Praterstern: Stangen-Pergola wird abgebaut
Pläne für die Umgestaltung des Wiener Pratersterns gibt es schon länger. Nun kommt Bewegung in die Sache. Als erster Schritt wird ab Monatsende die mächtige Stangenkonstruktion rund um das Tegetthoff-Denkmal entfernt, kündigte Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) gegenüber der APA an. 2021 soll der Platz dann mit zahlreichen Bäumen, einem Wasserspiel und Marktflächen aufgewertet werden.
Die mehrere Meter hohe Stangen-Pergola war Teil der bis dato letzten Neugestaltung des Areals zwischen Denkmal und Bahnhofsgebäude, die unter Federführung von Architekt Boris Podrecca 2008 realisiert wurde. Sie besteht aus 29 Säulen und verläuft im Halbkreis auf einer Länge von 330 Metern. Lichtenegger war die künstliche (Sicht-)Barriere schon länger ein Dorn im Auge - nun ist der Abbau fixiert.
„Nächste Woche beginnen die Vorbereitungsarbeiten u.a. mit der Demontage der Werbetafeln. Am 31. August werden dann Teile der Fahrbahn gesperrt, ein großer Kran kommt und beginnt mit dem Abriss“, berichtet Lichtenegger. Nach zwei Wochen - also Mitte September - soll der Stangen-Wall verschwunden sein. Die großen Pflanzenkäfige am Platz selbst sollen ebenfalls verschwinden, wenn auch später. Denn wegen der noch laufenden Baustelle für die neue Polizeistation am Praterstern, die vermutlich Anfang kommenden Jahres fertiggestellt ist, sei das jetzt noch nicht möglich.
Die grüne Bezirkschefin sieht die Entfernung der Podrecca-Stelzen jedenfalls als ersten Schritt in Richtung der projektierten Neugestaltung des gesamten Areals. Sie soll 2021 umgesetzt werden. „Die Pläne dafür sollen im Herbst präsentiert werden - ich hoffe, noch vor der Wahl (am 11. Oktober, Anm.). Aber was ich jetzt schon sagen kann ist, dass der gesamte Platz einen Grünring rundherum, 45 zusätzliche Bäume, ein Wasserspiel und eine Fläche für Markt- und Kulturveranstaltungen bekommt“, kündigt Lichtenegger an.
"Wohlfühlort" Praterstern
Neben der Verbesserung der Sichtachsen will der Bezirk generell die Aufenthaltsqualität am - zuweilen als sozialer Brennpunkt in Verruf geratenen - Verkehrsknotenpunkt heben: „Der Praterstern wurde nie als Wohlfühlort wahrgenommen, aber eigentlich ist es ein toller Platz.“ Wie viel das Gesamtprojekt kosten wird, steht laut Vorsteherin noch nicht endgültig fest.
Abgesehen vom Umbaubeginn des „Stern“ stehen im Bezirk im Vorfeld der Wien-Wahl auch noch eine Reihe weiterer Projekte an. Darunter fällt die Geschwindigkeitsreduktion in einigen Straßenzügen. „Die Obere Augartenstraße, die Heinestraße, die Mühlfeldgasse, die Prater-Hauptallee und ein Stück der Vorgartenstraße werden zu Tempo-30-Zonen. Die Beschilderung erfolgt bis Ende September“, stellt Lichtenegger in Aussicht. In näherer Zukunft wünscht sie sich sowieso ein flächendeckendes 30er-Limit für den Bezirk - so wie Verkehrsstadträtin Birgit Hebein dies für die Bezirke 4 bis 9 kürzlich angekündigt hat.
Tempo 30 für Praterstraße wird geprüft
Apropos Tempo 30: Ein solches ist seit längerem auch für die viel befahrene Praterstraße angedacht. Der Antrag des Bezirks befinde sich nach wie vor in der „Prüfphase“ der Behörden, sagt Lichtenegger: „Da muss es noch eine Verkehrszählung geben. Diese konnte corona-bedingt bisher nicht stattfinden und wird nun im September erfolgen. Danach wird es ein Ergebnis geben.“
Auch die lange angekündigten Neugestaltungspläne für die Praterstraße, um die es zwischen SPÖ und Grünen auf Bezirksebene immer wieder unfreundliche Auseinandersetzungen gab, lassen weiter auf sich warten. Nun soll es aber tatsächlich bald soweit sein: „Was das Umgestaltungskonzept anbelangt, sind die Fachabteilungen noch mit kleinen Abstimmungen beschäftigt. Unser Ziel ist es, die Neugestaltung noch im September zu präsentieren - im Detail einmal zwischen Aspernbrücke und Nestroyplatz. Das ist der Bereich, der als erster umgebaut werden soll.“
Lichtenegger wünscht sich, dass Pop-Up-Radwege sollen bleiben
An den Plänen, stadtauswärts eine von drei Auto-Fahrspuren zugunsten breiterer Rad- und Fußwege wegzunehmen, hält die Bezirkschefin fest: „Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen.“ Der Pop-up-Radweg auf der Praterstraße habe in den vergangenen Monaten gezeigt, dass dies gut funktioniere. Sie wünscht sich übrigens, dass die beiden temporären Bike-Lanes - der zweite befindet sich auf der Lassallestraße - weiter bestehen bleiben und nicht wie geplant mit Ende August auslaufen, sagt die Grün-Politikerin mit Verweis auf die stark gestiegenen Radfahrerzahlen.
Für die Radler gibt es in der Leopoldstadt aber sowieso Neuigkeiten. Ab Mitte September entsteht in der Scherzgasse und der angrenzenden Castellezgasse bis zur Klanggasse die erste Fahrradstraße des 2. Bezirks. „Das bedeutet, der Radverkehr hat Vorrang, der motorisierte Verkehr darf nur zufahren“, erklärt die Bezirkschefin.
Dass sie diese Funktion nach der Wien-Wahl weiter innehat, da sei sie „sehr zuversichtlich“, sagt sie: „Aber ich werbe um jede Stimme. Ich weiß, es wird wirklich sehr knapp.“ Bei der Bezirksvertretungswahl 2015 konnte eigentlich die SPÖ die bis dahin rote Leopoldstadt erneut für sich entscheiden. Der Urnengang wurde allerdings erfolgreich angefochten und musste 2016 wiederholt werden. Dabei gingen überraschend die Grünen mit Spitzenkandidatin Lichtenegger als Sieger hervor. Sie erreichten 35,3 Prozent - und lagen damit mehr als sieben Prozentpunkte vor der zweiplatzierten SPÖ.
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