Klimaschutz: Der mühsame Abschied vom Gas

Klimaschutz: Der mühsame Abschied vom Gas
Neubauten in Wien dürfen keine Gasthermen mehr haben. Der Nutzen der Maßnahme ist umstritten

Es sind ambitionierte Ziele, mit denen die Stadt Wien ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten will: Unter anderem plant sie den Ausstieg aus fossilen Energien im Neubau (Wohnbau, aber öffentliche Bauten) bei Heizen, Kühlen und Warmwasser.

Mit der Novelle der Bauordnung gilt seit März: In Neubauten ist das Heizen mit Öl und Kohle nicht mehr möglich. Weniger strikt ist die Regelung für den deutlich bedeutsameren Energieträger Gas: Dezentrale Gasthermen sind im Neubau nicht mehr erlaubt, sehr wohl aber unter bestimmten Voraussetzungen Gas-Zentralheizungen, wie Gerhard Cech, Leiter der Baupolizei, erläutert.

In Gebieten, wo es Alternativen gibt (also etwa Fernwärme oder Wärmepumpen) sollen auch die Gas-Zentralheizungen nicht mehr erlaubt sein. Die Entscheidungsgrundlage wird ein Energieraumplan sein, der derzeit erstellt wird. Für die ersten vier Bezirke (2., 3., 7. und 16.) soll er Anfang 2020 im Gemeinderat beschlossen werden, heißt es bei der MA 20 (Energieplanung).

Eine der Folgen ist, dass die Rolle der Fernwärme in Wien in den nächsten Jahren deutlich steigen wird. In Sachen Klimaschutz steckt jedoch der Teufel im Detail: Denn der überwiegende Teil der Fernwärme in Wien stammt letztlich aus der Verbrennung von Gas. Entweder direkt oder als Abwärme, die bei der Erzeugung von Strom in Gaskraftwerken entsteht (siehe Grafik).

Klimaschutz: Der mühsame Abschied vom Gas

Kritiker sprechen bereits von einer Mogelpackung. Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) weist das zurück: „Zum großen Teil ist Fernwärme ein Abfallprodukt aus der Stromproduktion mittels Gas“, betont sie. „Außerdem sind sich Experten einig, dass man Erdgas als Brückentechnologie noch Jahrzehnte benötigt.“ Strom aus Gas sei erforderlich, um das Stromnetz im Rahmen des Ausbaus erneuerbarer Energien in Balance zu halten.

Wiener Erdäpfel schonen das Klima - zumindest ein bisserl

Klimabudget

Ein weiteres Vorhaben bezeichnet die Stadt als „Klimabudget“. Demnach sollen künftig die Stellen des Magistrats Investitionen auf ihre Klimaschutz-Verträglichkeit hin evaluieren. Das ist allerdings noch weit entfernt von einem Klimabudget wie etwa in Oslo, wo genau definiert wird, wie hoch die -Emissionen pro Jahr sein dürfen, um die Klima-Ziele zu erreichen. Werden sie in einem Jahr überschritten, muss im nächsten gespart werden.

„Unsere Maßnahme ist eine erste Bestandsaufnahme“, sagt Sima. Der nächste Schritt könnte dann ein Klimabudget im eigentlichen Sinne sein. Wann der erfolgt, ist noch offen.

Klimaschutz: Der mühsame Abschied vom Gas

Stefan Gara (Neos)

Für Stefan Gara, Klimaschutz-Sprecher der Neos, geht die Stadt zu zögerlich vor: „Wir brauchen endlich transparente Klimabudgets und eine aufkommensneutrale -Besteuerung. Alles andere sind Ablenkungsmanöver, wie die Wasserstoff-Nebelgranate von Sebastian Kurz.“

Kommentare