Spaßfaktor Stress: Fluchtspiele gewinnen an Beliebtheit

Spaßfaktor Stress: Fluchtspiele gewinnen an Beliebtheit
130 sogenannte Escape Rooms gibt es in Österreich, jetzt drängen auch große Anbieter auf den heimischen Markt.

Der Auftrag lautet: knackt den Tresor, holt das Geld und findet einen Fluchtweg bevor die Polizei da ist. Die Uhr tickt, die Agenten bekommen bereits feuchte Hände, drehen sich nervös im Kreis und beginnen mit ihrer Mission. Die Rede ist nicht von einer Gruppe an Spionen, die die Stadt unsicher macht, sondern von ein paar Freunden, die sich der "Escape the Room"-Challenge im Spielcenter der "Time-Busters" in der Leopoldstadt stellen. Bei „Escape the Room’’ lassen sich Menschen freiwillig einsperren. Es ist es das  Ziel, durch Rätsel-Lösen einen Auftrag zu erfüllen und am Ende aus dem Raum zu entkommen.

 

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Diese Bestzeit gilt es beim Entkommen zu schlagen.

Ursprünglich kommt das Escape-Room-Konzept aus Japan, erzählt der Betreiber Michael Ginner. Über den asiatischen Raum ist das Konzept dann bis nach Europa gewandert, die ersten Spielräume haben in Ungarn eröffnet. 2013 gab es dann das erste Spielcenter in Wien. Der Markt in Österreich hat 2015 die erste große Welle erfahren, damals haben die meisten Betreiber ihre Rätselpaläste eröffnet. Mittlerweile gibt es laut Lukas Rauscher  von "Crime Runners" etwa 130 Spielräume in Österreich. Solche Räume sind zuletzt  wegen eines tödlichen Brands in Polen in die Schlagzeilen geraten.

 

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Mit Taschenlampen arbieten die Spieler sich in der Dunkelheit von Rätsel zu Rätsel

Die Zeit im Raum der Spezialagenten, die noch vor der verschlossenen Tresortür stehen, ist mittlerweile fortgeschritten. Einige gelöste Rätsel und Erfolgserlebnisse später liegt der Code zum Öffnen des Tresorraums nun endlich bereit, die Tresortür schwingt auf und kurz ist es ganz still. Mit großen Augen betreten die Spieler den Tresorraum und suchen ehrgeizig nach den nächsten Hinweisen.

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Die Zeit läuft.

Community wächst

Der Ehrgeiz hat nicht nur unser Team im Tresorraum gepackt: „Die Spieler-Community wächst. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich viel getan. Wenn es den Spielern gefallen hat, dann kommen sie auch wieder, um mehr Räume zu spielen“, erzählt der Betreiber Michael Ginner. Hat man aber einmal alle Räume durchgespielt, ist man gezwungen zum nächsten Anbieter zu gehen. Stammkundschaft lässt sich also schwer aufbauen, sagt Ginner: „Es kommen aber immer wieder Neukunden, die das Spiel gerne  mal  ausprobieren und Spaß haben wollen.“

Mittlerweile hat sich auch schon eine Escape-Community entwickelt, auf Facebook tauschen sich über 15.000 Leute weltweit unter dem Namen „Escape Room Enthusiasts“ aus. „Letztens war ein britisches Pärchen bei uns, das schon über 200 Räume gespielt hat. Die planen ganze Trips, wo sie dann am Tag bis zu vier Räume spielen“, erzählt der Besitzer.

 

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130 Escape Rooms - etwa in Form eines Schaltraums - gibt es in Österreich.

Spielmodelle kaufen

Neue Räume anzubieten ist daher ein wichtiges Thema. Die Anbieterszene verändert sich dadurch, denn laut Ginner und Rauscher kommen in naher Zukunft auch Ketten aus Dubai oder den USA nach Österreich. Man merke daran, die Szene sei mittlerweile mit mehr Geld hinterlegt, als Kleiner habe man es schwer neu anzufangen. Diese eröffnen aber nicht immer selbst, sondern bieten Spielkonzepte zum Verkauf. Das Betriebsmodell verändert sich: Statt Räume und Rätsel selbst zu gestalten, kaufen Betreiber gesamte Spielmodi und Räume bei den internationalen Anbietern, die man dann in der eigenen Location eröffnet.

 

Es wird ernst

Für die Spieler wird es mittlerweile ernst. Tresortüren und auch Schließfächer wurden mittlerweile geöffnet, Kabel angeschlossen und Geheimverstecke gefunden. Hinweise werden aber immer noch gesucht, denn nun geht es ums Entkommen. Fieberhaft wird nach einer Lösung gestrebt.

 

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Die Mitspieler bekommen das Szenario erklärt.

Stress macht Spaß

Was zieht die Leute jedoch bei diesem Spiel so in den Bann? „Bei diesen Spielen entsteht ein emotionales Gemeinschaftserlebnis und das ist, was der Bedürfnislage des Menschen in seinen grundsätzlichen Wesenszügen entspricht. Für viele kommt dann noch ein gewisser Entdeckergeist dazu, die Leute wollen etwas Neues erleben und das am liebsten gemeinsam“, erklärt der Freizeitforscher Peter Zellmann.


Auf Stresssituationen reagiert jedoch jeder unterschiedlich. „Bis vor Kurzem hatten wir hier ein Loch in der Wand’’, erzählt Ginner schmunzelnd. „Unter Stress lernt man sich oft erst richtig kennen. Da kann man sich nicht so leicht verstellen. Bei Pärchen kann es dann manchmal schon sein, dass nach dem Spiel einer nach links und der andere rechts nach draußen geht.’’


Die Spieler haben es gerade noch rechtzeitig geschafft aus dem Tresorraum zu flüchten. „Ich bin so genervt von mir selbst’’, lacht einer der Spieler. „Das war wirklich schwierig, meine Hände sind komplett nass.’’

von Theresa Bittermann

Escape the Room - Mit der Zeit im Nacken

Nach Brand: Strenge Kontrollen kommen Sicherheit Nachdem in Polen bei einem Brand  in einem Escaperoom fünf Menschen gestorben sind, erwarten die Betreiber strengere Richtlinien.

Die Escaperoom-Betreiber fallen unter das Veranstaltungsrecht. Demnach sind kein Gewerbeschein und keine damit einhergehende Betriebsanlagenprüfung notwendig. Seitens des zuständigen Magistrats (MA36) gibt es die Vorgabe: Im Notfall müssen Spieler den Raum verlassen können. „Wie das umgesetzt wird, ist unterschiedlich. Ob Notfallknopf oder Schlüssel neben der Tür“, heißt es bei der MA36.

Tipps

Die Anzahl der Anbieter in Wien wächst, aber nicht überall wird Qualität geboten. Die KURIER-Empfehlungen:

Exit the Room Punktet mit mehreren Räumen. Klassisch, knifflige Rätsel. Für Einsteiger perfekt.  
8., Hernalser Gürtel 20, www.exittheroom.at

Fox in a Box Gutes Personal sorgt für authentische Stimmung.  Definitiv eine Empfehlung: Im „Gefängnis“ werden die Spieler getrennt voneinander in Zellen eingeschlossen. 6., Schmalzhofgasse 1B, www.foxinabox.at

Scavenger Escape Für ganz Mutige: Angekettet in (fast) totaler Finsternis startet man in der „Torture Chamber“. Gute Preise.
7., Kandlgasse 29, www.scavengerescape.com

Escapology Wer entkommen will, muss  seinem Instinkt vertrauen. Empfehlung für alle, die auch mal gerne dreckig werden: „Grab des Tutanchamun“. 8., Schönborngasse 13A, www.abenteuerspiele.at

Time Busters Entführt in fremde Welten, wie den Wilden Westen oder ägyptische Grabkammern.
2., Untere Augartenstraße 42, www.time-busters.at

Crime Runners Mehrere Räume hängen zusammen und erzählen eine durchlaufende Geschichte .
9., Maria-Theresien-Straße 3, www.crimerunners.at

First Escape Sensoren und Virtual-Reality-Brillen machen das Spielerlebnis noch intensiver.
1., Himmelpfortgasse 17, www.firstescape.at

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