Rekord-Drogenfund nahe Wien: Eine Tonne Cannabis beschlagnahmt

Rekord-Drogenfund nahe Wien: Eine Tonne Cannabis beschlagnahmt
13 Verdächtige aus Österreich, Serbien und Kroatien sollen eine Plantage südlich von Wien betrieben haben. Auch Bargeld und Gold wurde gefunden.

Der Drogenhandel, den die 13 Verdächtigen über Jahre hochprofessionell aufgezogen haben sollen, dürfte wie ein eigenes Unternehmen funktioniert haben: In zwei etwa 2.000 Quadratmeter großen Hallen südlich von Wien wurden die Cannabispflanzen sorgsam angepflanzt, geerntet, verpackt, portioniert und weiterverkauft. 

Vergangene Woche gelang es den Ermittlern des Landeskriminalamts Wien, die Plantagen sowie die Verdächtigen – die aus Österreich, Serbien, Kroatien und Tschechien stammen – auszuforschen. Bei den beiden Hauptverdächtigen handelt es sich um einen 53-jährigen Österreicher und eine 29-jährige Tschechin.

Auch in einer Wohnung in Brigittenau wurde eine Plantage entdeckt. An allen Orten fanden Ermittler rund 1.000 Pflanzen. Neben einer Tonne Cannabis konnten die Ermittler auch Golddukaten und Bargeld in der Höhe von knapp 300.000 Euro sowie gefälschte Führerscheine und Reisepässe sicherstellen.

Zwei Tonnen pro Jahr

„Der Marktwert der Drogen beläuft sich auf 4,2 Millionen Euro“, sagt ein Polizeisprecher auf KURIER-Anfrage. Selbst für erfahrene Ermittler ein außergewöhnlicher Fund: „Eine Tonne Cannabis ist definitiv keine Alltagsgeschichte.

Normalerweise finden wir über das ganze Jahr verteilt im Schnitt zwei Tonnen Cannabis“, sagt Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt.

➤ Mehr lesen: Kripo-Drohne ließ Waldviertler Drogenbande auffliegen

Rekord-Drogenfund nahe Wien: Eine Tonne Cannabis beschlagnahmt

13 Tatverdächtige wurden festgenommen.

Pro Tag finden Ermittler im Schnitt drei Plantagen, pro Jahr rund 1.000. „Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal auf einen Schlag eine Tonne sichergestellt haben“, sagt Lichtenegger.

Die Aufzucht einer solch großen Menge an Suchtmitteln sei sehr aufwendig. Lüftungsanlagen, Wasseraufbereitung und Heizlampen brauchen laut Lichtenegger in etwa so viel Strom wie mehrere hundert Zwei-Personen-Haushalte. Der Energieverbrauch ist bei Cannabis-Plantagen oft sehr hoch.

Rekord-Drogenfund nahe Wien: Eine Tonne Cannabis beschlagnahmt

Auch Bargeld in der Höhe von 290.000 Euro wurde sichergestellt.

„Wenn in einem Haus oder einer Halle der Energieverbrauch plötzlich schlagartig ansteigt, kann das natürlich ein Indiz sein. Oft zapfen Kriminelle den benötigten Strom dann auch vom Nachbarn ab“, schildert Lichtenegger.

Auch der Geruch führe die Ermittler oft auf die richtige Spur. Mit Blick auf die Entwicklung in Deutschland – Stichwort Legalisierung von Cannabis – glaubt der Experte, dass der Anbau der beliebten Droge in Zukunft auch in Österreich zunehmen könnte.

„Cannabis-Tourismus“

Mitte April hat der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach Pläne zur teilweisen Legalisierung von Cannabis vorgestellt. Der Besitz von bis zu 25 Gramm zum Eigenbedarf und der Eigenanbau von höchstens drei Pflanzen soll straffrei werden.

„Wenn der Gesetzesentwurf tatsächlich durchgeht, könnte infolge dessen auch der Export von Österreich nach Deutschland steigen. Auch der ,Cannabis-Tourismus‘ in Clubs in Grenzgebieten könnte zunehmen“, sagt Lichtenegger.  Die Legalisierung in Deutschland soll noch dieses Jahr kommen.   

Drogenring zerschlagen

Erst vor knapp zwei Monaten gelang Ermittlern ein Schlag gegen den weltweiten Drogenhandel. Das Bundeskriminalamt bekam vom Hauptzollamt Nürnberg den Hinweis, dass eine Sendung von knapp zwei Kilogramm Cannabiskraut auf dem Weg nach Spanien abgefangen werden konnte. Die Drogen sollten an eine Wiener Adresse geliefert werden.

Im Zuge der Ermittlungen konnten Beamte des BKA einen 44-jährigen Deutschen festnehmen. Bei einer Hausdurchsuchung wurden über 1.700 g Cannabiskraut, knapp 1.600 g THC-haltige Substanzen, elektronische Beweismittel sowie geringe Mengen an weiteren Suchtmittelsubstanzen sichergestellt.

➤ Mehr lesen: Drohnen, Kryptohandys, Videos: Unglaublicher Drogenfall in NÖ aufgeflogen

Die Ermittler arbeiteten mit Kollegen aus anderen Bundesländern zusammen und konnten so Adressen in Niederösterreich und Vorarlberg ausforschen, bei denen Hausdurchsuchungen kleine Mengen Suchtmittel sowie Bargeld ans Licht brachten. Eine heiße Spur führte die Ermittler schließlich auch nach Wien.

Durch die Auswertung der elektronischen Beweismittel wurden in der Bundeshauptstadt Hausdurchsuchungen durchgeführt, bei der Beamte des BKA auf 178 Kilogramm Cannabiskraut, 14 Kilogramm Cannabispulver, 10 Liter Cannabisöl, 7 Gramm Kokain und über 10.000 Stück mit Cannabisöl versetzte Süßwaren stießen.

 Alle Blaulicht-Meldungen aus Wien wie diese lesen Sie auch in unserem Blaulicht-Newsletter.

Kommentare