Schwarzenbergplatz: Eine Planungswüste mitten in der City
Verloren steht ein Baum vor dem Büro der Wiener Städtischen Versicherung. Ansonsten ist weit und breit kein Fleckchen Grün auszumachen. Dafür zerschneiden umso mehr Straßen und Gleise den weitläufigen Platz – wodurch eine simple Querung zu Fuß zu einem zeitraubenden Hindernislauf wird.
Keine Frage: Trotz seiner prächtigen historischen Bauten und seiner zentralen Lage ist der Schwarzenbergplatz keiner, an dem man sich gerne aufhält: zu viel Verkehr, zu viel Hitze, zu wenig Grün.
Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) will das ändern und kündigte zuletzt mehrfach eine Neugestaltung des Innenstadt-Areals an. Details und Zeitplan stehen allerdings noch nicht fest.
Erst recht nicht, ob sie damit Erfolg haben wird. Denn der Platz gilt seit vielen Jahrzehnten als Problemfall, an dem sich schon etliche Stadtplaner und Politiker die Zähne ausgebissen haben.
Entstanden im Zuge der Stadterweiterung Mitte des 19. Jahrhunderts, geriet der Platz städteplanerisch schon früh aus dem Ruder. Ursprünglich reichte er nur bis zur Lothringer Straße, mit der Überplattung des Wienflusses kam im Süden noch eine beträchtliche Fläche hinzu. „So entstand dieser elendslange Platz“, sagt Christian Kühn, Studiendekan für Architektur an der TU Wien. „Eigentlich gehört er komplett neu gestaltet.“
Fluss freilegen?
Tatsächlich gab es im Vorfeld der letzten Umgestaltung vor knapp 20 Jahren Ideen, den Fluss freizulegen. „Das wäre aber technisch viel zu kompliziert, schließlich ist dort die U-Bahn unterwegs“, sagt der Experte. Umgesetzt – und das auch nur halbherzig – wurde damals ein umstrittenes Beleuchtungskonzept, das sich aber nicht bewährte.
Verkehrsknoten
Und auch jetzt lässt Kühn wenig Hoffnung aufkommen, dass aus dem Areal irgendwann ein belebter, freundlicher Platz wie etwa der Stephansplatz werden könnte. Zu wichtig sei die Rolle des Platzes als Verkehrsknotenpunkt, als dass man ihn deutlich fußgängerfreundlicher machen könnte.
Es gäbe laut dem Experten aber Möglichkeiten, den Platz zumindest optisch ansprechender zu gestalten. Kühn schwebt hier eine radikale Idee vor: Die Verlegung des Russendenkmals und des Reiterstandbilds, um die Sichtachse zum Palais Schwarzenberg freizulegen. Wobei äußerst fraglich ist, ob sich dies durchsetzen ließe.
Einig sind sich alle, dass der Platz wenigstens seinen Charakter als Hitzeinsel verlieren soll. Nur: Man könne laut Kühn nicht so ohne Weiteres Bäume pflanzen, weil das die im Boden vergrabene Technik mitunter nicht zulassen würde.
Um alles noch komplizierter zu machen, haben auch die Bezirke ein Wörtchen mitzureden. Im konkreten Fall sind es mit der Inneren Stadt, Landstraße und Wieden gleich drei. „Wir sind offen für eine Neugestaltung. Es ist aber eine Frage des Geldes“, sagt City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP). So ein großes Projekt sei rein aus Bezirksmitteln nicht zu stemmen.
Obendrein müssten noch die Projekte „Schwedenplatz neu“ und Verkehrsberuhigung Innere Stadt abgeschlossen werden. Man müsse auch abwarten, wie sich Letztere auf den Schwarzenbergplatz auswirkt. Laut Figl werde aber unabhängig davon geprüft, ob wenigstens der zu seinem Bezirk gehörige Teil des Platzes begrünt werden könnte.
Der 3. Bezirk hat im Vorjahr einen Antrag zur Umgestaltung des Platzes verabschiedet. Die Eckpunkte: Entsiegelung großer Asphalt- und Pflasterflächen, Ausweitung und Neukonzeption der Grünflächen, Berücksichtigung der Blickachsen, Prüfung eines Fußgänger- und Radler-Übergangs Am Heumarkt / Brucknerstraße sowie ein neues Lichtkonzept unter Reduktion der Oberleitungsmasten.
Heumarkt-Projekt als Bremse
Die schlechte Nachricht: Die Umsetzung dieser Pläne hängt vom Fortgang des umstrittenen Heumarkt-Projekts ab. Denn der Schwarzenbergplatz ist während des geplanten Umbaus als Ausweichfläche für den Wiener Eislaufverein vorgesehen. „Ohne sie wäre für eine große Anzahl von Menschen und vor allem von Kindern die Ausübung ihres Hobbys für lange Zeit nicht oder nur sehr erschwert möglich“, heißt es aus dem Büro von Bezirkschef Erich Hohenberger (SPÖ).
Und so muss man sich einstweilen mit Kleinigkeiten begnügen: Heuer wurden beim Hochstrahlbrunnen fünf Bäume gepflanzt.
Reiterstatue
Das Karl Philipp Schwarzenberg gewidmete Standbild des Bildhauers Ernst Hähnel wurde 1867 enthüllt
Hochstrahlbrunnen
Er wurde anlässlich des Baus der I. Wiener Hochquellenwasserleitung errichtet und 1873 eröffnet
Heldendenkmal
Das markante Monument wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von der Roten Armee errichtet – zum Gedenken an die gefallenen Sowjet-Soldaten
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