Gemischte Gefühle nach Umgestaltung der Thaliastraße
Es war nicht die Eröffnung, die sich die Stadt gewünscht hatte. Nach einem halben Jahr Bauzeit wurde der erste Abschnitt der Umgestaltung der Thaliastraße, vom Gürtel bis zur Feßtgasse, pünktlich weitgehend fertiggestellt.
Statt dem geplanten "bunten Nachmittag" nach der 3K-Regel der Polit-Eröffnungen – Kultur, Kinderprogramm und Kulinarik – mussten Planungsstadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteher Franz Prokop (beide SPÖ) am Donnerstag jedoch mit einem kurzen Fototermin vorliebnehmen. In verbreiteten Statements freuten sie sich dennoch über die "tolle Aufwertung" des "Klimaboulevards".
Optisch viel Neues
Und tatsächlich ist die Liste der Neuerungen lang. Der Niveauunterschied zwischen Fahrbahn und Gehsteig wurde verringert und Tempo 30 verordnet. Die Gehsteige wurden bis zu den Bim-Schienen vorgezogen und dadurch auf bis zu sechs Meter verbreitert.
Der dadurch gewonnene Platz wurde für 97 Bäume, 139 teils mit Tischen versehene Sitzgelegenheiten, 21 Nebelstelen, drei Wasserspiele und ein Dutzend Trinkbrunnen genutzt, um die Aufenthaltsqualität vor allem im Sommer zu steigern. Doch auch die übrig gebliebenen 100 Parkplätze finden sich jetzt auf Gehsteig-Niveau.
In der umfangreichen Bürgerbeteiligung, die der Umgestaltung vorangegangen war, hatten sich viele für eine deutliche Einschränkung des motorisierten Verkehrs bis hin zu einer Begegnungszone ausgesprochen. Ein unerfüllter Wunsch. Die Thaliastraße sei schließlich auch Verkehrsachse, sagte Sima bereits im März.
Auch baulich getrennte Radwege standen auf dem Wunschzettel der Bevölkerung. Die gingen sich laut Sima jedoch aufgrund des Straßenquerschnitts nicht aus. Für Radler gibt es dafür zwei neue Querverbindungen gegen die Einbahn zur "fahrradfreundlichen" Hasnerstraße und einige neue Radbügel.
Keine Mariahilfer Straße
Spricht man nun mit den Menschen vor Ort, stößt man weder auf große Begeisterung noch auf grobe Ablehnung. "Es ist schon eine wesentliche Verbesserung, aber es wäre noch Luft nach oben", sagt etwa Christoph. Breitere Gehsteige, mehr Grün und Tempo 30 begrüßt der 53-Jährige, doch: "Es gibt noch viel zu viele Parkplätze."
Ähnlich die 40-jährige Sylvie, die direkt an der Straße wohnt. "Etwas freundlicher" sei es jetzt, alles in allem aber auch "traurig, dass die Straße nach wie vor den Autos gehört". In der Mariahilfer Straße wäre das viel besser gelöst worden. Findet Sylvie, findet Christoph und findet auch Anas. "Das hat sechs Monate gedauert und jetzt sind es so viele Autos wie früher", klagt der 30-jährige Bäckerei-Angestellte.
Verena Wiesinger ist hingegen zufrieden mit dem Ergebnis. Die Umgestaltung der traditionsreichen Einkaufsstraße sei dringend notwendig gewesen, sagt die Bezirksobfrau der Wirtschaftskammer. Vor allem die Begrünung sei positiv, weil diese "natürlich das Klima beim Einkaufen verbessert."
Nicht nur aufs Einkaufen bezogen hofft auch Anrainerin Sylvie auf diese positive Wirkung, wenn die neu geplanzten Bäume einmal Grün tragen. "Damit sich der ganze Baustellenlärm der letzten Monate ausgezahlt hat."
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