Regelmäßige Gewalt gegen Eltern: 17-jähriger Wiener verurteilt

Regelmäßige Gewalt gegen Eltern: 17-jähriger Wiener verurteilt
Ausbrüche seit dem sechsten Lebensjahr. Zur Eskalation kam es kurz nach dem Jahreswechsel. Bursche bekam sechs Monate bedingt.

Ein 17-jähriger Wiener ist am Donnerstag zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt worden, weil er seit Jahren seinen Eltern gegenüber gewalttätig war. Der Bursche begann im Alter von sechs Jahren mit den Übergriffen, die immer schlimmer wurden. Laut seinen Eltern kam es einmal im Monat zu körperlichen Übergriffen, die Mutter sprach zudem von "Psychoterror". Kurz nach dem Jahreswechsel 2022/2023 eskalierte die Situation und die Eltern erstatteten Anzeige.

Das Urteil, das nicht rechtskräftig ist, erfolgte wegen fortgesetzter Gewaltausübung (Paragraf 107b Strafgesetzbuch). Zudem muss der bisher unbescholtene Bursche aus gutem Haus, der sich seit zwei Monaten in Untersuchungshaft befindet, Bewährungshilfe in Anspruch nehmen, sich einer Anti-Gewalt-Therapie unterziehen und eine psychopharmalogische Therapie absolvieren. Zu den Eltern wird der 17-Jährige nicht zurückkehren, ihm wurde ein Platz in einem Krisenzentrum organisiert.

Auffälligkeiten schon in der Volksschulzeit

Der Beschuldigte, der bald das 18. Lebensjahr erreicht, soll in der Volksschulzeit mit den ersten Auffälligkeiten begonnen haben. "Da liest man so super Bücher und versucht, das Kind festzuhalten, damit es sich beruhigt", sagte die 55-jährige Mutter im Zeugenstand. Als sich die Eltern in einer psychiatrischen Einrichtung Hilfe suchten und der Bub stationär aufgenommen werden sollte, ging er erstmals auf die Mutter los. Aber die Situation habe sich weiter verschärft: "Er wurde größer und es hat uns niemand geholfen. Es hat immer geheißen, weiter therapieren und warten." Die Eltern haben öfter überlegt, ob sie dann, als der Bursche strafmündig wurde, zur Polizei gehen sollten. Als er etwa Handyverbot bekam, verwüstete er das Ankleidezimmer der Mutter.

"Ich war halt hilflos"

Im Herbst 2021 zog die Frau aus dem gemeinsamen Haushalt aus. Der Bursche fand scheinbar heraus, dass die Mutter fremdgehen würde. "Ich wusste, da muss ein anderer Mann sein", sagte der Beschuldigte. Darauf eskalierte die Situation und die Frau verließ die Familie. Sie hatte seither keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn. Fortan lebte der Bursche, der die Schule wechselte und dann eine Lehre abbrach, beim Vater. Auch die mit Hilfe des Vaters finanzierte Gründung eines CBD-Online-Shops brachte nicht den erwünschten Erfolg. "Die letzten paar Monate (vor der Verhaftung, Anm.) waren schwierig. Es ist schwierig, wenn man nichts schafft. Ich habe mich hilflos gefühlt." Am 2. Jänner habe er seinen Vater gefragt, was er mit sich anfangen sollte. "Er meinte: 'Das ist ja dein Leben'. Es ist halt eskaliert bei mir", sagte der 17-Jährige.

Küchenmesser geschliffen

In der Situation soll der Bursche auch zu einem Küchenmesser gegriffen haben. Er habe es in dem Moment geschliffen, begründete er die Handlung. "Warum", fragte Richter Daniel Schmitzberger. "Zur Ablenkung", meinte der 17-Jährige. "Es kann schon sein, dass das eine gefährliche Situation erwirkt hat. Das tut mir leid", sagte der Beschuldigte. Unter Tränen versuchte der Bursche einen Grund zu finden, warum er so handelt: "Das kommt von mir, ich weiß es nicht. Ich sage ja nicht, dass das normal ist." Und weiter. "Ich wollte meinen Vater nie etwas Schlechtes." Er selbst verneinte allerdings, dass es einmal im Monat zu diesen Handlungen gekommen sei. "Ich kann an drei Auseinandersetzungen erinnern, seitdem ich strafmündig bin." Teile der Übergriffe, die sich ausschließlich gegen die Eltern richteten, wurden vom Vater schlussendlich dokumentiert. Eine Tonbandaufnahme des letzten Übergriffs wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgespielt. Der Vater rief da die Polizei, die dann den 17-Jährigen unter Beiziehung der Sondereinheit Wega festnahm.

Nach den Übergriffen wurde in der Familie nie darüber gesprochen. "Wir haben das eigentlich ignoriert", sagte der 60-jährige Vater im Zeugenstand. Laut dem psychiatrischen Sachverständigen Peter Hofmann leide der Bursche an einer übergenetischen Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen.

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