Oxonitsch: "Kein Lehrer wird Job verlieren"

Oxonitsch: "Kein Lehrer wird Job verlieren"
Am Montag beginnt der Schulalltag. Nicht nur für 200.000 Wiener Kinder, sondern auch für Stadtrat Christian Oxonitsch.

Ausgerechnet im Jahr der Bildung, wettert die Wiener ÖVP, spare Wien bei den Lehrern. "Alles nicht wahr", kontert der Stadtrat. Ein Interview anlässlich des Schulstarts kommende Woche.

KURIER: Herr Stadtrat, die ÖVP wirft Ihnen vor, dass Sie heuer 140 Lehrerposten kürzen.
Christian Oxonitsch:
Das ist Unfug. Wir bekommen seitens des Bundes 100 Prozent der Lehrer bezahlt und diese 100 Prozent holen wir jedes Jahr ab. Erstens können wir Posten gar nicht streichen und zweitens würden wir es auch niemals tun. Fakt ist: Wir haben heuer mehr Volksschüler als Hauptschüler. Es wird also Verschiebungen geben.

Hauptschullehrer dürfen trotz Lehrermangels an VS nicht unterrichten. Was passiert also mit jenen Hauptschullehrern, die aufgrund sinkender Schülerzahlen nicht gebraucht werden?
Angesichts des Lehrermangels ist das noch kein Problem. Es könnte aber künftig zu einem werden. Der Bund ist gefordert, mehr Durchlässigkeit zwischen Schultypen zu ermöglichen.

Für heuer schließen Sie Kündigungen aus?

Es wird kein Lehrer seinen Job verlieren. Der Einbruch bei der Schülerzahl ist mit natürlichen Abgängen bewältigbar. Für die Zukunft brauchen wir aber eine Lösung der Bundesregierung.

Wie bei den Kindergärtnerinnen wandern auch junge Lehrer ins Umland ab.
Richtig. Es ist auch zu erwarten, dass dieser Trend aufgrund einer Pensionierungswelle in Niederösterreich in den nächsten drei Jahren noch massiver wird.

Sollten Lehrer, die in Wien ausgebildet wurden, auch hier den Job ausüben müssen?
Von mir aus gerne. Für andere Bundesländer wäre das aber problematisch, weil sie keine pädagogischen Hochschulen haben.

Die VP wettert, Sie würden die Wiener mit dem Lesetest am Schmäh halten, weil bei Förderkursen gespart würde.

Wer nicht lesen kann, kommt auch in Mathematik nicht weiter. In einem Jahr werden wir sehen, ob der Test der Weisheit letzter Schluss ist. Ich bin aber zuversichtlich. Deshalb habe ich auch vor, den Test in den nächsten Jahren zu wiederholen. Damit würde jedes Kind in der vierten und in der achten Schulstufe geprüft. Wir hätten eine weitere Kontrolle.

Es gibt Schulen, in denen 90 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben und das Sprachniveau dadurch niedriger ist.
Unsere Antwort darauf lautet, mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Die Kinder auf
verschiedene Schulen aufzuteilen, halte ich nicht für sinnvoll.

Fakt ist, dass Schulabgänger mit Migrationshintergrund besonders schlechte Jobchancen haben. Scheint, als wäre die Strategie der Stadt nicht erfolgreich.
Wir ringen hier mit schwarz-blauen Altlasten. Wir sind heute mit Jugendlichen konfrontiert, denen zwischen 2000 und 2006 die Begleitlehrer entzogen wurden. Heute haben wir wieder 800 Lehrer mehr als noch 2005. Es müssen aber weitere folgen.

Bei der Kinderbetreuung der 0- bis 3-Jährigen ist das Barcelona-Ziel (Betreuungsquote von 33%) noch nicht erreicht.
Wir liegen bei 31 Prozent. Wir sollten das Ziel in dieser Legislaturperiode erreichen. Schon heute sind 42 Prozent der 1- bis 3-Jährigen versorgt. Insgesamt gibt es aber trotz Ausbaus Aufholbedarf, weil die Nachfrage auch wegen höherer Geburtenzahlen wieder laufend steigt.

Sind Sie zuversichtlich, dass Sie auch 2012 ein 2,1 Mrd. Euro Budget verwalten dürfen?
Die Verhandlungen laufen. Aber das Bekenntnis der Stadt, in Bildung zu investieren, bleibt aufrecht.

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