Der Song Contest kommt 2026 nach Wien

Wien wird kommendes Frühjahr ESC-Gastgeberstadt sein.
Um 7.37 Uhr stand es fest: ORF-Chef Roland Weißmann teilte Bürgermeister Michael Ludwig am Telefon mit, dass Wien im Mai 2026 Gastgeberstadt für den ESC sein darf. Innsbruck zog den Kürzeren.

Im Roten Salon im Wiener Rathaus war am Mittwochmorgen alles gesteckt voll mit Medien, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kam freudestrahlend in den Raum. Im Aufzug am Weg hinauf war der ebenso freudige Wirtschaftskammer-Wien-Präsident Walter Ruck anzutreffen. Auf Social Media wurden Jubelvideos gepostet – unter anderem von der neuen Wiener Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak. Die Stadtpolitik im absoluten Freudentaumel.

Das ganze Glück war einem Anruf von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann zu verdanken. Er hatte um exakt 7.37 Uhr Ludwig angerufen, um ihm mitzuteilen, dass Wien den Zuschlag erhält, nächstes Jahr Gastgeberstadt des Eurovision Song Contest zu sein. Dass dieser Anruf kommen wird, war schon vorher ausgemacht gewesen – nur eben der Inhalt nicht. Kontrahent Innsbruck hatte sich auf den letzten Metern durchaus als ernst zu nehmender Gegner präsentiert.

Bürgermeister Michael Ludwig beim Telefonieren.

Wiens Bürgermeister Ludwig wurde in der Früh vom ORF über den Sieg informiert.

Ludwig hatte darum ab 7.15 Uhr mit seinem Team als Verstärkung Stellung in seinem Büro bezogen. Nach dem Telefonat – so die Überlieferung – soll er erst kurz innegehalten und dann gelächelt haben. Dieses Lächeln behielt er sich den ganzen restlichen Tag.

Glückwünsche vom politischen Mitbewerber

Nach der offiziellen Bekanntgabe im Ö3-Wecker soll das Handy des Bürgermeisters in einer Tour vibriert haben. Wer als erster gratuliert hat, will Ludwig nicht verraten, aber es seien auch Glückwünsche vom politischen Mitbewerber eingegangen. Das sei ein starkes Signal, dass man das „Fest der Freude“ gemeinsam begehen wolle.

In  Innsbruck hingegen gab es am Mittwochmorgen, wenig überraschend, lange Gesichter. „Natürlich ist es eine Enttäuschung“, sagte Stadtchef Johannes Anzengruber. „Wir haben sehr hart gearbeitet in den letzten drei Monaten und uns intensiv auf diese Bewerbung vorbereitet.“ Man habe aber auch gezeigt, dass „wir auf Augenhöhe mit einer Millionen-Metropole mithalten können“, so der Bürgermeister, der Wien trotz der eigenen Niederlage  gratulierte.

ESC Entscheidung Innsbruck

Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber bei einer Außenschalte des Ö3-Weckers vor der Olympiahalle.

Warum Wien sich schlussendlich durchgesetzt hat? „Nach eingehender Prüfung und auf Basis einer einstimmigen Jury-Beurteilung ist der ORF zum Schluss gekommen, dass das Angebot von Wien nicht nur infrastrukturell und logistisch, sondern auch wirtschaftlich das attraktivste ist“, sagte ORF-Chef Weißmann.

Dass sich umgekehrt die Wiener so ins Zeug gelegt hatten, erklärte Ludwig damit, dass man einen enormen  Werbewert und eine hohe Wertschöpfung für Wien und ganz Österreich erwarte. Nicht nur für Touristen soll einiges geboten werden, es werde auch eine Reihe kostenfreier Side-Events geben. 

Ob auch etwas Bleibendes geplant sei, wie beim letzten Mal die Ampelpärchen, lasse sich schwer vorhersagen, sagte der Bürgermeister.  „Die  Ampelpärchen waren damals auch nur als temporäre Einrichtung angedacht. Weil die  Zustimmung der Wienerinnen und Wiener so hoch war, sind sie geblieben.“ Ob so etwas wieder gelingt, muss sich also noch weisen. 

Die Frage, ob er vor dem letzten Wahltag am 27. April oder der ORF-Entscheidung mehr gezittert hat, quittierte der Stadtchef mit einem Lachen. „Ich zittere generell nicht. Eine Wahl ist aber besonders fordernd, vor allem wenn man Spitzenkandidat ist.“ Über den positiven  Weißmann-Anruf habe er sich dennoch sehr gefreut. Das kann man angesichts der augenscheinlichen guten Laune auch kaum anzweifeln.

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