Regierung möchte Steinhofgründe zum UNESCO-Welterbe machen

Regierung möchte Steinhofgründe zum UNESCO-Welterbe machen
Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) fordert internationales Beratergremium ICOMOS auf, ein Gutachten zu erstellen.

Das Steinhof-Areal und seine möglichen Nachnutzungen sorgen seit Jahren für Schlagzeilen. Das Areal müsse besser geschützt werden, klagen Bürgerinitiativen. Seit 2013 gibt es auch eine Petition, die die Nominierung des Otto-Wagner-Spitals zur UNESCO-Welterbestätte fordert.

Nun springt ihnen der Bund bei: Wie der KURIER erfahren hat, wird sich Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) an die Zentrale des Beratungsgremiums "ICOMOS International" wenden, um "the potential Outstanding Unviersal Value", also den möglichen außergewöhnlichen Wert des Areals prüfen zu lassen. "Das Otto-Wagner-Ensemble ist außergewöhnlich und einzigartig. Leider verabsäumt es die Stadt seit Jahren, das Ensemble auch langfristig zu sichern, wodurch der Bestand immer mehr verfällt."

Denn die Steinhofgründe liegen zwar im Zuständigkeitsbereich der Stadt, doch UNESCO-Welterbestätten sind Angelegenheit des Bundes, da das Kulturministerium Vertragspartner der UNESCO ist. Diese Diskrepanz hat auch schon in der Causa Heumarkt für Diskussionen gesorgt.

Zur Erklärung: Für ein Spannungsverhältnis sorgte in der Vergangenheit immer wieder, dass der Bund der UNESCO zwar Rechenschaft schuldig ist und jährliche Berichte erstellen muss. Gleichzeitig ist aber die Stadt für das Areal verantwortlich. Und so hat der Wiener Gemeinderat dem Heumarkt-Projekt mit dem umstrittenen 66 Meter hohen Wohnturm im Juni 2017 grünes Licht geben können, woraufhin die UNESCO die Welterbestätte "Historisches Zentrum von Wien" auf die rote Liste gesetzt hat. Die Debatte hat auch eine politische Dimension: Die türkis-blaue Bundesregierung hat mit der Causa eine Möglichkeit bekommen, die Handlungen der rot-grünen Stadtregierung zu kritisieren.

Aber zurück zu Steinhof: Gernot Blümel lässt nun einen sogenannten "Upstream"-Prozess starten.

Dieser Prozess wurde von der UNESCO 2010 ins Leben gerufen, kann vom jeweiligen Mitgliedsstaat initiiert werden und geht dem eigentlichen Nominierungsprozess  voraus, erklärt Florian Meixner, Welterbe-Fachreferent bei der österreichischen UNESCO-Kommission. Mit der Unterstützung der UNESCO und den entsprechenden Institutionen wird dabei beleuchtet, ob und inwiefern ein Areal welterbetauglich ist. Das soll den Nominierungsprozess effizienter gestalten.

Regierung möchte Steinhofgründe zum UNESCO-Welterbe machen

Kulturminister Blümel empfängt die Berater-Mission von UNESCO und ICOMOS in Wien

Otto Wagners Jubiläumsjahr

Vor allem im Jahr des 100. Todestags von Otto Wagner möchte Gernot Blümel nichts unversucht lassen, das Erbe langfristig zu sichern.

Den Plan, die Central European University (CEU) des ungarischstämmigen US-Philantropen George Soros auf dem Otto-Wagner-Spital unterzubringen, sieht Blümel mit dem Welterbetitel dabei durchaus vereinbar: Tradition und Innovation seien kein Widerspruch, wenn man ernsthaft an beidem interessiert ist.

Dieser Bericht zum Steinhof-Areal, der der in Abstimmung mit dem nationalen Denkmalbeirat ICOMOS erstellt wird, soll im Herbst 2019 vorliegen.

"Offen für konstruktive Gespräche"

Doch auch wenn der Bund Vertragspartner der UNESCO ist: Allein kann er eine Welterbestätte nicht realisieren. Dafür braucht er  die Unterstützung der Stadt. 

Aus dem Büro von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) heißt es am Freitag: „Bereits 2010 hat eine Prüfung ein solches Vorhaben abschlägig bewertet.  Seitens der Stadt Wien steht man aber für konstruktive Vorschläge zur Verfügung. Wenn der Herr Bundesminister daran interessiert ist, werde er sicher auch das Gespräch suchen und den Dialog darüber führen.“

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