Sommernachtskonzert: Das große Zittern vor dem Sturm

Sommernachtskonzert: Das große Zittern vor dem Sturm
Das Wetter verheißt nichts Gutes. Abgesagt wird aber nur im Notfall.

Daniel (34) stemmt das wuchtige Steinway-Klavier nach oben, dass sein Bizeps fast herauszuspringen droht. Seine beiden Kollegen Wolfgang (22) und Manfred (20) nehmen das 480 Kilogramm schwere Steinway-Klavier auf der Bühne entgegen.

"480 Kilo gehen normalerweise zu zweit. Aber hier gibt’s keine Stufen zur Bühne, da brauch’ ma drei", sagt Daniel. Am Montag hat er mit seinen Kollegen das Klavier aufgestellt, auf dem Pianist Rudolf Buchbinder beim Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker am Donnerstag in Schönbrunn ein Solo spielen wird.

Sofern es das Wetter erlaubt – denn die Aussichten sind nicht die besten. Schon wieder. 22 Grad und Gewitter – so lautet die aktuelle Prognose. Am Vormittag sollen teils kräftiger Regenschauer über Wien ziehen, tagsüber soll es trockener sein, dafür droht lebhafter Westwind.

Und der wäre laut Norman Patocka das viel größere Problem als der Regen. Der 55-Jährige ist Produktionsleiter beim Sommernachtskonzert in Schönbrunn. Damit ist er für die Organisation und den reibungslosen Ablauf der gesamten Technik im Schlosspark zuständig. "Bei einer Windgeschwindigkeit von acht Beaufort müssen wir abbrechen", sagt Patocka. Das entspricht 62 km/h.

40-Tonnen-Bühne

Im Falle eines Abbruchs würde die Bühne, über die eine durchsichtige PVC-Hülle gespannt wurde, hinten über einen Reißverschluss aufgemacht werden. Dann könnte der Wind durchziehen und die Bühne würde nicht als Ganzes abheben. Der angekündigte Regen sei dagegen nicht das große Problem. "Wir sagen nur im äußersten Notfall ab", sagt Patocka. Dazu müsste der Regen schon quasi waagrecht in die Bühne einfallen. Kurz vor dem Abbruch stand das Sommernachtskonzert nur vor zwei Jahren, als kurz vor Konzertbeginn ein heftiger Regenguss über Schönbrunn zog. An das Publikum wurden Ponchos verteilt, das Konzert fand trotzdem statt.

Sommernachtskonzert: Das große Zittern vor dem Sturm
Auch am Donnerstag wird man alles daran setzen, das Konzert über die Bühne zu bringen. Der geplante Ersatztermin ist Freitag, allerdings sind die Wetterprognosen da noch schlechter – Sopherl, die Eisheilige, ist schuld daran.

200 Menschen waren die vergangenen zwei Wochen mit dem Aufbau des Konzertes in Schönbrunn beschäftigt. Sie haben 500 konventionelle und 300 Effekt-Scheinwerfer aufgebaut, sowie 6,5 Kilometer Absperrgitter. Sie haben 20 Kilometer Stromkabel verlegt und 30 Tonnen Equipment aufgebaut – und da ist die 40 Tonnen schwere Bühne noch gar nicht miteingerechnet. 70 Sattelschlepper haben die gesamte Konzert-Ausrüstung angekarrt. Das Wichtigste dabei: Den Schönbrunner Rasen nicht zu beschädigen. Denn der stammt noch aus Maria Theresias Zeiten, sagt Norman Patocka: "Deshalb bauen wir jedes Jahr zu allererst die Absperrgitter um die Rasen- und Blumenbeete auf. Damit ja nix passiert."

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