Schwere Rufschädigung
Die Studierenden können das Studium zwar noch abschließen, offen ist aber, was das noch wert ist. Denn der Ruf ist selbst innerhalb der eigenen Fakultät kein guter – dieses Bild ergibt sich aus zahlreichen Gesprächen, die der KURIER mit SFU-Studierenden geführt hat.
Auch Studierende der anderen Studienrichtungen ärgern sich über ihr angepatztes Image, weil sie im selben Atemzug mit der Humanmedizin genannt werden.
"Stigma ist immer da"
Die Medizinstudenten fürchten sich vor der Außenwirkung: „Das Stigma der SFU ist immer da. Egal, was du kannst oder nicht kannst. In den Spitälern gibt es Abteilungen, in denen deutlich gegen die SFU geschossen wird, oder zumindest eine negative Grundstimmung vorhanden ist“, so ein Masterstudent. „Ich hoffe, dass das alles keinen großen Einfluss haben wird“, sagt ein anderer, der kurz vor dem Abschluss steht. „Man wird sich ganz normal für Ausbildungsstellen in Spitälern bewerben. Wenn es klappt, ist es gut. Wenn nicht, haben wir ein Problem.“
"Erfolgreiche Klage möglich"
Ein Problem, gegen das man rechtlich vorgehen kann, sagt Rechtsanwalt Stefan Huber: „Kann man nachweisen, dass man einen Job explizit aufgrund der Ausbildung an der SFU nicht bekommen hat, ist eine Klage mit erfolgreichem Ausgang möglich.“ Er sieht noch weitere Möglichkeiten, juristisch vorzugehen: „Wenn Lehrveranstaltungen oder Prüfungen nicht stattfinden, gibt es klare Einklagungsmöglichkeiten“, sagt der Anwalt.
Trotzdem gut gestimmt
Doch nicht alle machen sich so große Sorgen. Ein junger Bachelorstudent zeigt sich gelassen: „Ich mache mir keinen Stress, weil ich noch drei Jahre vor mir habe. Bis dahin ist wahrscheinlich die Re-Akkreditierung da.“ So wird es offenbar den Studierenden vermittelt. Dass die SFU Einspruch gegen die Entscheidung erheben wird, ist wahrscheinlich.
Mit der Qualität ist der Student grundsätzlich zufrieden, gibt aber zu, dass das Studium mittlerweile überlaufen ist: „Wir sind 250 im Jahrgang – das Maximum, das möglich ist.“ An der SFU zu studieren, war für ihn eine bewusste Entscheidung. Sein Vater, selbst Mediziner und Absolvent der MedUni Wien, sah den Vorteil der Privatuni im engeren Kontakt zu den Professoren.
"Es juckt keinen"
Über die aktuellen Entwicklungen habe sich der Vater mit Bekannten aus dem Medizinerkreis ausgetauscht. „Es juckt keinen“, so das Fazit. Außerdem sei bei ihm und unter den Studierenden die Hoffnung groß, dass sich bis zum Abschluss keiner mehr an den Eklat erinnert. Ausreichend informiert wurden die Studierenden jedenfalls nicht. Die Kommunikation innerhalb der Fakultät sei „ein grundsätzliches Problem“, berichtet ein Student.
Von Rektor Alfred Pritz gibt es bislang ein nüchternes Statement: „Der Studienbetrieb kann zunächst unverändert weiterlaufen“, heißt es in der Presseaussendung.
Die weitere Entwicklung für die SFU ist offen. Für viele Studierende, die den Aufnahmetest an der öffentlichen Uni nicht schaffen, fehlen aber ohnehin die Alternativen: „Ich habe den Test der MedUni Wien dreimal nicht bestanden, obwohl ich intensiv gelernt habe. Irgendwann nimmt man jede Möglichkeit, die man kriegt.“
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