Vom Glühwein-Produzenten zum Vorzeigebetrieb

Thomas Podsednik setzt auf Nachhaltigkeit. Statt Insektiziden setzt er im Weingarten Duftfallen gegen Schädlinge ein.
Unter Leitung von Thomas Podsednik schaffte das Stadt-Weingut einen qualitativen Quantensprung.

Bürgermeister Michael Häupl zeigt Gästen gern das Weingut Cobenzl. Wohl nicht nur wegen der wunderbaren Aussicht auf Wien, sondern vor allem wegen der Qualität der Weine. Die ist in der Fachwelt längst Gesprächsthema. Denn Jahr für Jahr erreicht der Stadt-eigene Betrieb Top-Prämierungen. Dafür verantwortlich ist ein Winzer, der im Prinzip für das Forstamt (MA49) arbeitet: Thomas Podsednik.

„Unter seiner Leitung hat das Stadt-Weingut einen Quantensprung punkto Qualität hingelegt“, attestiert Sommelier Walter Kutscher. Das war aber auch notwendig, um das Image der Cobenzl-Weine zu retten.

Imagekorrektur wurde eingeleitet

Denn 1988, als Michael Häupl als neu bestellter Umweltstadtrat unter Bürgermeister Helmut Zilk den damaligen Forstdirektor mit der Neubesetzung der Cobenzl-Leitung beauftragte, war der hauseigene Wein keine Werbung für die Stadt. Im Gegenteil: „Es empfahl sich, einen großen Bogen um ihn zu machen. Es hieß, der Cobenzl-Wein tauge bestenfalls für Glühwein“, erinnert sich Podsednik.

Der Betrieb, den der heute 48-Jährige damals als frisch gebackener Absolvent der Weinbauschule Klosterneuburg übernahm, hatte bis auf den Namen keine Ähnlichkeiten mit dem heutigen: „Damals wurden knapp 24 Hektar bewirtschaftet. Die Weingärten waren in einem schlechten Zustand und der Keller schwer sanierungsbedürftig.“ Die Verantwortlichen hatten den Umstieg vom landwirtschaftlichen Mischbetrieb der 60er- und 70er-Jahre auf ein Qualitätsweingut nicht konsequent vollzogen.

Vom Glühwein-Produzenten zum Vorzeigebetrieb
Besuch im Weingut Cobenzl mit Chef Thomas Podsednik und seiner Ehefrau Ursula. Wien am 21.04.2015.
Häupl wollte den Betrieb innerhalb von drei Jahren konsolidieren“, erzählt Podsednik. Das gelang durch Modernisierungen in Weingarten und Keller sowie durch professionelles Marketing innerhalb der „WienWein“-Gruppe. Aktuell bewirtschaftet das Weingut Cobenzl 59 Hektar innerhalb der Stadtgrenzen, 40 weitere Hektar sind verpachtet.

Preis für Nachhaltigkeit

Bei seiner Arbeit setzt Podsednik auf Nachhaltigkeit. Das wurde zuletzt auch gewürdigt: Als einer der ersten Weinbaubetriebe Österreichs erhielt das Stadt-Weingut die Zertifizierung „Nachhaltig Austria“ (der KURIER berichtete).

Weinbauverband und Wein-Marketing zeichnen damit Winzer aus, die emissionsarm und Ressourcen-schonend arbeiten. Am Cobenzl setzt man zum Beispiel auf biologische Schädlingsbekämpfung: Statt Insektiziden werden im Weingarten Duftfallen gegen den Traubenwickler eingesetzt. Eine 304 große Fotovoltaik-Anlage macht das Weingut zum Energie-Selbstversorger.

Keine Beamtenmentalität

Stilistisch legt Podsednik Wert auf Vielfalt. Auf Sortenvielfalt ebenso, wie auf einen Varianten-reichen Ausbau im Keller: Von klassischen jungen Weißen, über die kräftige lagerfähige „Senator“-Linie, bis hin zu den handverlesenen Weinen aus den Top-Lagen (siehe Zusatzbericht).

Vom Glühwein-Produzenten zum Vorzeigebetrieb
Besuch im Weingut Cobenzl mit Chef Thomas Podsednik und seiner Ehefrau Ursula. Wien am 21.04.2015.
Als Letztverantwortlicher für die Weinqualität setzt der Chef auf ein achtköpfiges Team. Kellermeister ist Georg Königsbauer, die Administration leitet Podsedniks Frau, Ursula. „Jeder ist auf seinem Gebiet Spezialist, Beamte sind das alle keine“, betont der Betriebsleiter.

Vergleichbar mit der Tätigkeit auf einem Familienbetrieb sei ihr Job trotzdem nicht: „Schließlich sind wir nicht nur uns selbst verantwortlich. Und alle fünf Jahre können sich die Vorzeichen ändern. Darum geben wir bewusst Gas – damit wir nicht zum politischen Spielball werden. Denn wenn wir super arbeiten, kann uns nichts passieren.

Info: www.weingutcobenzl.at

Die 59 Hektar Anbaufläche verteilen sich auf Grinzing, Nussberg und Bisamberg. Wichtige Lagen sind die Rieden Pfeffer, Seidenhaus, Reisenberg, Hofbreiten und Bellevue.

Mit Cabernet Sauvignon und Merlot stellte das Weingut Cobenzl 2014 zwei Wiener Landessieger. Im Falstaff-Rotweinguide erhielten gleich mehrere Weine 92 Punkte.

Im Jahr werden rund 300.000 Flaschen gefüllt, davon gehen etwa zehn Prozent in den Export. Der Weißwein-Anteil beträgt 85 Prozent. Die billigste Bouteille kostet 5,50€, die teuerste 21€. 2014 erzielte das Weingut rund 400.000€ Jahresgewinn (vor Steuern).

Politisch zuständig ist SP-Umweltstadträtin Ulli Sima.

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