Neue Wiener Bim-Linie 12 soll ab 2025 fahren, Differenzen um Trasse
Jetzt ist offiziell, was der KURIER bereits Anfang des Jahres berichtet hat: Die neue Straßenbahnlinie 12 soll im Herbst 2025 und somit zwei Jahre später als ursprünglich geplant den Betrieb aufnehmen. Das gaben Planungsstadträtin Ulli Sima, Finanzstadtrat Peter Hanke (beide SPÖ) und Wiener-Linien-Chefin Alexandra Reinagl am Donnerstag bekannt.
Auch die Streckenführung steht nun fest: Die Linie 12 wird von der U6-Station Josefstädter Straße bis zur Hillerstraße in der Leopoldstadt führen, unterwegs mehrere U-Bahn-Linien queren und so die Stadtentwicklungsgebiete Nordbahnhof und Nordwestbahnhof mit dem hochrangigen Öffi-Netz verbinden (siehe Grafik unten).
Die neue Trasse entsteht zwischen der Nordbahnstraße und der Hillerstraße und umfasst fünf Stationen. Die Neubaustrecke ist 2,2 Kilometer lang und soll unter anderem über ein Grüngleis auf der Vorgartenstraße verfügen. Bei der Haltestelle Rebhanngasse zweigt die Strecke auf die bestehenden Gleise der Linie 2 ab.
Der weitere Weg via Höchstädtplatz durch die Brigittenau und den Alsergrund wird auf jenen Schienen erfolgen, über die derzeit die Linie 33 kurvt. Diese bleibt prinzipiell bestehen, wird aber verkürzt. Der 33er wird künftig nur mehr vom 20. Bezirk bis zum Franz-Josefs-Bahnhof fahren.
Keine Anbindung an U2
Die neue Linie 12 ermöglicht auch den Umstieg auf drei U-Bahnen, also U1, U4 und U6. Später wird sich auch noch die in Bau befindliche U5 zu dieser Runde gesellen. Nicht vorgesehen ist eine Anbindung an die U2, obwohl die Endstation Hillerstraße nicht weit von der U-Bahn-Station Messe/Prater entfernt liegt. Technisch sei dies nicht umsetzbar gewesen, hieß es heute.
Selbige Streckenführung ist auch der Grund für die Verzögerung. Der Leopoldstädter SPÖ-Bezirksvorsteher Alexander Nikolai schickte die Trasse nach der Übernahme der Amtsgeschäfte von seiner grünen Vorgängerin Uschi Lichtenegger nach der Wien-Wahl 2020 zurück an den Start, weil er mit der geplanten Endschleife bei der U1-Station Vorgartenstraße nicht glücklich war. Er wünschte sich eine Anbindung an die U2, entweder bei der Station Messe/Prater oder der Krieau.
Technisch nicht machbar
Diese Variante ist nun aber vom Tisch, da die Weiterführung bis zur U2 zu vielfältigen Schwierigkeiten in technischer und verkehrsplanerischer Sicht geführt hätten, wie Sima und Clemens Horak, Leiter der MA 18 und somit Wiens oberster Stadtplaner, erklärten.
Dementsprechend ist Bezirkschef Nikolai mit dem jetzigen Ergebnis, also der Wendeschleife bei der Hillerstraße, halb-zufrieden. „Ich freue mich, dass der 12er jetzt einmal kommt“, sagte er am Rande der Linien-Präsentation zum KURIER. Gleichzeitig kündigte er aber an, bezüglich der Verlängerung zur U2 „sicher draufzubleiben“.
Auch Opposition will Verlängerung
Grüne und ÖVP wird das freuen, sind doch beide mit der gewählten Endschleife unzufrieden. Eine „halbe Lösung“ kritisiert Nikolais Stellvertreter Bernhard Seitz von den Grünen: „So endet die Linie mitten im Stuwerviertel ohne Anbindung zu anderen hochrangigen Öffi-Linien.“
Und auch die Leopoldstädter Bezirksobfrau der Volkspartei Sabine Keri sagte, der Ausbau der Wiener Linien sei „prinzipiell immer zu begrüßen“, allerdings habe es die Stadt „verabsäumt, in die Zukunft zu blicken und die Straßenbahn wie von uns gefordert gleich bis zum Stadion Center fahren zu lassen“.
Wer profitiert
Besonders das Nordbahnviertel (10.000 Wohnungen, 20.000 Arbeitsplätze) und das künftige Nordwestbahnhofviertel (6.500 Wohnungen, 5.000 Arbeitsplätze bis 2035) werden durch den 12er besser angebunden.
Potenzial
Die Wiener Linien rechnen mit 13 Millionen Fahrgästen pro Jahr.
60 Millionen Euro
werden in die Strecke, die fünf neuen Haltestellen und sechs neue Flexity-Garnituren investiert.
Stattdessen wird nun eine 2,2 Kilometer lange Neubaustrecke über Vorgartenstraße und Taborstraße bis zur Nordbahnstraße errichtet. Zwischen Haussteinstraße und Walcherstraße werden auch 230 Meter als Grüngleis ausgeführt, zusätzlich entstehen fünf neue Haltestellen.
Großteil auf bestehenden Gleisen
Bei der Rebhanngasse mündet die Trasse in die bestehenden Gleise der Linie 2, ab dem Höchstädtplatz geht es auf der bisherigen Linie 33 weiter bis in die Josefstadt. Diese wird weiter bestehen, aber in einer verkürzten Variante zwischen Friedrich-Engels-Platz und dem Franz-Josefs-Bahnhof.
Das Nordwestbahnviertel wird vorerst noch umfahren, die Trasse durch das Stadtentwicklungsgebiet sei jedoch bereits vorreserviert, versicherte Sima: „Wir haben vereinbart, das umzusetzen, wenn es von der Besiedlungsdichte her Sinn macht.“
Die MA 18 hat das Projekt nun zur Detailplanung und Umsetzung an die Wiener Linien übergeben, der Baustart ist für spätestens 2024 vorgesehen.
Im Zuge der Arbeiten wird auch eine Lücke im Hauptradwegenetz in der Taborstraße zwischen Nordbahnstraße und Vorgartenstraße geschlossen und über letztere an den neuen Radweg in der Lassallestraße angebunden.
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