Reinprechtsdorfer Straße: Eine längst überfällige Schönheitskur

Reinprechtsdorfer Straße: Eine längst überfällige Schönheitskur
Die heruntergekommene Einkaufsmeile in Margareten wird fix zur Einbahnstraße. Ob sie auch eine Begegnungszone bekommt, ist noch nicht sicher.

Nach Jahren des Gezerres gibt es nun endlich konkrete Pläne für die Neugestaltung und Verkehrsberuhigung der mittlerweile schon ziemlich heruntergekommenen Reinprechtsdorfer Straße in Margareten: Sie wird wohl auf ganzer Länge stadtauswärts zu einer einspurigen Einbahnstraße. Damit wird die dem U-Bahn-Bau geschuldete temporäre Lösung zu einem Dauerzustand. Mit dem Umbau soll im September 2022 begonnen werden, kündigt Bezirksvorsteherin Silvia Jankovic (SPÖ) an.

Reinprechtsdorfer Straße: Eine längst überfällige Schönheitskur

Silvia Jankovic (SPÖ)

Als Basis für die Umgestaltung hat Jankovic eine Verkehrsanalyse durchführen lassen, bei der verschiedene Varianten untersucht wurden: eine mit Gegenverkehr, (wie in älteren Neugestaltungsplänen der Grünen vorgesehen), eine vollständige Einbahnregelung sowie zwei teilweise (Nord- und Südabschnitt) Einbahnregelungen.

Entlastung

Das Ergebnis: In puncto Verkehrsreduktion bringe eine Einbahn auf ganzer Länge am meisten, schildert Jankovic. „Sie reduziert den Verkehr auf der Reinprechtsdorfer Straße um die Hälfte. Der Durchzugsverkehr im Bezirk geht um14 Prozent zurück. Das sind 6.000 Autos pro Tag.“

Schwachstelle Ramperstorffergasse

Um zu verhindern, dass Autofahrer auf die Ramperstorffergasse ausweichen – was zum Ärger der Anrainer jetzt schon passiert –, soll der Linksabbieger von der Wiedner Hauptstraße entfernt werden. Dies sei letztlich besser, als auch hier eine Einbahn einzuführen, weil dies zu einer Verlagerung des Verkehrs ins Umfeld und deutlich längeren Fahrzeiten führen würde, schildert die Bezirksvorsteherin.

Reinprechtsdorfer Straße: Eine längst überfällige Schönheitskur

Laut den Berechnungen der Verkehrsexperten verlagert sich der Durchzugsverkehr mit dem Umbau der Reinprechtsdorfer Straße auf das höherrangige Straßennetz, allen voran auf den Gürtel.

Das Mehr an Platz, das durch die Einbahn auf der Einkaufsstraße gewonnen wird, soll für Baumpflanzungen und zusätzliche Sitzgelegenheiten genutzt werden.

Fahrplan

Bis Mitte 2022 soll jetzt die Detailplanung erfolgen, ehe im Herbst die Bauarbeiten beginnen – mit dem Abschnitt zwischen Schönbrunner Straße und Arbeitergasse. Viele Details sind aber noch offen.

Zum Beispiel, ob es – wie ursprünglich angedacht – eine Begegnungszone auf Höhe des Siebenbrunnenplatzes geben wird. „Aus der Bevölkerung gibt es den Wunsch nach einer zusätzlichen Verkehrsberuhigung zwischen Arbeitergasse und Stolberggasse“, sagt Jankovic. Ob in Form einer klassischen Begegnungszone (mit einer gemeinsamen Verkehrsfläche und Tempo 20 für alle Verkehrsteilnehmer) müsse noch geklärt werden.

Denkbar sei jedenfalls, dass die Niveau-Unterschiede zwischen den dortigen Gehsteigen und der Fahrbahn beseitigt werden.

Buslinie 14A

Ungeklärt ist auch noch die künftige Route des 14A Richtung 6. Bezirk. Der Bus ist aktuell wegen der temporären Einbahn auf einer wenig zufriedenstellenden Ausweichroute unterwegs.

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Eine Entscheidung über die künftige Linienführung könne laut Jankovic aber erst mit Fertigstellung des U2-Ausbaus im Jahr 2028 erfolgen. Denn schließlich müssten die neuen Stationen (Reinprechtsdorfer Straße, Matzleinsdorfer Platz) von den Bussen angefahren werden.

Unterstützt werden die Pläne von Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ): „Jahrelang wurde diskutiert, nun geht es endlich an die konkrete Umsetzung“, sagt sie.

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Ulli Sima (SPÖ)

Am Montag präsentierte Jankovic die Analyse den anderen Bezirksparteien. Zuletzt hatten ÖVP, FPÖ und Linke signalisiert, dass sie mit einer Einbahnlösung leben könnten. Ablehnung kam hingegen von den Grünen, die eine Verlagerung des Verkehrs befürchten.

Die Bezirks-Grünen hatten im Wahlkampf 2020 ihre eigenen Pläne präsentiert – gemeinsam mit der im Streit von der SPÖ geschiedenen damaligen Bezirkschefin Susanne Schaefer-Wiery und der grünen Verkehrsstadträtin Birgit Hebein. Sie sahen als Kernelement eine Begegnungszone vor. Nach dem Machtwechsel auf Bezirks- und Rathaus-Ebene wurden das aber verworfen.

Die Grünen konnten immerhin durchsetzen, dass am Mittwoch eine Bürgerversammlung stattfindet. Allerdings pandemiebedingt nur als Online-Veranstaltung.

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