Schieder: "Ziel ist die absolute Mehrheit"

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder im Interview
Schieder kritisiert einseitige Berichterstattung der Zeitung "Österreich".

Der Klubchef über unfairen Journalismus, seine Wohnbau-Vorhaben und die Gangbetten-Misere.

KURIER: Am Dienstag fand das erste SPÖ-interne Hearing statt. Welcher Kandidat bekam von den Delegierten mehr Applaus: Sie oder Michael Ludwig? Andreas Schieder: Es war kein Gegeneinander. Ein paar Mal zumindest habe ich aber Zwischenapplaus bekommen. Etwa, als es um die aktuelle Berichterstattung der Boulevardmedien zur Wiener SPÖ ging.

Täuscht der Eindruck, dass sich die Zeitung " Österreich" ganz klar für Ludwig und gegen Sie positioniert?

Österreich agiert in diesem Zusammenhang nicht journalistisch fair und berichtet auch nicht objektiv, sondern einseitig. Alle Medien berichten, die parteiinterne Wahl läuft relativ konstruktiv ab. Nur diese Zeitung schreibt von "Schlammschlacht" oder dass es jetzt grauslich wird.

Die SPÖ-Sektion 8 setzt sich gegen Hetze in Boulevardmedien ein. Unterstützen Sie diese Bemühungen?

Was ich nicht möchte, ist, dass in der Zeitung Österreich versucht wird die Meinung des Herausgebers als politische Meinung durchzusetzen. Das muss man sich nicht gefallen lassen.

Ludwig-Fans sind verärgert, weil Sie zuletzt die aktuelle Wohnbau-Politik kritisiert haben. Sie wollen bis 2025 rund 25.000 neue Gemeindewohnungen bauen. Wie soll das gehen – angesichts des schleppenden Fortschritts bei den jetzigen Gemeindebau-Projekten?

Wir haben steigende Wohnpreise im privaten Sektor. Dagegen hilft ein Ausbau des geförderten Wohnbaus. Ein Teil davon sollen eben Gemeindewohnungen sein. Es geht aber auch darum, die bürokratische Hürden zu beseitigen, dass man schneller ins Bauen kommt.

Agiert Ludwig zu zögerlich?

Für die Zukunft braucht man jedenfalls dieses ambitioniertere Programm.

Die Gemeindespitäler kommen nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Zuletzt kritisierte der Stadtrechnungshof massiv die Gangbetten. Was läuft hier schief?

Wenn es in einzelnen Spitälern Gangbetten gibt, die nicht notwendig sind, dann muss das Hausmanagement dort seine Prozesse so überdenken, dass es keine mehr gibt. Das ist auch möglich, da es auch Häuser ohne Gangbetten gibt. Meine Empfehlung wäre, dort nachzufragen.

Was wäre Ihre ersten Maßnahmen als neuer Parteichef?

Ich möchte die SPÖ als Plattform des Mitmachens etablieren. Die Partei für jene öffnen, die mitgestalten wollen. Wir werden eine Mitmach-Kampagne starten, bei der wir sie alle einladen. Weiters plane ich eine große wienweite Bezirksräte-Konferenz mit allen unseren Funktionären, die direkt vor Ort sind. Wir wollen mit ihnen diskutieren, welche Fragen sich dort stellen, weil sie haben das Know-how.

Soll also die SPÖ Wien nach Vorbild der ÖVP eine Art Bewegung werden?

Nach Vorbild der ÖVP soll die SPÖ gar nichts werden. Das wäre ein schlechter Weg. Die SPÖ ist immer schon eine Bewegung gewesen. War haben sehr viele Menschen, die sich am Rande der Politik für die Gesellschaft engagieren, etwa in Sportvereinen oder Elternvertreter. Diesen Schwung müssen wir noch stärker nützen.

Zu den möglichen Koalitionen nach der Wien-Wahl: Zuletzt ließen Sie anklingen, dass Sie die Grünen gegenüber der ÖVP vorziehen. Bleibt es dabei?

Mein Ziel für 2020 ist die absolute Mehrheit. Das ist möglich: Es gibt viele Bürgerliche, die sich in der Kurz-ÖVP nicht wieder finden. Auch viele ehemalige Blau-Wähler sind von den ersten Schritten der Bundesregierung enttäuscht.

Und sollte sich die Absolute nicht ausgehen?

Das hängt davon ab, wie sich die Grünen und die ÖVP bis dahin entwickeln und welche anderen Parteien es gibt. Eines ist klar: Bei der Wiener FPÖ sind derartig viele, die nicht für die Stadt arbeiten wollen oder solche mit rechtsrechten Gedankengut. Sie sind für mich keine Partner für eine Koalition – weder in Wien, noch im Bund.

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