Pole 19 Jahre nach Entführung des eigenen Kindes in Wien verhaftet

(Symbolbild)
Für einen Vater, der international gesucht wurde, klickten jetzt in Wien die Handschellen. Das Schicksal seines Kindes ist unklar.

Ich verkaufe diesen Bengel. Dafür gibt es sicher ein Paar Tausend Dollar.“ Mit diesen Worten soll Robert B. in der polnischen Stadt Legnica seine eineinhalbjährige Tochter Monika, die gerade mit ihren Großeltern unterwegs war, entführt haben. Das war am 16. Juli 1994. Seitdem war der Mann auf der Flucht. Am Donnerstag klickten für den 41-Jährigen in Wien-Alsergrund die Handschellen.

Seit 2009 wurde Robert B. per internationalem Haftbefehl gesucht. Damals wurde er in Polen zu 15 Jahren Haft für Entführung und Verkauf der eigenen Tochter verurteilt. Das Gericht hielt die Milderung der Strafe für nicht möglich, da er keine Reue gezeigt hätte. Sein Anwalt berief. Laut polnischen Medien konnte der Angeklagte fliehen, noch bevor das Urteil bestätigt und rechtskräftig wurde.

Nicht zum ersten Mal. Bereits unmittelbar eine Woche nach der Entführung traf sich der Mann mit seiner Ex-Frau, der Mutter des Kindes, und erzählte ihr, dass das Kind bei einem Autounfall in Tschechien ums Leben gekommen sei. Das stellte sich als Unwahrheit heraus.

Lücken und Rätsel

Prompt tischte er der verzweifelten Mutter eine weitere Lüge auf: Er habe das Kind auf einem Bazar in Kattowitz, Polen, verkauft. Während die Frau diese Version überprüfte, flüchtete Robert B. zunächst in die Ukraine und dann nach Österreich, wo er 1997 festgenommen und nach Polen gebracht wurde. Doch bevor es überhaupt zum Prozess kam, konnte der Mann laut polnischen Medien sein Heimatland wieder verlassen.

2009 stellte er sich selbst, mit der Bedingung, dass ihm freies Geleit zugestanden wird (Anm.: freies Geleit versichert dem Angeklagtem, auf freiem Fuß zu bleiben, bis er verurteilt wird). Das Gericht ging darauf ein, in der Hoffnung das Mädchen endlich zu finden.

Beim Prozess änderte Robert B. mehrmals seine Version der Geschichte, bis er erneut untertauchte.

Er behauptete unter anderem, dass das Kind noch in Legnica von einem Laster gefallen und gestorben sei und er es in einem nahe gelegenen Wald begraben hätte. Die Überreste des Kindes wurden an der von ihm angedeuteten Stelle nicht gefunden. In einer anderen Version behauptete er seine Tochter an ein in Wien lebendes polnisches Ehepaar verkauft zu haben. Was mit dem Kind tatsächlich passiert ist, weiß bis heute nur er. Sollte das Mädchen noch leben, wäre es heute 21 Jahre alt.

Auslieferung

Robert B. wurde nach seiner Festnahme in Wien in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert. Bis Sonntag hat die Wiener Staatsanwaltschaft Zeit zu entscheiden, ob er nach Polen ausgeliefert wird.

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