Personalmangel bei Wiener Linien: Bim und Bus kommen nun noch seltener

Personalmangel bei Wiener Linien: Bim und Bus kommen nun noch seltener
Die Intervalle werden sich um bis zu 2,5 Minuten verlängern. Die Wiener Linien wollen mit einem Maßnahmenpaket gegensteuern.

Die „Öffi-Liebe“ der Wienerinnen und Wiener – so wird die Wertschätzung des Nahverkehrsnetzes auf Social Media genannt – hat in den vergangenen Monaten stark gelitten. Die teilweise langen Wartezeiten auf Straßenbahn und Bus haben zuletzt die Debatte rund um die Wiener Linien beherrscht.

Gründe für die längeren Intervalle sind der Personalmangel, zahlreiche Krankenstände und fehlende Bewerber, heißt es aus dem Unternehmen. Bereits im November haben die Wiener Linien deshalb mit einer Recruiting-Kampagne begonnen und gleichzeitig den Fahrplan angepasst, wodurch sich die Wartezeiten auf Bus und Bim um bis zu 30 Sekunden verlängert haben.

Maßnahmenpaket

Bei einigen Maßnahmen muss jetzt „nachgeschärft werden“, sagt Geschäftsführerin Alexandra Reinagl zum KURIER. Ein Fünf-Punkte-Plan soll es richten.

Dazu gehört, dass ab 9. Jänner der Fahrplan erneut geändert wird – und sich die Intervalle noch weiter ausdehnen. Die Wartezeit auf mehrere Straßenbahn- und Buslinien (siehe Infobox) wird sich demnach verlängern. Und zwar um mindestens 40 Sekunden, bei manchen Linien sogar um 2,5 Minuten. (Die im November beschlossene Intervallausdehnung ist darin bereits enthalten.)

Neuer Fahrplan

Von der neuen Regelung sind insgesamt 19 Straßenbahnlinien (10, 11, 25, 26, 30, 31, 33, 37, 38, 40, 41, 42, 44, 46, 52, 60, 62, 71, U2Z) und 16 Buslinien (7A, 11A, 11B, 13A, 14A, 15A, 26A, 29A, 31A, 35A, 48A, 57A, 59A, 63A, 66A, 74A) betroffen

Ehemaliger Plan

Bei den  Straßenbahnlinien  O, 2, 6, 43, 49  und den Buslinien 1A, 40A bleibt es weiterhin bei der Intervallausdehnung um
30 Sekunden, die bereits im November umgesetzt wurde

Der Berufs- und Schulverkehr soll von der Neuerung unberührt bleiben. Unter der Woche gilt die Anpassung erst ab 9 Uhr.

Die erneute Ausdehnung der Intervalle sei notwendig geworden, weil man im November versucht habe, „nicht zu stark in den Fahrplan einzugreifen“, sagt Reinagl. „Die Krankenstände haben wir dabei unterschätzt.“

Die Folgen der erneuten Anpassung werden ab Montag nicht nur die Fahrgäste spüren. „Es wird kurzfristig zu mehr Unterbrecherdiensten kommen“, sagt Reinagl. Dabei handelt es sich um die kürzlich von Arbeitnehmern anonym kritisierten Dienste, bei denen Fahrerinnen und Fahrer mitten in einer Schicht eine mehrstündige Pause einlegen. Morgen- und Abendspitzen sollen damit abgedeckt werden.

Konzept bis Jahresende

Bis Jahresende 2023 soll ein Konzept entstehen, dass „Unterbrecherdienste auf das notwendigste Maß reduziert“, sagt Reinagl. Ob dann beispielsweise Werkstattmitarbeiter bei Arbeitsspitzen auch im Fahrdienst tätig sein sollen und wie das ausbildungstechnisch zu lösen wäre, ist derzeit noch nicht entschieden.

Attraktiver werden soll der Beruf aber etwa auch durch vermehrte Teilzeitmodelle, eine Reduktion der Arbeitsstunden und mehr Geld. Der Kollektivvertrag für Fahrdienstgehälter etwa wurde mit 1. Jänner um 210 Euro brutto pro Monat angehoben. Und für jede geleistete Überstunde bezahlen die Wiener Linien nun drei Euro zusätzlich zu allen gesetzlichen Zuschlägen. „Überstunden sollen damit attraktiver werden“, sagt Reinagl. Helfe das nicht, dann blieben die angeordneten Überstunden als „Ultima Ratio“.

Externe Prüfer

Ein externer Partner aus der Unternehmensberatung soll zudem interne Abläufe evaluieren und Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Bestandsaufnahme soll dann auch veröffentlicht werden, sagt Reinagl.

Im Herbst wollen die Wiener Linien nämlich zu ihrem normalen Fahrplan zurückkehren. Bleibt also genügend Zeit, um die Liebe der Wienerinnen und Wiener zurückzugewinnen.

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