Stadt Wien will Gasheizungen aus Neubau-Wohnungen verbannen

Die Regierung fördert weiter das ökologischere Heizen.
Fernwärme, Biomasse und Co. sollen für die Einsparung von 112.000 Tonnen CO2 bis 2030 sorgen.

Bis 2050 könnten die Maximaltemperaturen in Wien um acht Grad höher sein als heute. Zu dieser beunruhigenden Prognose kamen erst unlängst Forscher der ETH Zürich.

Um den Klimawandel zu bekämpfen, setzt die Stadt nun beim Wohnbau an: Die Heizung mit Öl und Gas soll in Neubauten weitgehend der Vergangenheit angehören. Konkret sollen 80 Prozent der 10.000 pro Jahr errichteten Wohnungen stattdessen mit Fernwärme, Solarenergie, Biomasse oder Erdwärme ausgestattet sein. Das kündigt die grüne Planungsstadträtin Birgit Hebein an. Damit sollen bis 2030 112.000 Tonnen CO2 eingespart werden. „Das entspricht 1.000 Pkw-Fahrten zum Mond und retour“, rechnet sie vor.

Stadt Wien will Gasheizungen aus Neubau-Wohnungen verbannen

Zur praktischen Umsetzung werden bis Mitte 2020 in allen Bezirken sogenannte Klimaschutzgebiete festgelegt. Gestartet wird in der Leopoldstadt, Landstraße, Neubau und Ottakring. In diesen Zonen dürfen Neubauten nicht mehr mit fossilen Energieträgern beheizt werden. Bei den rund 20 Prozent an Wohneinheiten, die noch ausgenommen sind, fehlt er derzeit am Standort schlichtweg noch an geeigneten Alternativen.

Allzu massiv ist der Einschnitt allerdings nicht: Schon jetzt werden 50 bis 90 Prozent der pro Jahr errichteten Wohnbauten an die Fernwärme angeschlossen, sagt Bernd Vogl, Leiter der MA 20 (Energieplanung). Die enormen Schwankungen hängen mit dem Gaspreis zusammen.

Grüne Fernwärme

Wobei Fernwärme in ihrer jetzigen Form ökologisch auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Stammt doch ein beträchtlicher Teil davon aus Kraftwerken, in denen erst recht Gas verbrannt wird. „Es laufen aber bereits Projekte, um die Fernwärme grüner zu machen“, sagt Vogl.

Stadt Wien will Gasheizungen aus Neubau-Wohnungen verbannen

Vogl, Hebein

Gleichzeitig sollen aber überhaupt ganz andere Technologien forciert werden. Erdsondenfelder zum Beispiel, die im Boden die Wärme des Sommers für die Heizung im Winter speichern und im Sommer mit der Winterkälte kühlen können. Sie werden aktuell etwa bei einer Wohnhausanlage in der Mühlgrundgasse (Donaustadt) verbaut.

Bleiben noch die rund 400.000 Gasthermen, die in den bestehenden Wohnungen für Wärme und Warmwasser sorgen. Ihr Image ist auch wegen der jüngsten Häufung von CO-Unfällen mehr als angeschlagen.

In einem nächsten Schritt sollen auch sie durch umweltfreundlichere Technologien ersetzt werden, kündigt Vogl an. „Es wird auch für diesen Bereich Innovationen geben“, sagt er. Denkbar sei etwa, auch Altbauten an das Fernwärme-Netz anzuschließen. Vorbild sind für Vogl die Niederlande, wo es bereits Städte gebe, die gänzlich ohne Erdgas auskommen.

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