Ein SPÖ-Mann leitet nun die Kommunikation der schwarzen Kammer

Oliver-John Perry, bis zuletzt in Diensten der SPÖ, soll die Kommunikation der Wiener Wirtschaftskammer neu aufstellen.
Wie wir Politiker in der Öffentlichkeit wahrnehmen, das liegt nicht alleine in ihrer Hand – sondern vor allem in jenen ihrer PR- und Kommunikationsberater. Zumeist versuchen die Teams, im Hintergrund zu agieren, das gelingt freilich nicht immer. Etwa dann, wenn sie selbst zum Politikum werden.
So wie Oliver-John „OJ“ Perry, der über mehrere Jahre die Kommunikation des roten Wiener Finanzstadtrats und späteren Infrastrukturministers Peter Hanke managte. Nun hat Perry den Arbeitgeber gewechselt – und zugleich die politischen Seiten: von der Wiener SPÖ ins ÖVP-Umfeld.
Perry ist neuer Kommunikationschef von Walter Ruck in seiner Rolle als Präsident der Wiener Wirtschaftskammer. Ruck, der zugleich ÖVP-Wirtschaftsbund-Chef ist, ist damit ein Coup gelungen. Und: Die Personalie sagt so einiges aus über das gute Verhältnis (oder die Verflechtungen) von Rathaus-SPÖ und Wiener Wirtschaftskammer.
Die Vorgeschichte ist etwas turbulent: Als Hanke den Posten als Finanzstadtrat verließ und halb freiwillig ins Infrastrukturministerium wechselte, nahm er seine wichtigsten Mitarbeiter mit. So auch Perry. Bald wurde bekannt, dass dieser nicht gedenke, im Ministerium länger Fuß zu fassen, sondern in die Unternehmenskommunikation von Siemens Mobility einsteigen solle – ein Unternehmen mit guten Geschäftsbeziehungen zu den Wiener Linien und zur ÖBB. Aus dem Wechsel wurde kurzfristig dann doch nichts.
Als dann Wirtschaftskammer-Chef Ruck auf der Suche nach Personal war, soll er – so hört man – bei Hanke nachgefragt haben, dem er eng verbunden ist. Hanke war als Stadtrat für das Thema Wirtschaft zuständig und eines von Rucks Bindegliedern in die rot-pinke Stadtregierung. Hanke gilt zugleich als Verbinder in Richtung ÖVP, der (zu seinem Leidwesen) in der Vergangenheit immer wieder als Vizekanzler einer türkis-roten Koalition im Bund gehandelt wurde.
Jedenfalls: Hanke selbst dürfte Perry an Ruck weiterempfohlen haben. Er sei seinem bisherigen Chef „freundschaftlich verbunden“ und im Guten geschieden, erzählt Perry auf KURIER-Anfrage. Dass er nun einer der wichtigsten Mitarbeiter eines ÖVP-Funktionärs sei, störe nicht: „Ich mache Kommunikation, nicht Politik“, sagt er. Dass er selbst (seit 2015) SPÖ-Mitglied ist, verhehlt er aber nicht.
Perry, der vor seiner Zeit bei Hanke für den Messebetreiber Reed arbeitete, ist ein Vollprofi. Er gilt als verbindlich und fachkundig. Zudem ist er gut vernetzt – in Medienkreisen ebenso wie im Rathaus. Er soll nun Rucks Öffentlichkeitsarbeit neu aufstellen. Am Samstag war der Kammerpräsident erstmals seit Längerem wieder in den Medien – mit der Forderung nach einer Sonntagsöffnung in Wien.
Ruck hat auf Parteipolitik noch nie allzu großen Wert gelegt
Sein neuer Kammerdirektor Gregor Deix, der seit Anfang August im Amt ist, war zuvor bei der Wirtschaftsagentur Wien und in der Erste Group tätig. Auch er habe keine Berührungsängste zur SPÖ, heißt es. Und Rudi Fußi, PR-Berater und verhinderter Kandidat auf den SPÖ-Vorsitz, ist ohnehin schon lange einer von Rucks Vertrauensmännern.
Das PR-Team von Hanke wiederum galt lange Zeit als das stärkste innerhalb der Stadtregierung: Zu seinen Vertrauten zählte neben Perry auch Martin Ritzmaier, einst langjähriger Sprecher von Michael Häupl. Und noch einer war bei Hanke im Team: Mario Dujakovic, später Pressesprecher von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und zuletzt an der Seite von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Dujakovic stieg jetzt zum Sprecher von Bürgermeister Michael Ludwig auf.
Ein politischer Farbwechsel ...
... wie jener von Perry kommt in Wien aber eher selten vor. Zuletzt probte den Stunt Ralph Waldhauser. Er war jahrelang Kommunikationschef der Wiener Neos, bevor er 2024 als Leiter für Medienstrategie und Presse in der ÖVP Wien aufschlug.
Die ÖVP erhoffte sich von Waldhauser, der Einblicke in Rot-Pink mitbrachte, neue Impulse. Wirklich aufgefallen ist er letztlich aber nie. Sein Abschied aus der Partei, die sich verschlanken muss, steht angeblich bevor.
Apropos Politikum
Der Neustifter Kirtag war – wie vergangene Woche berichtet – Sommertreffpunkt der Parteien. Gestern ging er zu Ende. Eröffnet wurde er unter anderem von der roten Finanzstadträtin Barbara Novak und ÖVP-Bezirksvorsteher Daniel Resch, nicht aber von der (formal) höchstrangigen anwesenden Stadtpolitikerin: Die pinke Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling ließ sich die Laune aber nicht verderben. Gesichtet wurden unter anderem auch Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP), FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp und der blaue EU-Mandatar Harald Vilimsky. Von den Neos kam unter anderem Yannick Shetty, Klubchef im Nationalrat.
Ebenfalls Teil der Tradition: ÖVP und FPÖ umgingen das Polit-Werbeverbot, das auf dem Gelände herrscht, wieder einmal nur halbherzig. Davor, rund herum und irgendwie auch mittendrin gab es türkise Lebkuchenherzen und blaue Süßigkeiten. Luftballons hatten beide Parteien.
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