Terroralarm in Wien: 18-Jähriger verhaftet

Wolfgang Sobotka
Cobra-Einsatz Freitagabend. Innenminister Sobotka spricht von Anschlagsplan in Wien, Inhaftierter soll in Verbindung zu Radikalen stehen.

Ein Terrorverdächtiger sorgt jetzt in Wien für erhöhte Alarmbereitschaft: Kräfte der Spezialeinheit Cobra stürmten Freitagabend eine Wohnung in Favoriten und nahmen einen albanischstämmigen Österreicher fest. Der 18-jährige Mann soll laut ersten Informationen von Sicherheitsbehörden in Deutschland einen Sprengsatz gebaut haben. Ein mögliches Anschlagsziel soll die Wiener U-Bahn gewesen sein, berichtete Innenminister Wolfgang Sobotka.

Terroralarm in Wien: 18-Jähriger verhaftet
ABD0231_20170120 - WIEN - ÖSTERREICH: Einsatzort der Festnahme eines Terrorverdächtigen in der Rotenhofgasse am Freitag, 20. Jänner 2017 in Wien-Favoriten. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Der Zugriff war um 18 Uhr in der Rotenhofgasse erfolgt. Der Verdächtige hatte sich widerstandslos festnehmen lassen. Die Bevölkerung soll dennoch wachsam sein, richtete die Polizei eine Warnung an die Wiener.

Chronologie: Terroranschläge in Österreich mit Todesopfern

Infos von ausländischen Geheimdiensten

In den vergangenen Tagen hätten sich Hinweise auf einen möglichen Anschlag im Großraum Wien und den 18-jährigen Verdächtigen verdichtet, erklärte Konrad Kogler, der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Freitagabend bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Gleich mehrere ausländische Geheimdienste sollen Österreichs Behörden über einen möglichen Terrorakt im Jänner informiert haben.

Terroralarm in Wien: 18-Jähriger verhaftet
Karte Wien mit Lokalisierung der Polizeiaktion GRAFIK 0079-17, 88 x 55 mm
Der Verdächtige gilt als fanatischer IS-Sympathisant, er soll aber kein Heimkehrer gewesen sein. Laut gut informierten Kreisen soll er vor dem Zugriff zwei Tage lang observiert worden sein. Insidern zufolge hätten Fahnder zudem herausgefunden, dass er via Internet Anleitungen zum Sprengsatzbau weitergegeben habe. Sie seien über die IP-Adresse seines Computers auf diese Information gestoßen. Bisher waren die Behörden auf ihn nicht aufmerksam geworden.

Kontakt zu Salafisten

Laut Sobotka soll der junge Mann aber zu salafistischen Radikalen in Kontakt gestanden sein. Auch gebe es konkrete Hinweise, wonach der 18-Jährige in Deutschland gewesen sei. Die Kronen Zeitung zitiert einen Bericht des Bundesamts für Verfassungsschutz, wonach der Verdächtige eine Bombe in Deutschland gebaut haben soll und damit nach Österreich einreisen wollte. Ermittelt wird derzeit, ob der Tatverdächtige zu einem radikalen Netzwerk gehört. Sobotka spricht hier von Anhaltspunkten.

Terroralarm in Wien: 18-Jähriger verhaftet
ABD0218_20170120 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.), Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Konrad Kogler, Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP), General Karl Mahrer informieren nach der Festnahme eines Terrorverdächtigen in der Rotenhofgasse am Freitag, 20. Jänner 2017 in Wien-Favoriten. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Die Polizei blieb am Abend bei ihrem Aufruf an die Bevölkerung, vorsichtig zu sein. „Es ist jetzt wirklich nicht die Zeit, Angst oder Panik zu haben, aber man muss sensibel damit umgehen“, erklärt Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Die Sicherheitsmaßnahmen bleiben weiterhin aufrecht, „bis wir sicher sind, dass wir wieder von einer sicheren Lage ausgehen können“, sagt Landespolizeivizepräsident Karl Mahrer. “

„Der heutige Fall zeigt einmal mehr, dass Österreich keine Insel der Seligen ist“, sagt Sobotka. Er forderte erneut den Ausbau der Überwachungsmöglichkeiten. Seine Vorschläge dazu hat er erst Anfang Jänner präsentiert.

Reaktionen der Parteispitzen

Die Polizei bekam Freitagabend viel Dank für die Festnahme eines Terrorverdächtigen in Wien - auch seitens der Spitzenpolitik. Allen voran dankte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) via Facebook für die "exzellente Polizeiarbeit". "Ihr macht Österreich zu einem der sichersten Länder der Welt", würdigte er den Einsatz der Sicherheitsbehörden.

Ähnlich ÖVP-Chef Vizekanzler Reinhold Mitterlehner: "Ich danke allen Einsatzkräften, die rund um die Uhr für unsere Sicherheit sorgen und gegen Terror ermitteln", war von ihm auf Facebook zu lesen. Außenminister Sebastian Kurz sagte ebenso "Danke an die Polizei & das Team im Innenministerium für den Einsatz".

Und auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache - der zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump in die USA gereist war - bekundete der Polizei auf Facebook ein "Danke für Ihre exzellente Sicherheitsarbeit im Interesse der österreichischen Bevölkerung".

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