Tempo 30 am Gürtel: Bezirkschefs bremsen

Tempo 30 am Gürtel: Bezirkschefs bremsen
Rot-Grün erwägt zusätzliche nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen. Auch am Gürtel?

Die rot-grüne Stadtregierung überlegt, die Tempo-30-Zonen auszubauen. Bei stark lärmbelasteten Durchzugsstraßen soll die Sinnhaftigkeit einer Geschwindigkeitsbeschränkung in der Nacht geprüft – und gegebenenfalls in Abstimmung mit den Bezirken eingeführt werden, steht im Koalitionspapier.
Kein neuer Vorschlag. Schon 2012 machte der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch den Vorstoß, auf allen Hauptstraßen in der Nacht Tempo 30 einzuführen. Kommt damit das Tempolimit auch am Gürtel?

Tempo 30 am Gürtel: Bezirkschefs bremsen
In den betroffenen Bezirken gehen die Meinungen über Tempo 30 am Gürtel auseinander. Während etwa die VP-Bezirkschefin der Josefstadt (8.), Veronika Mickel, im Interesse der Anrainer dringenden Handlungsbedarf ortet, sieht ihr SPÖ-Pendant aus dem gegenüberliegenden Ottakring (16.) keine Notwendigkeit.

Unterirdischer Gürtel?

Tempo 30 in der Nacht – konkret zwischen 22 und 5 Uhr – sei zwar überlegenswert, meint Mickel. Für den Gürtel – ihrer Ansicht nach „ein trennendes Element zwischen den Bezirken“ sowie „eine vernachlässigte Region in der Stadtplanung“ – fehlt ihr aber „die ganz große Vision“.

Tempo 30 am Gürtel: Bezirkschefs bremsen
Bezirksvorsteherin Veronika Mickel, Josefstadt (ÖVP),Veronika Mickel
Der VP-Politikerin schwebt eine komplett unterirdische Führung der Fahrbahn vor. „Dadurch würden allein für die Josefstadt 40.000 Quadratmeter Freifläche entstehen.“

Bei Franz Prokop, SP-Bezirkschef in Ottakring (16.), habe sich dagegen „noch kein einziger Gürtel-Anrainer“ mit einem derartigen Ansinnen gemeldet. Sollte der Bedarf irgendwann angemeldet werden, müssten erst eine Verkehrszählung durchgeführt und die Autofahrer-Klubs eingebunden werden, meint er.

Strengere Kontrollen

Auch Gerhard Zatlokal, SP-Bezirksvorsteher im benachbarten Rudolfsheim-Fünfhaus (15.), zweifelt an der Sinnhaftigkeit von Tempo 30 am Gürtel: „Das Problem ist doch, dass schon Tempo 50 nicht eingehalten wird.“ Manche Autofahrer würden gar mit 70 oder 80 km/h fahren: „Würde man verstärkt kontrollieren, könnten die Anrainer besser schlafen.“

Zudem müsse es eine gemeinsame Lösung geben: „Es wäre doch nicht sinnvoll, dass ein Bezirk dafür ist, und der Nachbarbezirk ist dagegen“. Insofern zweifelt Zatlokal an einer baldigen Tempo-30-Einführung: „In kurzer Zeit sehe ich keine Möglichkeit dazu.“

Ähnlich argumentiert Martina Malyar (SP), Vorsteherin am Alsergrund (9.). Tempo 50 solle bleiben – es solle aber sichergestellt werden, dass „der 50er auch wirklich ein 50er ist“. Wichtig seien zudem entsprechende Grünphasen der Ampeln, die für flüssigen Verkehr bei angemessener Geschwindigkeit sorgen.

Tempo 30 am Gürtel: Bezirkschefs bremsen
ABD0033_20151013 - WIEN - ÖSTERREICH: Die neue Grüne Bezirksvorsteherin Silvia Nossek am Dienstag, 13. Oktober 2015, anl. der Pressekonferenz "Währing ist grün" in Wien. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
Auch die künftige grüne Bezirksvorsteherin von Währing (18.), Silvia Nossek, ist skeptisch: „Die Diskussion über Tempo 30 am Gürtel wäre nur ein großer Aufreger – davon haben aber die Anrainer nichts.“ Auch sie argumentiert: „Das Wichtigste wäre, dass das jetzt geltende Tempo 50 eingehalten wird. Da wäre schon viel gewonnen.“

Der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch, der einst die Diskussion angestoßen und das Koalitionspapier mitverhandelt hat, gibt sich auf KURIER-Anfrage ebenfalls zurückhaltend: „Am Gürtel selbst bringt Tempo 30 wenig. Das Einzige, was etwas bringt, sind genaue Kontrollen von Tempo 50.“

Kommentare