SPÖ-internes Duell in der Donaustadt mit harten Bandagen

SPÖ-internes Duell in der Donaustadt mit harten Bandagen
Eine Kampfabstimmung um den Parteivorsitz sorgt intern für erhebliche Misstöne.

Lange schien es, dass nach den Querelen rund um die Nachfolge von Parteichef Michael Häupl in die Wiener SPÖ Ruhe eingekehrt sei. Jetzt aber herrscht ausgerechnet in der stärksten Bezirksorganisation, der SPÖ Donaustadt, Aufregung: Zur Wahl des neuen Bezirksparteichefs am 11. März treten zwei Kandidaten an. Doch nur einer steht auf den Stimmzetteln der rund 280 Delegierten. Das sorgt parteiintern für Empörung, wie der Standard berichtet.

Um das Amt rittern zwei Rote, die seit vielen Jahren im Bezirk verankert sind: Muna Duzdar, Anwältin und unter Christian Kern Staatssekretärin. Sie galt lange als politische Ziehtochter der Donaustädter Langzeit-Parteichefin Ruth Becher, soll sich in den vergangenen Jahren aber mit ihr überworfen haben. Becher wird intern vorgeworfen, in den vergangenen Jahren nicht durch allzu großen Reformeifer aufgefallen zu sein.

Der andere Kandidat ist Josef Taucher, Klubchef im Rathaus und ein enger Vertrauter von Bürgermeister Michael Ludwig und Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy. Zuletzt hieß es, er sei nur nachträglich angetreten, um Duzdar zu verhindern, was aus seinem Umfeld gegenüber dem KURIER aber heftig bestritten wird. Vielmehr habe er seine Kandidatur als erster bekannt gegeben. Die Kandidaten selbst waren am Montag zu keiner Stellungnahme bereit.

SPÖ-internes Duell in der Donaustadt mit harten Bandagen

Josef Taucher

Fix ist: Das Wahlkomitee hat sich klar dafür ausgesprochen, nur Taucher auf den Stimmzettel zu setzen. Das Gremium besteht aus je einem Vertreter der 22 Donaustädter SPÖ-Sektionen. 15 stimmten für Taucher, nur drei für Duzdar, vier enthielten sich der Stimme.

Das formal an sich korrekte Vorgang sorgt nun im Duzdar-Lager für Ärger. Sie will sich zwar immer noch der Wahl stellen, ist aber gegenüber Taucher im Nachteil. Wer Duzdar wählen will, muss Taucher streichen und ihren Namen auf den Stimmzettel schreiben.

Dass es anders geht, zeigte zuletzt das Beispiel Währing, wo sich Rathaus-Klubdirektor Andreas Höferl und Gemeinderätin Katharina Schinner um den Parteivorsitz duellierten. Beide standen auf dem Stimmzettel, Höferl setzte sich letztlich durch.

Taucher ist Favorit

Unabhängig von seinem Startvorteil dürfte Taucher in der Donaustadt der Favorit sein. Schon die Entscheidung des Wahlkomitees weise darauf hin, dass er einen größeren Rückhalt in der Bezirkspartei habe, ist aus SPÖ-Kreisen zu hören. „Auf dem Papier hat Taucher tatsächlich die besten Chancen, in der Wahlzelle ist aber jeder Delegierte allein“, bleibt hingegen ein SP-Funktionär vorsichtig. Er wünscht sich, dass es noch irgendeinen Kompromiss gibt, mit dem beide Kandidaten leben können.

Links gegen rechts?

Zuletzt wurde die Kampfabstimmung als Ergebnis eines internen Machtkampfs zwischen einem links-liberalen (Duzdar) und einen rechts-pragmatischen Flügel (Taucher) gesehen. Seitens der Funktionäre ist man bemüht, dies zu relativieren. „Egal, wer das Rennen macht: Auf die Politik in der Donaustadt sind keine wesentlichen Auswirkungen zu erwarten“, sagt einer von ihnen zum KURIER. „Zumal ja auch Ernst Nevrivy Bezirksvorsteher bleibt – sofern er die Wahl im Herbst gewinnt. Und der wird sich auch von einer Parteichefin Muna Duzdar nichts dreinreden lassen.“

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