Pikanter Millionenstreit um Philips-Haus

Aus der ehemaligen Firmenzentrale in Favoriten soll eine Luxus-Immobilie werden
Zwei Baufirmen liegen mit Ex-Auftraggeber im Streit. Sie bringen eine Klage (1,94 Millionen Euro) beim Handelsgericht Wien ein.

Der Umbau des Philipshaus an der Wiener Triester Straße in eine Luxusimmobilie mit 135 Apartments verzögert sich nicht nur, es gibt jetzt auch massiven Zores. Dem Vernehmen nach bringen zwei mit Arbeiten beauftragte Bauunternehmen ("Arge Wienerberg Philipshaus") beim Handelsgericht Wien eine Klage ein. Sie richtet sich gegen den Philipshaus-Auftraggeber, die RBB Renovatio Bauträger & Baumanagement GmbH.

Die RBB Renovatio gehört über eine Zwischenfirma zu je 50 Prozent den Immobilienentwicklern Sans Souci Group und 6B47 Real Estate Investors. Gemeinsam ziehen sie diese Luxusimmobilie, genannt "Phil’s Place" mit einem Investitionsvolumen von rund 25 Millionen Euro hoch. Ursprünglich waren nur 15 Millionen Euro veranschlagt. Oder anders gesagt: Die Baukosten sollen massiv überschritten worden sein.

Vier überfällige Teilrechnungen

Die Kläger fordern jetzt per Gericht die Zahlung von vier überfälligen Teilrechnungen in Höhe von insgesamt 1,875 Millionen Euro ein. Zugleich soll die RBB Renovatio nicht berechtigte Skontoabzüge (65.000 Euro) retournieren. Unterm Strich macht das einen Streitwert in Höhe von 1,94 Millionen Euro plus Verzugszinsen.

Zuvor waren die beiden Baufirmen schon vom Werkvertrag mit der RBB Renovatio zurückgetreten. Angesichts des Zahlungsrückstands mutmaßen die Kläger, dass die RBB Renovatio in wirtschaftlichen Problemen steckt. Dem Vernehmen nach werfen sie dem säumigen Auftraggeber auch vor, tatsachenwidrige Gegenforderungen zu konstruieren.

Keine finanziellen Probleme

Indes bestreiten die Bauherren, finanzielle Probleme zu haben. Norbert Winkelmayer, Geschäftsführer der Sans Souci Group und der RBB Renovatio, hält diese Annahme für "Schwachsinn". Zwar gebe es Streitereien mit der Arge, "aber die gibt es auf jeder Baustelle." Von einer Klage beim Handelsgerichts wisse er nichts.

Angebliche Baumängel

Grund dafür, dass bisher statt 4,4 Millionen Euro nur 1,9 Millionen an offenen Rechnungen bezahlt wurden, seien "technischen Mängel" und eine "mangelhafte Ausführung" der Aufträge. Winkelmayer beschreibt das so: "Es gibt Differenzen bezüglich Leistung und Gegenleistung." Nachsatz: "Auch die werden wir lösen."

Gutachter am Werk

Laut RBB-Co-Geschäftsführer Friedrich Gruber sind Gutachter am Werk, die feststellen sollen, welche Leistungen die zwei Baufirmen tatsächlich erbracht haben, und wie weit diese Leistungen mängelfrei sind. "Das ist mit der Grund, warum wir Zahlungen nicht geleistet haben", sagt Gruber, der auch Vorstand der 6B47 Real Estate Investors AG ist. "Es ist nicht eine Frage des Zahlenkönnens, sondern des Wollens." Mit dem Vertragsrücktritt vor rund zwei Monaten hätten die beiden Baufirmen ihre Tätigkeit beendet. Sie wollten auf eine KURIER-Anfrage keine Stellungnahme abgeben.

Ein lukratives Projekt

Das Projekt "Phil’s Place" ist laut Winkelmayer "komplett ausfinanziert". Dass es zu Bauverzögerungen gekommen ist, habe mit Sonderwünschen von Kunden und dem Konkurs einer beauftragten Firma zu tun. Laut Gerhard J. Lottes, Geschäftsführer von "Die Vorsorgewohnung", einer Tochterfirma der Sans Souci Group, die für den Verkauf der 135 Apartments im Philipshaus zuständig ist, seien bisher 100 der insgesamt 135 Wohnungen verkauft.

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