Operation an der falschen Kopfhälfte?
Ich bin völlig schockiert. Aber irgendwie hab ich geahnt, dass im 2012er-Jahr noch etwas Schlimmes passieren wird“, sagt Mario Levar aus der Brigittenau.
Bei einem Sturz Mitte Dezember hat sich seine Lebensgefährtin Nora B. (39) schwere Kopfverletzungen zugezogen. Weil die Schmerzen nicht besser wurden, musste sie wenige Tage später, am 13. Dezember, ins Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus gebracht und umgehend notoperiert werden.
Jetzt erhebt ein Mitarbeiter in einem anonymen Schreiben schwere Vorwürfe gegen die behandelnden Ärzte (der KURIER berichtete). Irrtümlich habe man bei dem Noteingriff die linke statt der rechten Schädelseite eröffnet. Dadurch sei eine große Hirnblutung an der gesunden Seite entstanden. Erst danach sei die richtige Seite operiert worden. Und weiter: „Die Angehörigen wurden nicht über die tragische Verwechslung informiert.“ – „Die Ärzte haben uns gesagt, dass es notwendig war, beide Schädelhälften zu operieren, ansonsten wäre Nora gestorben“, sagt ihr Lebensgefährte, der jetzt überlegt, rechtliche Schritte gegen das Spital zu ergreifen.
Leben gerettet
„Die Darstellung in den Schreiben entspricht in Teilen nicht der Wirklichkeit“, betont eine Sprecherin des Krankenhauses. Man habe das Beste getan, um das Leben der Frau zu retten – und dies sei auch gelungen.
Dennoch: Der Fall wird jetzt im Rahmen des internen Fehlermanagement-Systems geprüft. Ein Ergebnis soll erst in einigen Wochen vorliegen, sagt die Sprecherin. Weder einer der beteiligten Ärzte noch die ärztliche Leitung waren am Mittwoch zu einer weitergehenden Stellungnahme bereit.
Mittlerweile prüft auch die Wiener Patientenanwaltschaft den Fall. „Wir werden das Spital um eine offizielle Stellungnahme ersuchen“, sagt Patientenanwältin Sigrid Pilz.
Noch offen ist, ob auch die Staatsanwaltschaft ein Verfahren einleiten wird. Mittels Gutachten würde dann zu klären sein, ob es medizinisch tatsächlich notwendig war – wie das Spital beteuert – an beiden Schädelhälften zu operieren.
Mittlerweile wurde Nora B. aus der Intensiv- auf die normale Station verlegt. „Zum Glück geht es ihr wieder deutlich besser. Sie erkennt uns, kann sprechen und hat ihr Gedächtnis wieder“, sagt ihr Freund. „Nur an den Unfall kann sie sich nicht erinnern.“ Nächste Woche soll die Reha beginnen.
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