"Die S-Bahn wird zur Super-Bahn." So hatte Klosterneuburgs Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP) darauf reagiert, dass eine Studie dem Ausbau der S-Bahn gegenüber einer Verlängerung der U-Bahn in das Wiener Umland klar den Vorrang gibt. Aber nicht nur im Pendlerverkehr rückt diese Variante immer mehr in den Fokus.
Innerhalb der Bundeshauptstadt Wien werden ebenfalls – trotz U-Bahn-Ausbau – Pläne für eine Attraktivierung des S-Bahn-Verkehrs geschmiedet. Die NeosWien haben sich dazu ein Konzept für einen kompletten S-Bahn-Ring ausarbeiten lassen.
„Viele bestehende Gleisanlagen in Wien werden aktuell nicht adäquat für den Nahverkehr genutzt, könnten aber ohne oder mit geringen Investitionen aktiviert werden“, sagt Neos-Klubobmann Christoph Wiederkehr.
Das Konzept ist eine Weiterführung der Vorschläge für einen S-Bahn-Ausbau im Westen Wiens. Der Ring sollte von Meidling weiter zum Hauptbahnhof, von dort über die Ostbahn und die zu reaktivierende Donauuferbahn zur Station Handelskai und dann auf die S45 (Vorortelinie) weiterführen.
Notwendig wären dazu zwei komplett neue Stationen am Bahnhof Brigittenau beim Kornhäuselviertel und in Unterdöbling.
315 Millionen Euro
Um den Ring zu schließen, wird eine Linie S46+ vorgeschlagen, die bereits im Neos-Konzept für den Westen von Wien verankert ist. Damit sollten ganz neue Direktverbindungen innerhalb von Wien möglich sein. Etwa von Ottakring nach Meidling in einer Fahrzeit von rund 14 Minuten oder vom Handelskai nach Simmering mit einer Fahrzeit von rund 15 Minuten. Natürlich ist auch die Verknüpfung mit der U-Bahn in dem vorgeschlagenen S-Bahn-Ring gegeben.
Eines der Hauptargumente ist in dem Konzept – wie auch in der Studie für das Wiener Umland – der finanzielle Aspekt. Die Neos haben für den S-Bahn-Ring Kosten in der Höhe von rund 315 Millionen Euro errechnet. Im Vergleich zu einem weiteren U-Bahn-Ausbau relativ günstig – und auch weniger kompliziert. Entscheidend wäre natürlich, dass sich die Länder Wien und Niederösterreich sowie der Bund und die ÖBB noch mehr zur S-Bahn bekennen würden. Momentan würde die Stadt Wien mit 10,5 Millionen Euro pro Jahr zu wenig dafür veranschlagen, so die Kritik der Neos.
Die ÖBB wollen allerdings, wie bereits vor Wochen präsentiert, in das bestehende S-Bahnnetz investieren. Dazu zählen unter anderem die Modernisierung der Stammstrecke von Meidling nach Floridsdorf bis zum Jahr 2027. Außerdem sollen im Süden Wiens neue Angebote geschaffen werden, um dort den Auto-Pendlerverkehr zurück zu drängen – mit neuen Gleisen von Meidling nach Mödling. Immerhin kommen 40 Prozent der Pendler aus dieser Richtung nach Wien.
Angebot für Pendler
Im Büro von Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) will man sich den Vorschlag der Neos ansehen, wenn er auf dem Tisch liegt. „Wir stehen Maßnahmen für den öffentlichen Verkehr immer offen gegenüber“, heißt es dazu. Und natürlich spiele die S-Bahn da eine entscheidende Rolle. Dort gehe es jetzt in erster Linie aber um eine Taktverdichtung, um das Angebot für die Pendler zu verbessern. Dazu werde es auch Gespräche mit Niederösterreich geben.
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