Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“
Serie, letzter Teil. Man muss allerdings lernen, Arme und Beine gegengleich zu bewegen. Doch keine Angst, selbst Bewegungslegastheniker können das schaffen.

Ihn bringt so gut wie nichts mehr aus dem Gleichgewicht. Der Herr Ehrenpräsident ist seit 94 Jahren auf der Welt, sportelt seit 85 Jahren beim Wiener Ruderverein Pirat, in seinem 95. Lebensjahr immer noch einmal pro Woche; ist somit fitter als viele Jüngere.

Doch dieser eigenwillige Zeitungsmaxi vor ihm in dem Viererboot mit Steuerfrau auf der Alten Donau raubt ihm in Kürze die Contenance.

„Lockerer!“ – „Nicht sooo fest das Ruder halten!“ – „Lass dir Zeit, nicht sooo hektisch!“

Nach dem Start vor dem Pirat-Vereinshaus, das noch ein paar Jährchen älter ist als Ehrenpräsident Herbert Garn, ist dessen Stimme noch sanft. Auf Höhe des Straßenbahnerbades wird sie eindringlicher, beim Spitz des Gänsehäufels allmählich bedrohlich – auf der Rückfahrt gibt er auf.

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Ein Pirat in Ausbildung

Womit zum wiederholten Mal bewiesen wäre: Rudern kann wunderbar kontemplativ und vor allem gesund für Rücken, Bauch, Bein, Po, Arme sowie für das Herz sein. Aber es will auch richtig gelernt sein. Einfach nur ins Boot steigen und sich wie die Ruderer im Fernsehen fest ins Zeug legen, dieses Vorhaben greift zu kurz.

Flach, nur knapp über dem Wasser sollen die Ruderblätter nach hinten geführt, dann locker um 90 Grad gedreht, dann ins Wasser eingetaucht und nach vorne gezogen werden. Die Rudergriffe führt man dabei nicht ober-, sondern unterhalb zur Brust. So weit, so plausibel – in der Theorie. Die Beine drücken, während die Arme ziehen.

Herbert Garn hat diese an sich wohltuend harmonische Bewegung vor 85 Jahren in seinem Gehirn abgespeichert und nie mehr vergessen. Der Pirat in Ausbildung quält sich hingegen, vor allem mit all den Knoten in seinem Hirn; Koordination ist nicht Seines.

➤ Mehr dazu: Hier geht es zu allen Bewegungsangeboten des KURIER

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Doch zum Glück gibt es so nette Zeitgenossen wie den vierfachen Weltmeister im Zweier, Christoph Schmölzer. Der dreht sich stets mit einem Lächeln, nie anklagend, um, wenn der Quereinsteiger in seinem Rücken erneut seinen perfekt getimten Ruderschlag zunichtemacht. Für den ehemaligen Weltklasse-Athleten ist das Rudern „ein wichtiger Teil in meinem Leben“.

Doch anders als in seiner aktiven Zeit rudert Schmölzer heute nur mehr, um sich von seinem körperlich fordernden Beruf als Zahnarzt zu erholen: „Für mich ist Rudern eine runde, gesunde Bewegung. Es ist wie spazieren gehen übers Wasser.“ Davon ist sein Hintermann so weit entfernt wie der legendäre „1.000er-Baum“ vom Wasserpark an der oberen Alten Donau.

➤ Mehr dazu: Walking Football: Fußball für Fortgeschrittene

Gemeinsam mit dem ehemaligen Welt- sorgt auch eine regierende Europameisterin in unserem bunt zusammengewürfelten Vierer für etwas mehr Tempo: Chiara Halama ist Europas Beste im Coastal Rowing, also dem Rudern auf dem Meer – einer Disziplin, die bei den Spielen 2028 in Los Angeles olympisch werden soll. Die 24-Jährige trainiert sieben Tage pro Woche, und das jeweils zweimal. Einig ist sich Halama mit der äußerst umsichtigen Steuerfrau Helga Kainz, dass das Rudern „die einzige sitzende Tätigkeit ist, die der Haltung dient“.

Rudern auf der Alten Donau: „Wie spazieren gehen übers Wasser“

Wie man ein Pirat wird

Helga Kainz steuert derzeit auch die Geschicke des alten Rudervereins, der sowohl an der Alten Donau als auch an der Donau (bei Korneuburg) eigene Bootshäuser betreibt. Nach dem – dank ihrer Hilfe – unfallfreien Aussteigen aus dem schmalen Boot erzählt sie, warum sie das Rudern fasziniert: „Wenn sich das Wasser, die Luft, das Wetter und deine eigene Bewegung verbinden, dann ist das einfach nur großartig.“

Obwohl bei der ersten Ausfahrt so manches aus dem Ruder gelaufen ist, spürt der Novize am Ende die Hand des gestrengen Ehrenpräsidenten auf seiner Schulter: „Waren ja auch ein paar recht passable Ruderschläge dabei.“

Was für ein Ritterschlag! „Jetzt meldest’ dich für einen Kurs an – und beim sechsten Termin ruderst’ zum ersten Mal allein aus“, sagt Herbert Garn. „Und gehst’ auch gleich amoi schwimmen.“ Man muss ihn mögen, den alten Piraten. Ein echter Sir, ein Motivator!

Rudern mit Christoph Schmölzer und den anderen „Piraten“ ist ein lehrreiches und wohltuendes Erlebnis. Das wird nun auch den KURIER-Lesern und -Leserinnen angeboten. Mehr Informationen einfordern und anmelden bitte per Mail: anfaenger@wrc-pirat.at.

Kommentare