Neue Wiener Straßenbahnlinie 12 zumindest zwei Jahre verspätet

In der Vorgartenstraße soll der 12er ein Grüngleis bekommen
Der Leopoldstädter SP-Bezirksvorsteher Alexander Nikolai ließ nach Amtsübernahme die Trasse neu planen.

Es ist eine ordentliche Verspätung, die der 12er mittlerweile aufgerissen hat: zwei Jahre, mindestens.

Der 12er ist die neue Straßenbahn, die die großen Stadtentwicklungsgebiete Nordwestbahnhof und Nordbahnhof an die U-Bahn anbinden soll (siehe Grafik unten). Und er hätte im kommenden Herbst den Betrieb aufnehmen sollen.

Tatsächlich wird er aber frühestens im Herbst 2025 erstmals fahren. Das wurde dem KURIER vergangene Woche inoffiziell so bestätigt.

Doch woher die Verspätung?

Projektpräsentation "zeitnah"

Offiziell nehmen weder die Wiener Linien noch das Büro von Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) zu der Causa Stellung. Verwiesen wird lediglich darauf, dass man sich in den letzten Zügen der Planung befinde und das fertige Projekt „zeitnah“ präsentieren wolle.

Der Baubeginn wird aktuell für 2024, die Inbetriebnahme für 2025 avisiert. Auch auf der Projekthomepage heißt es mittlerweile, der 12er soll „voraussichtlich ab 2025/26“ fahren. Vergangene Woche war dort noch von 2023 die Rede.

Neue Wiener Straßenbahnlinie 12 zumindest zwei Jahre verspätet

Neuer Bezirksvorsteher, neue Planung

Nachdem es bereits im Herbst 2020 seitens der MA 18 (Stadtplanung) ein weitgehend abgeschlossenes Projekt gab, vermuten die Grünen, dass der Leopoldstädter SPÖ-Bezirksvorsteher Alexander Nikolai das Projekt nach der Übernahme der Amtsgeschäfte von seiner grünen Vorgängerin Uschi Lichtenegger zurück an den Start schickte.

Grund dafür soll der Wegfall von einigen Parkplätzen bei der Realisierung der ursprünglich geplanten Schleife über die Ofnergasse (Variante A) sein.

Neue Wiener Straßenbahnlinie 12 zumindest zwei Jahre verspätet

Ursprünglich sollte der 12er über die Lassallestraße wenden. Diese Variante ist mittlerweile vom Tisch

Zu große Einschränkung für Kfz-Verkehr

Nikolai bestätigt auf KURIER-Anfrage, dass er die Umplanung betrieb; betont jedoch, dass es „keinesfalls um Parkplätze“ gegangen sei. Vielmehr hätte die Variante „den Individualverkehr im Nordbahnviertel stark eingeschränkt und eine Spaltung des Bezirkes zwischen Nordbahnviertel und Stuwerviertel bewirkt“.

Hintergrund sei die für diese Variante notwendige Sperre der Vorgartenstraße zwischen Walcher- und Lassallestraße für den Kfz-Verkehr, wodurch „der gesamte Verkehr in die Walcherstraße gedrängt“ worden wäre. Dafür sei diese nicht ausgelegt.

Zudem hätte Variante A die Radschnellverbindung in der Lassallestraße durchtrennt, keine Entlastung für die Buslinien 11A und 11B gebracht und „keinen Mehrwert für die Bewohner des Nordbahnviertels geschaffen“, sagt Nikolai.

Fragezeichen an beiden Enden

Nach dem Letztstand der Planungen soll der 12er nun bis zur Hillerstraße fahren, wo auch der 11B endet (Variante B). Wobei Nikolai sich eine Weiterführung bis zur U2 wünscht, also entweder bis Messe/Prater (Variante C) oder noch ein Stück weiter bis zur Krieau.

In einer Studie zum Bim-Ausbau im 2. und 20. Bezirk aus dem Jahr 2017 war empfohlen worden, die Linie bis Messe/Prater zu führen. Die Grünen plädieren wiederum für die Krieau, denn dort sei viel mehr Platz für die Umkehrschleife.

Und sie kritisieren die lange Verzögerung ganz grundlegend: „Bei den Straßenbahnen hat es die SPÖ nicht eilig, da lässt sie uns gerne warten“, ärgert sich Mobilitätssprecherin Heidi Sequenz.

Unklar ist übrigens auch noch, bis wohin der 12er im Westen fahren soll. In der Studie waren der Franz-Josefs-Bahnhof oder die Augasse empfohlen worden; in der ursprünglichen Planung war die U6-Station Josefstädter Straße vorgesehen.

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