Polizei bezweifelt, dass Mädchen vor Zug gestoßen wurde
Ein angeblich rassistischer Übergriff auf eine 14-Jährige erregt zurzeit die Online-Community. In diversen Facebook-Gruppen wird über eine junge Muslimin berichtet, die am Montag in der S-Bahn-Station Krottenbachstraße in Wien-Döbling auf die Gleise gestoßen worden sein soll. Die Polizei bestätigt den Vorfall allerdings nicht. Im Gegenteil: nach der Analyse der Überwachungsvideos hat die Schülerin akuten Erklärungsbedarf.
Sinem Ö. erzählt dem KURIER, sie sei am Montagnachmittag gegen 16 Uhr gerade auf dem Heimweg von der Schule gewesen, als sie in der S-Bahn-Station von einer mutmaßlichen Obdachlosen erst beschimpft und schließlich attackiert worden sei. Sie beschreibt die Frau als grauhaarig, heruntergekommen und zwischen 50 und 60 Jahre alt. Die Angreiferin habe „viel angehabt, extrem gestunken und einen Einkaufswagen geschoben“.
Im Spital wurden Knochenprellungen diagnostiziert. Sinems Vater erstattete Anzeige wegen schwerer Körperverletzung.
Anzeige droht
Der Bericht der Polizei lässt allerdings ein Schauermärchen vermuten: Auf den Videos ist nämlich kein Angriff zu sehen. Laut Polizei gab es überhaupt keinen körperlichen Kontakt zwischen der Frau und Sinem. Diese sei weder niedergestoßen worden, noch auf den Gleisen gelegen. Ein junger Mann, der sie vor dem einfahrenden Zug rettete, sei ebenfalls nicht zu sehen. Außerdem sei die angebliche Angreiferin nicht verschwunden, sondern neben dem Mädchen in den Zug gestiegen.
Die 14-Jährige soll nun mit den Aufnahmen konfrontiert werden. Sollte sich die Geschichte als erfunden herausstellen, droht eine Verleumdungsanzeige.
Sinem bleibt dennoch bei ihrer Version. Ihre Eltern glauben ihr – nicht zuletzt aufgrund ihrer Verletzungen. Sie hoffen, dass sich Augenzeugen melden.
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