Tierische Sorgenkinder suchen ein Zuhause
Tiere sind als Geschenk ungeeignet – überhaupt als Überraschungsgeschenk. Man kann sie nicht beiseitelegen, wenn man einmal keine Freude mehr daran hat", betont Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins (WTV), kurz vor Weihnachten einmal mehr. "Sollte sich die gesamte Familie nach reiflicher Überlegung aber doch für einen neuen Mitbewohner entscheiden, dann bitte die Tiere nicht auf der Straße kaufen."
Sie schlägt damit in dieselbe Kerbe, wie Wiens Umwelt-Stadträtin Ulli Sima, die dem illegalen Welpenhandel einen Riegel vorschieben will (der KURIER berichtete).
Petrovic rät, nur bei anerkannten Züchtern zu kaufen – oder eben im Tierschutzhaus, wo man für jede Entlastung dankbar ist. "Der Vorteil ist, dass man mehrmals kommen kann, um ein Tier besser kennenzulernen. Und, dass man es im Ernstfall – falls es im neuen Zuhause mit dem Zusammenleben überhaupt nicht klappt – zu uns zurückbringen kann."
Schwere Fälle
Zurzeit sind im Wiener Tierschutzhaus 1151 Tiere untergebracht. Darunter 272 Hunde, 358 Katzen und (nach einer großen Beschlagnahme in der Vorwoche) 231 Vögel. Besonders schwierig gestaltet sich die Vergabe bei einer Handvoll "Sorgenkindern".
"Es gibt drei Faktoren, die es erschweren, für Tiere einen neuen Besitzer zu finden", erläutert die Leiterin des Tierschutzhauses, Marion Wenny. "Wenn sie älter sind, wenn sie krank sind und, wenn sie zu zweit sind."
Auf Fassi und Timmi treffen alle drei Faktoren zu. Die 8- und 10-jährigen Terriermischling-Rüden wurden von ihrem überforderten Vorbesitzer im Tierschutzhaus abgegeben. "Aber weil die beiden verschmusten Hunde ein Herz und eine Seele sind, können wir sie nicht von einander trennen", sagt Wenny. Da Timmi auch noch unter dem Cuching-Syndrom (einer Schilddrüsenerkrankung) leidet und regelmäßig Medikamente braucht, fand sich bis dato kein Interessent.
Zu den "Sorgenkindern" gehört auch Stafford Mira. Als die 16 Monate alte Hündin vor ein Auto lief und sich die Hüfte brach, wollte sie ihr Vorbesitzer erst einschläfern lassen. Stattdessen unterschrieb er eine Verzichtserklärung. Nun wird das "selten wesensfreundliche" Tier nach seiner Operation im Tierschutzhaus aufgepäppelt.
Die Zahl der besonders schwer vermittelbaren Tiere schätzt Petrovic auf 15 bis 20. Meist handelt es sich um Paare, die man nicht auseinanderreißen will, oder um Vierbeiner, die wegen gesundheitlicher Probleme spezieller Pflege bedürfen.
Um Platz für solche Sonderfälle, für Welpen aus der Quarantänestation sowie für Katzen aus dem schwerst sanierungsbedürftigen Katzentrakt zu gewinnen, möchte man seitens des WTV das bisherige Vogelhaus des Tierschutzhauses adaptieren. Dort ist bis dato aber die "ARGE Papageienschutz" mit ihren rund 140 bunt gefiederten Schützlingen untergebracht. Eine Lösung ist noch nicht in Griffweite (siehe Zusatzgeschichte unten).
Christkindlaktion
Wer den Bewohnern des Tierschutzhauses etwas Gutes tun will, kann sich im Rahmen der Christkindlaktion auf der WTV-Homepage ein Tier aussuchen, um ihm etwas Sinnvolles zu schenken. "Zum Beispiel Spezialfutter oder überdimensionale Kauknochen", führt Petrovic an.
Eine weitere Möglichkeit wäre die Kostenübernahme für konkrete Tiere – also eine Patenschaft.
Zwischen dem Wiener Tierschutzverein und der "ARGE Papageienschutz" hängt der Haussegen schief. Grund: Bis dato ist Letzterer im Vogelhaus des Tierschutzhauses in Vösendorf untergebracht. Statt Miete zu bezahlen, pflegt man die Papageien des WTV kurzerhand mit.
Damit dürfte aber bald Schluss sein. Da der WTV Eigenbedarf für den Platz anmeldet, soll die ARGE mit ihren insgesamt 140 Papageien (13 davon quartierte der Tierschutzverein ein) bis Juni 2015 ausziehen. Und weil es noch kein Ersatzquartier gibt, ist jetzt die Sorge groß.
Suche nach Lösung
Das Vogelhaus ist in einem besseren baulichen Zustand als so manch anderer Trakt im Tierschutzhaus. Darum will man ihn für jene Schützlinge adaptieren, die besonderer Pflege bedürfen. Die Platznot sei aber nicht der einzige Grund für die Trennung von der ARGE, erklärt Madeleine Petrovic. Um das Spendengütesiegel des WTV nicht aufs Spiel zu setzen, müsse "eine finanzielle Abgrenzung zu anderen Vereinen stattfinden".
Da man die Vögel aber nicht so einfach umquartieren könne und Papageien überdies oft in lebenslangen Partnerschaften leben und es Tierquälerei wäre, diese zu trennen, sucht man nach einem Ausweg. Die ARGE, die in der Nähe von Langenlois (NÖ) ein eigenes Vogel-Quartier plant, dieses aber noch nicht finanzieren kann, zeigt sich gesprächsbereit.
"Wir werden eine zeitlich begrenzte Übergangslösung finden", verspricht Petrovic. "Aber ab jetzt müssen wir die Miete und die Betriebskosten bzw. die Arbeitsleistung der ARGE abrechnen."
Info: www.papageienschutz.org
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