Doch was eint die möglichen Täter?
Auf den ersten Blick ihr Geschlecht (männlich), das Alter (jung), die Form der Radikalisierung (Internet) und offenbar psychische Probleme. Eine Art Blaupause für Terroristen, vor der Terror-Experten seit Langem warnen, scheint in Österreich 2023 Realität geworden zu sein.
Anschlag Pride-Parade
Es ist ein Samstag im Juni 2023, als der Terror drei Jahre nach der Terror-Attacke mit vier Toten in Wien, erneut deutlich spürbar in Österreich ankommen soll. Am 17. Juni sollen ein damals 14-Jähriger und ein Brüderpaar aus St. Pölten (17 und 20) ein Attentat auf die Pride-Parade in Wien geplant haben.
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Mit einem Auto und Messern, wie später die Auswertung von Chats belegen wird. Chats, die wie beim 16-Jährigen aus Oberösterreich Bombenpläne und IS-Blutbilder zutage fördern.
Anschlag Hauptbahnhof
Am 11. September dann das nächste vereitelte Attentat und der nächste mögliche junge Täter: Ein erst 16-jähriger IS-Anhänger soll laut eigenen Angaben einen Anschlag auf den Wiener Hauptbahnhof geplant haben. Mit einem Kampfmesser wollte er offenbar Passanten auf einer Rolltreppe töten.
Wie ein Islamismus-Screening wenig später ergibt, befand er sich in einem „fortgeschrittenen Radikalisierungsprozess“ und war wohl ein Selbstmord-Attentäter. Mit psychischen Problemen.
Anschlag Synagoge
Kurz vor Weihnachten sollte es nun offenbar erneut zu einem Attentat kommen.
Jenem des 16-jährigen Oberösterreichers auf eine Synagoge. Bereits am vergangenen Donnerstag kam es deswegen in der Nähe von Steyr zu mehreren Hausdurchsuchungen und zur Festnahme des Burschen, der in U-Haft sitzt. Die Beamten stellten dabei etliche Datenträger sicher und das Handy des Burschen mit den Schock-Bildern des IS.
War der 16-Jährige polizeibekannt? Oder gar ein Hochgefährder, also eine jener Personen im hohen zweistelligen Bereich, die eine besondere Gefahr für den Staat darstellen?
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Nein. Der 16-Jährige gilt als unbescholten. Konkrete Vorbereitungen für ein mögliches Attentat soll er seit Oktober 2023 getroffen haben. Dazu zählte auch der Kauf von Waffen. „Über die nötigen finanziellen Mittel für den Waffenkauf hat er bereits verfügt“, erklärte DSN-Direktor Haijawi-Pirchner. Wie die Ermittler auf die Spur des Teenagers kamen, darüber schweigt man sich aus.
Schlussendlich dürften aber wohl Chats, in denen der Oberösterreicher sich mit anderen über seine Pläne ausgetauscht haben soll, zu ihm geführt haben. Im Falle der anderen beiden vereitelten Anschläge hatten Hinweise von befreundeten Diensten zu den jungen Männern geführt. Denn heimischen Ermittlern fehlen nach wie vor die nötigen Befugnisse für Zugriffe auf Messenger-Dienste.
Zielgruppe des IS
Doch genau in diesen Kanälen tauschen sich die Burschen, die sich zuvor meist im Internet kennenlernen, aus. Sie sind die Zielgruppe schlechthin für den Islamischen Staat, der seit dem Angriff der Terrormiliz Hamas auf Israel noch stärker unter Druck geraten ist, nicht in Vergessenheit zu geraten.
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„Radikalisierte Einzeltäter spielen nach wie vor eine zentrale Rolle. Gerade Junge radikalisieren sich rasch. In virtuellen Räumen werden Absprachen für Terroranschläge vereinbart“, betonte der DSN-Chef. Dass der IS bewusst Jugendliche anspricht, betonte auch Catherine De Bolle, Chefin von Europol im KURIER-Interview: „Es gibt eine Strategie, gezielt durch Propaganda junge Menschen und solche mit psychischen Problemen anzusprechen.“
Psychische Probleme, wegen denen auch der 16-Jährige in Behandlung gewesen sein soll.
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