Prozess: Pilzkopf mit „Eisenfaust“ ließ Bandenkrieg eskalieren

Der Erstangeklagte grinste nach dem Urteil – er war mit dem Ergebnis offenbar zufrieden
Syrische Jugendliche gerieten an zahlenmäßig überlegene Tschetschenen.

Ein als „Hure“ bezeichnetes Familienmitglied ließ Anfang des Jahres in Simmering einen Bandenkrieg zwischen tschetschenischen und syrischen Jugendlichen eskalieren. Zwei Tschetschenen mussten sich am Mittwoch für den Gewaltexzess nahe des Hyblerparks vor Gericht verantworten. Der Hauptangeklagte – sein kleiner Bruder war es, der von einem der Opfer beleidigt worden sein soll – schlug zwei körperlich klar unterlegene Syrer nieder.

Als einer von ihnen am Boden lag, nahm er eine Schreckschusspistole und gab Schüsse neben dem Gesicht des Kontrahenten ab. Das schwerer verletzte 16-jährige Opfer, das bei der Attacke kurzfristig das Bewusstsein verlor, erlitt eine Gehirnerschütterung, Rissquetschwunden und Prellungen.

Debatte um Schlagring

Als Zeuge sagte der Bursche aus, er sei geschlagen worden, bis der Angreifer müde wurde. „Dann haben mich seine Freunde getreten. Die hatten Schlagring, Pfefferspray und Taser dabei“, erinnerte sich der Jugendliche.

Der Schlagring sorgte während des Prozesses für Diskussion. Opfer sowie Zeugen wollen diesen gespürt bzw. gesehen haben. Der 20-Jährige, der mit Pilzhaarschnitt und weißem Hemd erschien, bekannte sich schuldig, verneinte den Einsatz der illegalen Waffe allerdings. „Wie erklären Sie sich, dass die nach Ihren Faustschlägen sofort k. o. gehen?“, fragte die Richterin. Die Erklärung des tschetschenisch-stämmigen Mannes, der laut eigenen Angaben kein Kampfsportler ist: „Mein Schlag war derart stark. Das ist genetisch.“

Tatsächlich wiegt der 1,92 Meter große Lagerarbeiter rund 100 Kilo – im Gegensatz zu seinen Gegnern, die wohl beide um die 70 Kilo auf die Waage bringen. Ähnlich wie der 14-jährige Mitangeklagte, der der Staatsanwaltschaft zufolge dem Angreifer die Pistole gereicht und mit einem Elektroschocker selbst an der Attacke beteiligt gewesen sein soll. Zweifellos bezeugen konnte das aber niemand.

Bizarr an dem Konflikt der verfeindeten Burschen: Für Ende Jänner hatten sie vor, sich auszusprechen. Am 26. Jänner kam aber ein Zufallstreffen bei der U3-Station Gasometer dazwischen. Die Syrer wurden von den tschetschenischen Rivalen angesprochen. Der Hauptangeklagte, der unter dem Spitznamen „Islam“ bekannt ist, habe sich noch am Handy vergewissert, dass es sich um die „Richtigen“ handle, ehe bis zu 30 weitere Jugendliche gekommen seien und die zahlenmäßig unterlegenen Syrer Prügel ausfassten.

Am Mittwoch fasste allerdings nur der aus Tschetschenien stammende 20-jährige etwas aus: 15 Monate teilbedingte Haft. Freigesprochen wurde hingegen der 14-Jährige – beides rechtskräftig.

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