SPÖ-interner Wahlkampf-Auftakt mit vertauschten Rollen

Ludwig, Schieder (Montage)
Wie Schieder und Ludwig versuchen, ihr Image bei den Genossen zurechtzurücken.

Die Spitzen der Wiener SPÖ treffen sich heute, Freitag, zur Sitzung des Ausschusses und des Vorstandes. Es ist die erste Tagung der Parteigremien, seit klar ist, dass neben Michael Ludwig auch Andreas Schieder für die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl kandidieren wird.

Obwohl Ludwigs Antreten schon länger fix ist, wurde das Nachfolge-Thema bis dato in den Gremien mit keinem Wort diskutiert. Diesmal sollte das anders sein: Beide Kandidaten werden wohl die Gelegenheit nutzen, den Genossen ausführlich zu erklären, warum sie kandidieren.

Vielleicht ist nach der Sitzung klarer, wofür Ludwig und Schieder inhaltlich stehen. "Abgesehen von Randthemen wie die Leerstandsabgabe waren bisher kaum inhaltliche Differenzen auszumachen", sagt ein Genosse.

"Links" und "rechts"

Vielmehr waren beide Kandidaten in den vergangenen Tagen vor allem bemüht, das Bild zurechtzurücken, das die jeweilige Gegenseite von ihnen zeichnet: Ludwig, der "rechte" und Schieder, der "linke" Kandidat. So wurde der Wohnbaustadtrat zuletzt nicht müde zu betonen, dass für ihn eine rot-blaue Koalition nicht in Frage kommt. Er sehe "keine Schnittmenge mit der FPÖ", sagte er etwa am Wochenende bei der Bundeskonferenz der Freiheitskämpfer. In der FPÖ, so Ludwig, gebe es immer noch Funktionäre, die im Umfeld rechtsextremer Organisationen tätig sind. "Daher kann es auch keine Koalition mit dieser FPÖ geben."

Schieder wiederum griff zuletzt Themen auf, die den Rot-Grün-Kritikern aus dem Ludwig-Lager unter den Nägeln brennen. So kann er sich bei der Mindestsicherung eine Wartefrist von einem Jahr für Neo-Wiener vorstellen. Die Grünen reagierten verstimmt.

Kritisch ging er auch mit der rot-grünen Verkehrspolitik ins Gericht: Es brauche keine Prestigeprojekte, sicher aber eine sechste Donauquerung.

Was das für die Wahl am Parteitag Ende Jänner bedeutet: "Wenn sich die Positionen der Kandidaten so sehr annähern, könnte letztlich ihr Charakter entscheidend sein", sagt ein Funktionär – also ob die Genossen besser mit dem eher introvertierten Ludwig oder dem impulsiveren Schieder können.

Für den Gemeinderat und Ludwig-Unterstützer Christian Deutsch kommt die bisherige inhaltliche Positionierung der Kandidaten indes nicht überraschend: "Die Donauquerung steht sogar im Regierungsprogramm", sagt er. "Und Ludwig hatte schon immer eine klare kritische Position gegenüber der FPÖ. Wenn anderes behauptet wurde, grenzt das eigentlich an Verleumdung."

Und noch bleibt Zeit für detailliertere inhaltliche Ansagen. Einig ist man sich in beiden Lagern in einem Punkt: Ein Schmutzkübel-Duell soll vermieden werden. Zu tief sitzen die negativen Erfahrungen aus dem Nationalratswahlkampf in den Knochen.

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