Rauchverbot: Wiener Lokalgäste gehen früher heim

Rauchverbot: Wiener Lokalgäste gehen früher heim
Wirte klagen über Umsatz-Einbußen. Zwei Brüder wollten nicht auf Zigaretten verzichten und wurden nach einem Handgemenge festgenommen.

Das erste (sogar verlängerte) Wochenende mit dem neuen Rauchverbot in den Lokalen ist überstanden. Die erste Zwischenbilanz: Die Mehrheit der Wirte und Gäste halten sich daran, eine kleine Minderheit will den neuen Zeiten noch trotzen. Und die Kontrollen sind erst am Anfang, vorerst fanden diese offenbar nur in Wien statt.

Rauchverbot und Freiflächen: Weiterpofeln dank Gesetzeslücke?

Das Rauchverbot hat auch zu einer ersten Festnahme geführt. Zwei Gäste wollten in einem bekannten Lokal auf dem Lerchenfelder Gürtel nicht auf ihren Glimmstängel verzichten. Das Duo (21 und 25 Jahre alt, beide Österreicher) stellte das Rauchen im „Chelsea“ nicht einmal ein, als es darum ersucht wurde. Laut Angaben des Türstehers wurden die beiden zuvor vom Personal des Lokals mehrmals auf das Rauchverbot aufmerksam gemacht, was sie jedoch ignorierten.

Zwei Rauch-Rebellen

So griff die Security ein und brachte die beiden Rauch-Rebellen vor die Türe, wo es zu einem Handgemenge kam. Auch gegenüber den Polizisten sollen sich die beiden Brüder äußerst aggressiv verhalten haben. Sie beschimpften offenbar wüst die Beamten und attackierten diese sofort, noch bevor sie befragt werden konnten. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich musste Körperkraft angewendet werden, um die beiden Tobenden zu fixieren: „Im Zuge dessen wurden die Beamten auch mit dem Umbringen bedroht.“

Die Brüder wurden festgenommen. Zwei Beamte wurden bei dem Vorfall laut Polizeiangaben leicht verletzt. Betont wird, dass das Lokal vorbildlich die Bestimmungen des Nichtraucherschutzes umgesetzt hat.

Die Wiener Wirte und ihre Gäste dürften das Rauchverbot sehr ernst nehmen. Laut der ersten Bilanz des Marktamts am Samstag wurde am Allerheiligentag in nur einem von 247 kontrollierten Lokalen geraucht. In drei Fällen fehlte die vorgeschriebene Kennzeichnung des Rauchverbots. Die Gehsteige vor so manchem Nachtlokal glichen am Wochenende aber eher einem Aschenbecher. Straßen und Gassen in berüchtigten Ausgehmeilen, wie dem Bermudadreieck in der Wiener Innenstadt, waren schon sehr früh leer.

Rauchverbot: Wiener Lokalgäste gehen früher heim

Verwaiste Shisha-Bar in Wien

„Eklatante Einbußen“

Leere auch in vielen Kellner-Geldbörsen. Grit Jakes, die fünf Lokale in Wien betreibt, sagt, dass die Einbußen „eklatant“ waren. Ihr Café Dublin nahe der Hansson-Siedlung in Wien-Favoriten wurde am 1. November um 17 Uhr das erste Mal kontrolliert: „Das Marktamt war begeistert, weil unsere Gästen draußen gestanden sind, um zu rauchen. Aber der Umsatz war leider sehr, sehr schlecht“, lautet das Fazit der Wirtin. Auch ihre anderen vier Lokale seien am ersten Tag des Verbots kontrolliert worden.

In einer Facebook-Gruppe gegen das Rauchverbot mit über 11.000 Mitgliedern trudelten nach und nach Fotos von leeren Lokalen ein. Auch in einer österreichweiten WhatsApp-Gruppe, in der sich hunderte Wirte verbunden haben, waren erste Berichte negativ.

Vor allem kleine Lokale seien sehr stark betroffen. Stefan Ratzenberger, Vertreter der Nachtgastronomie, spricht von einem 20-prozentigen Umsatz-Rückgang.

Smoke-Abstimmung

Die Wogen gehen in Sachen Rauchverbot derzeit hoch. Gegner und Befürworter haben seit der Umsetzung des Nichtraucherschutzgesetzes mit 1. November wieder Stoff, um neue Diskussionen zu beginnen. Eine Initiative will aber nun beide Seiten zu Wort kommen lassen.  

Unter smoke-abstimmung.at laufen derzeit zwei Volksbegehren. Eines für und eines gegen das absolute Rauchverbot in der Gastronomie. Auf KURIER-Anfrage heißt es von den Initiatoren, dass man bewusst überparteilich die Bevölkerung über das Gesetz entscheiden lassen wolle. Um eine Beeinflussung zu vermeiden, bleibt vorerst geheim, welche Liste zurzeit mehr Stimmen hat. Bisher hätten aber bereits zirka 35.000 Österreicher für eine Seite unterschreiben, heißt es seitens der Initiatoren.

Die Abstimmung läuft bis Ende des Monats online und auf Gemeindeämtern. Erreichen die Volksbegehren 100.000 Stimmen, müsste sich das Parlament mit dem Thema beschäftigen.

Bis dahin wollen Wirte und Raucher noch  auf anderen Wegen mobilisieren: Am Samstag, den 23. November, ist eine große Demonstration vor dem Parlament in Wien geplant. Gastronomen aus ganz Österreich haben angekündigt, sich dem Protest anzuschließen.

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