Simmering: Geplante Imam-Schule kommt noch nicht

Die Baustelle in der Florian-Hedorfer-Straße. Wie es mit der Imam-Schule weitergehen wird, ist ungewiss.
Der neue Vorsitzende der Islamischen Föderation, Mehmet Arslan, sucht den Dialog.

Die Aufregung war groß, als vorigen Sommer der Bau einer „Imam Hatip“-Schule in Simmering publik wurde. Für Kritik sorgte nicht nur, dass die Islamische Föderation den Unterricht in dem theologischen Oberstufen-Gymnasium auf Türkisch abhalten wollte. Der Bauwerber machte sich auch bei den Behörden keine Freunde: Zur Bewilligung eingereicht hatte man nämlich ein Kulturzentrum und einen Kindergarten, tatsächlich gebaut wurde aber eine Schule. Die FPÖ organisierte schließlich eine (mäßig besuchte) Protestdemo vor der Baustelle in der Florian-Hedorfer-Straße.

Simmering: Geplante Imam-Schule kommt noch nicht
Interview mit Mehmet Arslan, Obmann der islamischen Föderation in Wien am 01.07.2015
Das soll jetzt alles Geschichte sein. Unter dem neuen Vorsitzenden der Islamischen Föderation, Mehmet Arslan – SPÖ-Bezirksrat in Rudolfsheim-Fünfhaus –, wird das Projekt neu bewertet. Im KURIER-Interview kündigt er einen neuen Stil im Umgang mit Behörden und Anrainern an.

KURIER: Herr Arslan, warum hat die Islamische Föderation nicht von Anfang an klar formuliert, was punkto Imam-Schule geplant ist?
Mehmet Arslan: Da sind ganz klar Fehler passiert. Es stimmt: Zuerst wurde ein Kulturzentrum samt Kindergarten eingereicht. Aber dann kamen wir drauf, dass es in der Umgebung bereits etliche Kindergärten gibt. Deshalb schwenkten wir um und wollten Jugendlichen eine Perspektive geben. Das wurde aber nur intern kommuniziert, nicht extern. Das war falsch. Da hätten wir mit offenen Karten spielen müssen.

Warum ist das nicht geschehen?
Wegen der aufgeladenen Stimmung. Es gab die Sorge, dass wir wegen all der Vorurteile mit unserer guten Absicht nicht durchkommen.

Wie geht es mit der Imam-Schule weiter?
Der Plan ist jetzt einmal eingereicht. Aber wir befinden uns sozusagen in einer Cool-down-Phase: Wir wollen erst einmal die Situation evaluieren und neu bewerten. Wir wollen die Islamische Glaubensgemeinschaft, den Bezirk, die Bevölkerung und alle Beteiligten einbinden und auf Bedenken und Anliegen eingehen. Es soll zwar eine Bildungseinrichtung kommen, aber wie die letztlich aussehen wird, hängt von den Gesprächen ab. Wir haben keine Eile: Es wird nichts passieren, bis wir eine breite Zustimmung haben.

Das Projekt liegt also auf Eis?
Ja.

Einer der Hauptkritikpunkte war bisher, dass auf Türkisch unterrichtet werden sollte. Bleibt es dabei?
Nein. Die Unterrichtssprachen sollen Deutsch und Türkisch sein. Ohne Deutsch geht gar nichts, das ist die Landessprache. Außerdem wollen wir eine Seelsorger- und Koranlehrer-Ausbildung für 15- bis 18-Jährige als Vorbereitung auf das geplante Bachelor-Studium an der Uni-Wien. Wir wollen eine Ausbildung in Österreich – damit keine Imame aus dem Ausland geholt werden, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind.

Das Öffentlichkeitsrecht wollen Sie weiterhin nicht beantragen?
Die Schule fiele nicht unter das Privatschulgesetz, das Öffentlichkeitsrecht käme daher nicht zum Tragen. Bei der Schule würde es sich um eine innerreligionsgemeinschaftliche Einrichtung unter Aufsicht der Islamischen Glaubensgemeinschaft handeln.

Das heißt, dass Österreich den Schulbetrieb nicht finanzieren würde. Es gibt aber das Gerücht, dass das Geld von der AKP des türkischen Präsidenten Erdogan kommen soll.
(Arslan lacht.) Das stimmt überhaupt nicht. Wir haben viele Spender – alles österreichische Muslime. Dass der Plan, die Schule zu errichten, vor Erdogans Wien-Besuch publik wurde, war reiner Zufall.

Die Islamische Föderation steht der Milli-Görüs-Bewegung nahe, die vom deutschen Verfassungsschutz als antidemokratisch und antisemitisch eingestuft wird.
Wir sind hier in Österreich und wollen an unseren eigenen Taten gemessen werden. Von Rassismus und Antisemitismus distanzieren wir uns.

Was wollen Sie tun, um der Islamophobie entgegenzuwirken?
Wir haben schon viele Aktionen gesetzt, um zum sozialen Frieden beizutragen. Zum Beispiel beim Tag der offenen Moscheen. Aber wir müssen noch offener mit den Medien umgehen. Wir müssen sichtbarer werden und das Gespräch suchen. Weil durchs Reden kommen die Leut’ zamm.

Die FPÖ hat sich bereits aufmunitioniert. Im politisch umkämpften Bezirk Simmering hätte die Imamschule im Wahlkampf eine Rolle gespielt. Mit ihrer Auszeit haben sich die Schulbetreiber einen Gefallen getan.

Es ist klug, den Versuch zu unternehmen, das Projekt im Konsens mit den Anrainern umzusetzen. Ja, das ist der einzig mögliche Weg.

Mit einer Imamschule, die sich abschottet, in der es Unterricht nur auf Türkisch gibt, damit hätte man sich noch nicht verdächtig, aber sehr angreifbar gemacht.

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