Stadtbild: Fiaker rüsten sich für den Protest

Fiaker Gerry (re.) und Werner Kaizar, Sprecher der Initiative „Pro Fiaker Kultur“: „Wenn der Plan so durchgeht, werden wir protestieren“.
Beim Michaelerplatz neu sollen die Fiaker in die Seitengasse. Kutscher lehnen das ab

Ein Rettungsauto schießt mit Blaulicht über den Michaelerplatz, verschwindet in der schmalen Reitschulgasse. Für Werner Kaizar kommt es wie gerufen: "Jetzt stellen Sie sich vor, da stehen die Fiaker, aufgefädelt, nur 20 Zentimeter entfernt vom Verkehr. Wo ist da der Tierschutz?" Werner Kaizar ist Sprecher der Initiative "Pro Fiaker Kultur", die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Wiener Traditionskutschern den Rücken zu stärken, und er ist aufgebracht.

Grund für seinen Ärger ist der Vorstoß einer anderen Interessensgemeinschaft: Die Initiative "Michaelerplatz Plus" möchte die Stellplätze der Fiaker vom Michaelerplatz in umliegende Seitengassen verlegen. Das soll im Zuge einer Umgestaltung passieren, die diese private Initiative initiiert hat. Wie der KURIER berichtete, möchte sie den Platz erneuern und verkehrsberuhigen. Sie bieten an, dafür mehr als die Hälfte der Kosten zu tragen.

 

Stadtbild: Fiaker rüsten sich für den Protest

Noch stehen die Gespanne am Michaelerplatz.

Derzeit würden die "optische Massivität" der Fiaker und ihre "olfaktorischen Ausdünstungen" stören, sagt "Michaelerplatz Plus"-Sprecher Wolfgang Spitzy. Er ist auch der Initiative "Herrengasse Plus" vorgestanden, die 2016 die Umgestaltung der Herrengasse vorgenommen und fast vollständig finanziert hat.

Demo am Rathausplatz

Für viele Fiaker ist die Verlegung keine Option. "Das wäre eine Katastrophe", meint etwa Kutscher Gerry, der seit sieben Jahren Fiaker ist und hauptsächlich am Michaelerplatz steht. "Unser Geschäft funktioniert nur, wenn wir gesehen werden."

Fiaker-Unterstützer Werner Kaizer stellt deshalb klar: "Sollte der Plan so durchgehen, bleibt uns keine andere Wahl, als zu protestieren." Geplant sei eine Demonstration rund um das Rathaus mit bis zu 200 Pferden. Dazu würden sie Fiaker- und Pferdefreunde aus ganz Österreich einladen.

Denn es reicht, meint Wiens größter Fiaker-Unternehmer Johann Paul: Seit Jahren, würden sich die Rahmenbedingungen für die Kutscher verschlechtern: "Dabei tun wir so viel für die Stadt, für den Tourismus." Lady Di und Prince Charles hat das Unternehmen Paul in den 80er-Jahren durch Wien geführt. Auch in Hollywood-Produktionen hatten seine Kutschen einen Auftritt. Ebenso in Falcos Hit "Amadeus". "Und wissen Sie, wie viele Urlauber heute das Handy zücken, sobald wir vorbeifahren?", sagt Johann Paul – und dennoch würden sie seit Jahren schikaniert, beschnitten und verräumt werden.

Auch Sigrid Foerster vom Geschäft Loden-Plankl gleich neben der Kirche St. Michael kann die Stimmung gegen die Fiaker nicht verstehen: "Meine persönliche Meinung: Die gehören zu uns. Ich habe sie von meinem Arbeitsplatz auch ständig im Blick und kann sagen: Die Kutscher sind reizend zu ihren Pferden, kümmern sich um sie."

Stadtbild: Fiaker rüsten sich für den Protest

Für Sigrid Foerster gehören die Fiaker zum  Michaelerplatz

Die Aufregung der Fiaker kann wiederum die Initiative "Michaelerplatz Plus" nicht nachvollziehen: "Wir bekennen uns zu den Fiakern als Teil der Wiener Identität", sagt Sprecher Spitzy. "Von den Seitengassen wird man sie ja weiter sehen. Und vielleicht könnte man – analog zu den Mozart-Verkäufern – eine Art Fiaker-Verkäufer einführen, der am Michaelerplatz steht, Kunden anspricht, zu den Fiakern führt."

Die Initiative "Michaelerplatz Plus" ist zuversichtlich, dass die Pläne zur Umgestaltung bis Juli genehmigt sind.

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