 30-Jährige in einem abgesperrten Gefahrenbereich von einem heranfahrenden Zug erfasst worden sein. Ein technischer Defekt wurde ausgeschlossen. Das bestätigte auch Otto Barth, Eigentümer der Achterbahn.

Laut Zeugen, mit denen der KURIER bei einem Lokalaugenschein sprach, befand sich der Zug in der letzten Kurve. Dort wollte die Rumänin offenbar den kürzeren Weg zur Toilette nehmen, ging unter der Achterbahn durch und erlitt tödliche Kopfverletzungen. "Hätte sie fünf Sekunden gewartet, wäre sie noch am Leben", vermutete eine Zeugin.

Auf KURIER-Anfrage sieht die MA 36 "menschliches Versagen" als Unfallursache: "Unsere zwei Mitarbeiter haben die Anlage heute vor Ort gesehen und es gab keine technischen Probleme", sagte Dietmar Klose, Dienststellenleiter der MA 36 für Gewerbetechnik, Feuerpolizei und Veranstaltungen. Das Arbeitsinspektorat wollte sich zu laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Achterbahn bleibt vorerst geschlossen

In der Nähe des "Fünfer Loopings", wie die Achterbahn auch genannt wird, stehen einige Mitarbeiter des Fahrgeschäfts, die über den Vorfall diskutieren. Eine davon ist eine junge Frau, die namentlich nicht genannt werden will.Sie wischt sich ihre Tränen mit der Kapuze vom Gesicht und bezeichnet ihre Kollegen als "eine kleine Familie". Das Opfer kannte sie nicht so gut, da sie beide erst zwei Wochen gemeinsam gearbeitet haben. "Das ist hier meine erste Saison und so beginnt es", sagt sie traurig.

Mitarbeiter der benachbarten Fahrgeschäfte sind ebenfalls fassungslos und schockiert, einige haben erst am Vormittag vom Unfall erfahren. "Dienstags ist hier nicht viel los, deshalb hatten viele Mitarbeiter frei", erklärt ein Angestellter auf die Frage, warum nur wenige davon mitbekommen haben.

"Es ist furchtbar"

Am Mittwoch zeigt sich auch Otto Barth, Eigentümer der Achterbahn, sichtlich ergriffen vo dem Unfall. Bei einem kurzfristig organisierten Medientermin versucht er Worte zu finden: "Wir sind zutiefst schockiert. Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen der Frau. Es ist furchtbar." Barths Unternehmen zählt zu den erfolgreichsten Schaustellerbetrieben Deutschlands. Als er von dem Unglück informiert wurde, stieg er sofort ins Auto und fuhr von München nach Wien.

Der Praterverband hat sofort ein Krisenteam als Ansprechpartner für Behörden zusammengestellt: "Wir werden dieses Unglück in Gesprächen aufarbeiten und überlegen eine Aktion, um diese Tragödie gemeinsam zu bewältigen", sagte Vizepräsidentin Silvia Lang. Nachfragen waren beim Medientermin "aus Pietätsgründen" nicht erlaubt.

Die für Donnerstag geplante jährliche Pressefahrt zu Praterneuheiten der Saison wurde vorerst abgesagt. Die Achterbahn bleibt zudem bis auf Weiteres geschlossen.

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