Sie stehen in der Innenstadt im Stau? Selber schuld!

Nur in Wien: Christoph Schwarz und Julia Schrenk kommentieren regelmäßig Amüsantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches aus dem Alltag der Stadt.
Der aktuelle Wien-Blog: Die Aufregung über den Lückenschluss beim Wiental-Radweg ist so berechnend wie unverständlich.

Morgen wird sie wieder Einzug halten, die große Empörung. Manche werden schnaufen und viele sogar schimpfen und überhaupt werden ganz viele herumsudern, was das überhaupt soll – so ein Radweg. Und was der erst wieder für einen Stau verursachen wird!

DARF DAS WAHR SEIN?

Morgen, Montag, zieht nämlich Wiens Baustellenkoordinator gemeinsam mit der Polizei Bilanz über den sogenannten Baustellensommer (die gute Nachricht: er ist ja bald vorbei) und gibt auch Einblick in den erst weniger bekannten Baustellen-Herbst (ja, es wird auch im Herbst Baustellen geben). Eine dieser Baustellen wird jene des Wiental-Radwegs entlang der Linken Wienzeile sein.

Von September bis Mitte Dezember wird auf einer Strecke von 700 Metern die Lücke im Radwegnetz von der Nibelungengasse bis zur Köstlergasse im 6. Bezirk geschlossen. Damit ist der 13 Kilometer lange Wiental-Radweg vom Ring bis nach Purkersdorf komplett.

Die Aufregung darüber ist so berechnend wie unverständlich. Der Radweg wird in beide Richtungen gehen, beide Auto-Spuren bleiben erhalten, aber: während der Baustelle wird es vermutlich Staus geben und – Achtung, Achtung – 70 Parkplätze fallen weg.

Und jeder weiß: Wenn irgendwo in dieser Stadt auch nur ein einziger Parkplatz wegfällt, ist Feuer am Dach. Das ist ja selbst jedes Jahr bei den Schanigärten so, obwohl der gemeine Wiener an sich schon gern draußen seinen Spritzer trinkt. Wenn irgendeine Baustelle, ein Stau oder ein fehlender Parkplatz auch nur unter Verdacht gerät, etwas mit Radfahre(r)n zu tun zu haben – FRAGE NICHT.

Und das ist sowas von öd. Und sowas von vorgestern.

Wer 2019 glaubt, in Wiens Innenstadt, die beste Öffi-Anbindung genießt, jeden Tag ohne beruflichen Zwang Autofahren und sich danach über Staus beschweren zu müssen, ist selbst schuld.

Noch immer wird ein Großteil des öffentlichen Raums nach den Bedürfnissen der Autofahrer ausgerichtet – darüber sollte sich einmal dringend jemand empören.

Ab sofort kommentieren Christoph Schwarz und Julia Schrenk an dieser Stelle regelmäßig Amüsantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches, das (wahrscheinlich) nur in dieser Stadt passiert.

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