Spielzeugläden: Dieses Geschäft ist kein Kinderspiel

Sühs (re.) ist Chefin der Spielzeugschachtel. Ihre Eltern und Tochter Anna helfen mit
Stetig sperren in Wien kleine Traditionsunternehmen zu. Kreative Händler stellen sich gegen den Trend.

Rechts die Handpuppen fürs Kasperltheater, links die Dinosaurier-Figuren, am Ende des ersten Raums die Tretroller, teilweise höhenverstellbar, im letzten Raum des verwinkelten kleinen Geschäfts die Kinderbuchabteilung.

Es ist eine kunterbunte Welt, die Kunden in der Rauhensteingasse betreten.

Spielzeugläden: Dieses Geschäft ist kein Kinderspiel

Eine Welt, die es immer seltener gibt. Die Spielzeugschachtel hinter dem Modehaus Steffl im ersten Bezirk ist einer von nur noch 111 Spielzeugläden in Wien. Österreichweit gibt es noch etwa 470 dieser Geschäfte. Und die Zahl sinkt kontinuierlich.

Spielzeugläden: Dieses Geschäft ist kein Kinderspiel

Die Spielzeugschachtel in der Wiener City

In den vergangenen fünf Jahren, sagt Alexander Pallendorf, Obmann der Spielwarenhändler in der Wirtschaftskammer Wien, haben rund 10 Prozent der Geschäfte zusperren müssen.

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Eines, das sich vor drei Jahren in diesen Trend einreihen musste, war das traditionsreiche Spielwarengeschäft Kober. Es war wegen ausbleibender Kunden sowie aufgrund der Konkurrenzsituation und zu hoher Mieten in den Konkurs geschlittert.

Ende Juni verschwindet eine weitere Institution: Spielwaren Hilpert, gelegen in der Schulerstraße 1–3 in der Inneren Stadt, sperrt nach 147 Jahren zu. Inhaber Alexander Hilpert geht in Pension und hat keine Nachfolge gefunden.

Konkurrenz hoch 2

Niemand, der übernimmt – das ist laut WKW-Obmann Pallendorf einer der häufigsten Gründe, weshalb ein Geschäft zusperren muss. Dazu kommt die starke Konkurrenz aus zwei Ecken: dem Online-Handel und branchenfremden Ketten – etwa Supermärkten oder Möbelgeschäften, die aufgrund der großen Mengen den Preis beim Hersteller drücken können.

Susanne Sühs, Betreiberin der Spielzeugschachtel, blickt dennoch positiv in die Zukunft. Sie schreibt auch seit Jahren steigenden Umsatz. Konkret: seit sie Lego und Playmobil aus dem Sortiment genommen hat. „Da können wir mit den Preisen der Ketten nicht mithalten“, sagt sie.

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Außerdem setzt sie ohnehin lieber auf regionale Produzenten mit nachhaltigen, natürlichen Produkten: Schildkröt-Puppen aus Deutschland, Holzspielzeug von Walter aus Österreich oder der Klassiker Matador. Elektronisches Spielzeug, Kinderhandys oder auch sprechende Puppen sucht man dafür bei ihr vergebens.

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Ja, natürlich würden Kunden mitunter mit konkreten Produktwünschen der Kinder kommen, die diese aus der Werbung kennen und die es hier nicht gibt. „Aber in zwei Drittel der Fälle finden wir eine passende Alternative.“ Und wie zufrieden die Besucher seien, zeige sich in dem Umstand, dass sogar Touristen bei ihrem nächsten Wien-Besuch wiederkämen. „Es gibt eine Frau aus Mexiko, die kommt einmal im Jahr für einen Kongress und kauft dann für 800, 1.000 Euro bei uns ein“, sagt Susanne Sühs.

Je nach Bezirk

„Man muss auf die Kundenwünsche reagieren“, sagt auch Heidemarie Heinz vom Traditionsunternehmen Spielwaren Heinz, das ihr Vater vor mehr als 60 Jahren gegründet hat. „Und diese Wünsche unterscheiden sich teilweise schon in den einzelnen Bezirken.“

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Während es etwa in Währing eine große Nachfrage nach hochwertigem, anspruchsvollem Holzspielzeug gebe, werde im Geschäft in der Hütteldorfer Straße in Penzing mehr Elektronik-Spielzeug gewünscht. Also bieten sie das mittlerweile entsprechend an.

Dass die Spielwarengeschäfte ganz aussterben könnten, glaubt Heidemarie Heinz auch nicht: Sie halten sogar Ausschau nach neuen Einkaufszentren oder modernisierten Einkaufsstraßen, zu denen eine weitere Heinz-Filiale passen könnte.

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