Transvestiten? „Heute nicht“

Den Laufhäusern gehört die Rotlicht-Zukunft. Das Geschäft auf der Straße ist kaum noch existent. Schmuddel-Lokale bekommen keine Bewilligung mehr
Laufhäuser boomen, Schmuddel-Lokalen wird der Kampf angesagt.

Das Etablissement ist ganz nach dem Geschmack von Wolfgang Langer. Hell, videoüberwacht, sauber. Die Alarmknöpfe funktionieren. Die Zimmer sind bestens ausgestattet. Alkohol gibt es nur zu Wucherpreisen aus dem Getränkeautomaten. Allein: Das neue Laufhaus in der Wallensteinstraße kann noch Damen vertragen – derzeit hat nur eine junge Bulgarin ein Zimmer gemietet. „Ich war schon in Deutschland und in der Schweiz. Hier ist es gut“, sagt sie.

Den Laufhäusern gehört die Rotlicht-Zukunft, davon ist Langer, Leiter des Prostitutionsreferats der Wiener Polizei, überzeugt. „Gute Laufhäuser haben sogar Wartelisten, wo Frauen bis zu einem Jahr warten müssen“, sagt Langer. Und die Laufhäuser werden mehr. Noch in diesem Jahr sollen zwei weitere, eines in der Landstraße, das andere in Favoriten, aufsperren. „Hier sind die Frauen geschützt. Zuhälter haben keinen Zutritt“, erklärt Langer.

Weg vom Hinterhof

Die Prostitution in Wien ist im Wandel. Das Geschäft auf der Straße ist kaum noch existent. Schmuddel-Lokale in Hinterhöfen bekommen keine Bewilligung mehr. „Es hat ein Reinigungsprozess stattgefunden“, erklärt der Polizist.

Groß, hell, gepflegt. Im Hintergrund teils internationale Investoren, die die Lokale wie Unternehmen führen – diese Entwicklung komme den Frauen zugute. Auch der frisch eröffnete Saunaclub am Stadtrand präsentiert sich so. „Herzlich willkommen“, begrüßt der Türsteher die Polizisten. In 30 Minuten sind Mädchen und Lokal kontrolliert. Zwei Herren in weißen Bademänteln löffeln ihre Suppe vom Buffet. Im Pokerzimmer läuft Fußball. „Bleibt’s halt die Halbzeit da“, schlägt ein Gast lachend vor. Die Ermittler müssen weiter. „Seriöse Betreiber achten darauf, dass alles passt. Sonst stehen wir ständig vor der Tür. Und das ist schlecht fürs Geschäft“, erklärt Langer.

So wie in dem kleinen Lokal im zweiten Bezirk. Ein Mitbewerber gab den Polizisten den Zund, dass hier einiges nicht passen soll. Er soll recht behalten. Fünf Frauen und ein Transvestit bieten hier ihre Dienste an. „Polizeikontrolle. Ziehen Sie sich etwas an“, fordert Langer die Runde auf.

Die Damen zieren sich. Das hat einen Grund. Gleich zwei Frauen haben keinen Deckel, sind also nicht angemeldet. Die dritte hat die vorgeschriebene, wöchentliche Gesundheitsuntersuchung versäumt. Sie müssen das Lokal verlassen. „Du Chef?“, versucht eine Ungarin ihren Charme spielen zu lassen. „Bitte, bitte arbeiten.“ Doch da kennt Langer kein Pardon. „Heute nicht mehr. Die Gesundheit ist wichtiger.“

Auch bei den baulichen Vorschriften werden die Polizisten fündig. Die Tür ist mit einem nicht genehmigten Riegel verschlossen. „Wenn es hier brennt, kommen die nicht raus“, ärgert sich Langer. Der Betreiber kann sich auf eine ordentliche Geldstrafe einstellen. Und auch die nicht angemeldeten Damen bekommen eine Geldbuße.

Die Glocke des Lokals läutet. Statt eine der Frauen öffnet ein Ermittler. Der Kunde ist irritiert. „Transe?“, äußert er seinen Wunsch. „Heute nicht“, bekommt er zur Antwort. Die Tür geht zu.

Transvestiten sind in der Szene gefragt. Im zweiten Bezirk hat sich ein Club darauf spezialisiert. Doch mit Vorschriften nimmt man es hier nicht so genau. Zwei Herrschaften haben keine Aufenthaltserlaubnis – die Fremdenpolizei nimmt sie mit. Und auch sonst findet sich ein Problem nach dem nächsten. Schimmel, fehlende Rauchmelder und Türschnallen, Kabel die aus der Decke ragen. „Abenteuerlich“, urteilt Langer. Die Betreiber der letzteren Lokale haben zwei Wochen Zeit, die Mängel zu beheben. Sonst droht die Schließung.

Fakten: Rotlicht in Wien

Die Frauen 3400 Prostituierte sind in Wien gemeldet. 1500 bis 1700 gehen pro Woche zur Untersuchung und sind aktiv im Geschäft. Ein Großteil der Frauen kommt aus Rumänien. Nur eine Handvoll Österreicherinnen ist im Geschäft.

Lokale 234 Rotlicht-Lokale sind bewilligt, 60 weitere sind im Verfahren. Fast die Hälfte wird von Frauen betrieben. 1100 Prostitutionszimmer gibt es.

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