Skurriles Bezirksgericht: Der Zettelpoet und die Schraube

Gedichte zum Pflücken, Helmut Seethaler, Wien
Der Wiener Zetteldichter Helmut Seethaler musste erneut vor Gericht, weil er in einer U-Bahnstation eine Schraube verbogen haben soll.

4000 Anzeigen hat Helmut Seethaler seit 1973 kassiert. „Aber das hier ist die Schlimmste.“ Mittwoch, 9.45 Uhr, Bezirksgericht Innere Stadt. Helmut Seethaler, 60, in Wien bekannt als der Zetteldichter, der gesellschaftskritische Botschaften via Handzettel auf Wände klebt, ringt angesichts der Anklage um Fassung. Zweifache Sachbeschädigung, versuchte Körperverletzung und Missbrauch des Notzeichengesetzes wirft ihm die Staatsanwältin vor.

Vor zwei Jahren ging bei einer Luke der U-Bahnaufsicht am Schwedenplatz eine Schraube kaputt. Seethaler war verärgert, weil die beiden Mitarbeiter hinter dem Glas seine Botschaften auf den Boden entsorgt hatten. Er drückte die Zettel durch die Luke – die verschlossen war. Die Schraube sei „sogar abgerissen“, schilderte gestern einer der beiden Mitarbeiter. Schaden: 30,50 Euro. Dem Künstler war das gar nicht aufgefallen. Den ausgelösten Brandalarm, der ihm angelastet wird, streitet er ab. Ob ein Missbrauch vorliegt, ist ohnehin unklar, denn der Notruf könnte die Feuerwehr gar nicht erreicht haben.

Faktum zwei

Im Museumsquartier (MQ) räumt ein Mann den Tisch einer Bediensteten ab (versuchte Körperverletzung), zerschneidet dann eine Werbeplane. Die Frau will Seethaler gesehen haben. Ein MQ-Mitarbeiter legt nichtssagende Überwachungsbilder vor. Für die Richterin ist dieser Vorwurf obsolet. Fortsetzung: 3. Juli.

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