Urlaubspläne: Wo Wiens Politiker im Sommer abschalten

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Die Politspitzen aller Wiener Parteien geben sich beim Urlaub bodenständig: Viele zieht es in andere Bundesländer oder ans Meer. Und manch eine(r) muss sich schon intensiv auf den Herbst vorbereiten.

Böse Zungen pflegten im Frühjahr zu behaupten, dass die SPÖ die Wien-Wahl aus nur einem Grund vom Herbst in den April vorgezogen hat: um sich danach einen polit-freien Sommer zu gönnen.

Wer die Urlaubspläne der Stadtpolitiker kennt, der weiß: An dem bösen Gerücht war wenig dran. Wirklich üppig fallen die Ferienpläne der Spitzen der Gemeinderatsparteien nämlich nicht aus.

Politikern ihren Urlaub zu missgönnen, ist dennoch ebenso beliebter wie ungustiöser Volkssport in Österreich. (Wir erinnern uns an das heimlich geschossene Foto der damaligen SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner in einem Luxusclub im französischen Saint-Tropez? Die Paparazzi-Aufnahme stammte übrigens von einem ÖVP-Funktionär.)

Wiens Politiker urlauben jedenfalls ziemlich bodenständig; viele von ihnen sind – zumindest bezüglich der Wahl des Urlaubsortes – Wiederholungstäter.

Bürgermeister Michael Ludwig verbringt gemeinsam mit seiner Frau traditionell einige Tage im oberösterreichischen Mühlviertel. Eine Region, „mit der meine Frau viele schöne Erinnerungen verbindet.“

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Michael Ludwig urlaubt gerne in Wien – so wie hier privat beim „JazzBrunch“ am Rathausplatz. 

Die meiste Zeit bleibe er in Wien, und das – Achtung, Werbeeinschaltung! – „ganz bewusst“: „Die Weinberge, der Prater, die Wiener Bäder oder die Donauinsel. Die Stadt ist im Sommer ganz besonders lebenswert“, sagt Ludwig. Seine freien Stundenverbringe er entweder in der Natur oder bei Kulturveranstaltungen.

Ganz ohne Arbeit geht es aber auch da nicht: Das Handy, das sei immer dabei, sagt Ludwig. Er sei auch im Urlaub „rund um die Uhr“ erreichbar.

Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling zog es mit ihren Kindern bereits einige Tage nach Kärnten. „Eine herrliche Zeit – auch wenn das Programm wetterbedingt ein wenig anders ausfiel als geplant“, sagt die Neos-Frontfrau. Im August geht es für Emmerling noch eine Woche ans Meer.

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Bettina Emmerling reist im August für eine Woche ans Meer.

In Kärnten hätte sie durchaus auf Jürgen Czernohorszky treffen können. Er war bereits einige Tage am Millstätter See, um zu radeln und zu wandern. Generell legt es der SPÖ-Politiker sportlich an: „Man findet mich in ganz Österreich auf den Bergen“, sagt Czernohorszky. Und nicht nur dort: Auch in Umbrien will er dieses Jahr die Bergwelt erkunden. Die Anreise erfolgt – wie es sich für einen Klimastadtrat geziemt – natürlich mit der Bahn.

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Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky auf dem Hochschwab: ein  Beweisbild mit Gipfelkreuz.

Am Meer in Italien urlauben auch Stadträtin Ulli Sima und ihre Tochter. „Da war ich selbst schon mit meiner Mama, damit verbinde ich schöne Erinnerungen“, sagt Sima. Aber auch ohne Abstecher auf die Insel geht diesen Sommer nichts. Sima ist bekennender England-Fan. „Es zieht mich immer wieder hierher, heuer haben wir die wunderschönen Yorkshire Dales (Flusstäler im Norden Englands, Anm.) erkundet.“ In Wien zieht es Sima bei gutem Wetter mit dem Rad auf die Donauinsel oder badend an die Alte Donau.

Wie es um die Wassertemperaturen im Atlantik steht, kann wiederum Gesundheitsstadtrat Peter Hacker berichten. Er urlaubt – nicht zum ersten Mal – in der Bretagne. Und genießt dort mit seiner Frau die Landschaft, das Meer und „die französische Lebensart“.

Vielleicht kann er seiner Kollegin Barbara Novak zumindest davon erzählen. Sie wird diesen Sommer weitgehend durcharbeiten, wie aus ihrem Umfeld zu erfahren ist. Novak hat als neue Finanzstadträtin angesichts des Konsolidierungsbedarfs beim Budget einen der schwierigsten Jobs innerhalb der Regierung und wird im Herbst dementsprechend gefordert sein.

Spätestens im September kehrt wieder Leben in der Stadtpolitik ein. In der ersten Septemberwoche starten die Ausschusssitzungen des Gemeinderats, die ersten Plenartage von Gemeinderat und Landtag finden am 23. und 24. September statt.

Nur kurz darauf, nämlich am 27. September, wird es dann für ÖVP-Chef Markus Figl ernst: Da soll er auf einem Landesparteitag offiziell zum Parteiobmann gekürt werden. Dafür wird im Sommer noch „Kraft getankt“, wie es aus der Partei heißt.

Figl war ein paar Tage auf Österreichurlaub in den Bergen und an Seen, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Mit seinen Parteimitgliedern wiederum wandert er – wie berichtet – auf einer Sommertour durch Wien. Diese Woche etwa marschiert er durch den Lainzer Tiergarten.

FPÖ-Chef Dominik Nepp war bereits im Juli in Kärnten, wo er jedes Jahr zwei Wochen mit seiner Familie verbringt. Ende August, erzählt er, geht es eventuell noch für ein paar Tage nach Jesolo oder aber zum Wandern nach Salzburg. Entschieden wird spontan.

Die Chefin der Grünen, Judith Pühringer, hat sich mit Familie eine Auszeit im Südburgenland und einen Trip ans Meer gegönnt: Sie urlaubte in einem kleinen Ort auf der Insel Kreta, um „voll Energie und Kraft in den Herbst zu starten“. Ihr Co-Vorsitzender Peter Kraus ist urbaner unterwegs. Ihn zieht es nach London und nach Hamburg, wo auch das „Internationale Theater Festival Kampnagel“ auf dem Programm steht, bei dem er in den vergangenen Jahren sogar selbst gespielt hat.

Spannend wird, wer sich

in zwei Wochen zum vielleicht wichtigsten Sommer-Polit-Termin in Döbling einfindet: Am Donnerstag, 21. August, startet der Neustifter Kirtag.

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