Spielwaren: Peters letztes Weihnachtsgeschäft
Peter Hirnschall hat nie aufgehört zu spielen. Mit 61 Jahren spielt er noch genauso gerne wie in seiner Kindheit. Und selbst in der Pension soll sich daran nichts ändern. Spiele sind Hirnschalls Leben – und auch sein Berufsleben. Er ist der „Spiele Peter“ mit Filialen in der Wiener Währinger Straße und in Klosterneuburg.
In seinen Geschäften hat er beinahe 40 Laufmeter Brettspiele, eine große Auswahl an Holzspielzeug, Carrera-Bahnen und Bastelmaterial – damit hat er sich in 14 Jahren in der Spielwarenbranche einen Namen gemacht. Und jetzt ist es Zeit für „Spiele Peter“, in den Ruhestand zu gehen. Die Nachfolgersuche hat begonnen.
Kein leichtes Spiel, denn nicht jeder kann Spielwarenhändler sein.
Anforderungen
Was es braucht? „Spaß. Wir haben verspielte Kunden. Wir müssen den Spaß in uns tragen, damit wir ihn weitertragen können. Das spürt der Kunde, damit machst du dein Geschäft“, sagt Hirnschall.
Als er in das Spielegeschäft eingestiegen ist, war das sein Grundkapital. Als gelernter Optiker, der danach jahrelang in der Chemiebranche und als Coach tätig war, hatte er zwar jede Menge Spaß am Spielen, aber eigentlich keine Idee von der Branche. „Ich musste einiges an Lehrgeld bezahlen“, sagt er und lacht. Erst mit der Zeit habe er gelernt, was geht und was nicht geht, sich seine eigenen Nischen gesucht, für die er nun bekannt ist, und so Stammkunden aufgebaut.
Jetzt beginnt die Hauptsaison im Spielehandel – das Weihnachtsgeschäft. Für Peter Hirnschall wird es das letzte Weihnachtsgeschäft sein.
Was der Kunde hier geboten bekommt, hat Hirnschall Anfang des Jahres auf der Nürnberger Spielemesse, der weltweit größten Fachmesse für die Branche, ausgewählt. „Dort sieht man sich die Neuheiten an und entscheidet, was zu einem passt und was nicht, und kauft ein – meist im Warenwert von mindestens 1.500 Euro pro Hersteller“, erzählt er. (Nichts im Vergleich zu manch anderen bekannten Produzenten, die den Mindesteinkaufswert bei 13.000 Euro ansetzen.)
Zeitverzögerung
„Was man 2023 in Nürnberg sieht, das sieht der Kunde wahrscheinlich erst 2024“, sagt Hirnschall. Denn Lieferschwierigkeiten würden auch vor der Spielebranche keinen Halt machen. Er selbst sei davon – zum Glück – nicht betroffen. „Wenn die Kanonen donnern, musst du kaufen. Das habe ich im ersten Lockdown getan, habe mich verschuldet, aber das hat sich bezahlt gemacht. Ich habe mehr Carrera-Fahrzeuge als Amazon liefern kann“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Was die Corona-Krise sonst noch verändert hat? „Es gibt weniger neuen Trends. Normalerweise kommen die alle zwei bis drei Jahre“, sagt der Fachmann. Diese vorauszuahnen, sei extrem kniffelig. Vor allem bei den Kinderspielen. „Bei Erwachsenenspielen wird querbeet gekauft. Gut für uns“, meint Hirnschall.
Obwohl er selbst ein Fan von Strategiespielen ist, dominieren in seinem Sortiment die Familienspiele, denn: „Die sind für die Angestellten leichter zu verkaufen. Nicht jeder ist so ein Spielefreak wie ich und es ist nicht so einfach, in die Materie hineinzukommen.“
Um neue Spiele kennenzulernen, gibt es daher sogar Schulungen, die von den Herstellern organisiert werden. Doch durch die Pandemie seien auch diese ins Stocken geraten, bedauert Hirnschall.
Bei den Familienspielen würden die meisten Kunden aber ohnehin bei Klassikern – etwa Catan – bleiben. „Leider. Ich würde mir mehr Experimentierfreude wünschen. Es gibt so viele schöne Spiele.“ Aber egal, welches Spiel es letztendlich wird: Bei jedem könne man etwas fürs Leben lernen. „Spielen ist Glückssache. Und manchmal verliert man – doch man lernt damit umzugehen. Und ist es ein Würfelspiel, dann würfelt man einfach noch einmal. Vieles kann man auf das Leben ummünzen“, sagt Hirnschall. Was er besonders schätzt: Die Kommunikation in der Gruppe.
Nachfolger gesucht
Ähnlich empfinde auch der neue „Spiele Peter“ von Klosterneuburg. Dort – also für sein Geschäft direkt am Stadtplatz – hat Hirnschall nämlich bereits jemanden gefunden, der das Sortiment übernimmt. „Und sogar den Namen, denn zufällig heißt er auch Peter.“ Wem er sein Geschäft in der Währinger Straße übergibt? „Jedem, der 150.000 Euro mitbringt“, antwortet er ohne Zögern.
Ebenfalls ohne zu zögern antwortet er auf die Frage nach seinem Lieblingsspiel: Zug um Zug. „Und zwar die Weltreise-Edition – ein Brettspiel für die Familie, bei dem man von A nach B kommen muss. Es ist sehr kurzweilig, keine Partie gleich der anderen. Und ich gewinne fast immer.“
Kommentare