"Rafael durfte nur drei Monate alt werden": Vater wegen Mordes angeklagt
Rafael war ein absolutes Wunschkind. Als er im November des Vorjahres in Wien zur Welt kam, war die Freude groß. Doch der Säugling wurde nur drei Monate alt. Im vergangenen Februar starb er an den Folgen eines Schütteltraumas.
Am Dienstag ist nun der 29-jährige Vater des Babys (vertreten von Astrid Wagner) wegen Mordes angeklagt. "Der heutige Fall ist schrecklich. Bleiben Sie in den nächsten zwei Verhandlungstagen stark", sagt die Staatsanwältin zu den Geschworenen im Landesgericht für Strafsachen in Wien. Der Fall sei nicht nachvollziehbar, aber "ein Mord braucht kein Motiv", sagt die Staatsanwältin.
Nicht geständig
Der Angeklagte - ein Serbe, der in Wien lebt - bestreitet, etwas mit dem Tod seines Sohnes zu tun zu haben und schiebt die Schuld auf die Ärzte der Klinik Ottakring, die seinem Kind das Leben retten wollten: "Sie sind Verbrecher und biegen alles so zurecht, damit sie davonkommen", erklärte er in einer Einvernahme.
Das Kind war in den Abendstunden des 3. Februar von der 26-jährigen Mutter ins Spital gebracht worden. Ihr war aufgefallen, dass sich Rafaels Haut gelblich färbte, das Kind schwer atmete.
Massive Verletzungen
Ihr Partner hatte seit dem Nachmittag auf den Buben aufgepasst - die Mutter war mit ihrer Tochter bei einer Geburtstagsfeier. Irgendwann zwischen 14.45 und 21.55 Uhr, so die Anklage, muss der Säugling massiv geschüttelt worden sein. die Mutter merkte, dass es ihrem Sohn nicht gut ging. Sie fertigte sogar Videos von dem Kind an. "Darauf sieht man den Todeskampf des kleinen Rafael", sagt die Staatsanwältin.
Später stellten Ärzte bei ihm Hirnblutungen, eine Hirnschwellung und bereits eine Sauerstoffmangel-bedingte Hirnschädigung fest. Ein Transfer ins AKH konnte ihn nicht mehr retten. Rafael starb am 6. Februar.
Bei der Obduktion des Säuglings wurden auch ältere Verletzungen gefunden. Sie dürften rund eine Woche zuvor zugefügt worden sein. Damals, so erinnerte sich die Mutter, habe das Kind plötzlich Fieber bekommen.
Für die Staatsanwaltschaft spricht alles gegen den Kindesvater.
"Kein Gewalttäter"
"Es ist ein reiner Indizienprozess. Er schwört, es nicht getan zu haben", sagt Anwältin Wagner. "Das passt in keiner Weise zu seiner Persönlichkeit. Er ist kein Gewalttäter."
Der angeklagte Mann hat einen Verdacht: Der Sohn habe einmal bei der Schwiegermutter übernachtet. "Wollen Sie jetzt sagen, Ihre Schwiegermutter hat Rafael geschüttelt? Trauen Sie ihr das zu?", fragt die Vorsitzende Richterin Christina Salzborn. "Ja, weil sie psychisch nicht so stabil ist", meint der Mann.
Der Prozess ist für zwei Tage anberaumt. Neben mehreren Gutachtern werden auch behandelnde Ärzte und Familienmitglieder als Zeugen befragt.
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