Obduktion beweist keinen Selbstmord

Obduktion beweist keinen Selbstmord
Vorläufiges Ergebnis ergab erneut keinen Hinweis auf Fremdverschulden.

Die Anwälte des in Haft gestorbenen kasachischen Ex-Botschafters Rakhat Aliyev glauben trotz des zweiten vorläufigen Obduktionsergebnisses (der KURIER berichtete), das keinen Hinweis auf Fremdverschulden ergab, nicht an einen Suizid ihres früheren Mandanten. "Ich bin nach wie vor überzeugt, dass es kein 'freiwilliger' Selbstmord war", sagte Manfred Ainedter gegenüber der APA am Dienstag.

Vorabmitteilung

"Bis man noch nicht alle Ermittlungsergebnisse hat, können wir noch gar nichts sagen", betonte Ainedter mit Blick auf noch ausstehende Gutachten. Bei dem jüngsten Obduktionsergebnis aus der Schweiz handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um eine "Vorabmitteilung". Das ausformulierte gerichtsmedizinische Gutachten aus Sankt Gallen liege jedoch noch nicht vor, bestätigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek. Auch das erste Obduktionsergebnis in Wien hatte keine Hinweise auf Fremdverschulden ergeben.

Zudem fehle noch das toxikologische Gutachten aus Innsbruck. Dieses ist vor dem Hintergrund der Spuren von in Österreich nicht zugelassenen Barbituraten in Aliyevs Blut von besonderer Bedeutung. Wann die endgültigen Ergebnisse vorliegen bzw. eintreffen, konnte Bussek nicht sagen. Auch fehlten noch technische Gutachten über die Bilder der Überwachungskameras am Gefängnisgang und den elektronischen Schließmechanismus der Zellentüre, hieß es im Ö1-Abendjournal am Montag.

Spekulationen

Für weitere Spekulationen sorgte unterdessen ein Anwalt Aliyevs. Erich Gemeiner sprach unter Berufung auf einen anonymen Informanten, der auch von den österreichischen Behörden einvernommen worden sein soll, von einem Auftrag zur "Neutralisierung" Aliyevs im Jahr 2014 durch den kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew (der KURIER berichtete). In einer Stellungnahme von Montagabend schreibt Gemeiner zudem, dass Aliyev bereits 2007 vergiftet worden war.

"Das stimmt schon, was er da sagt", kommentierte Ainedter die Aussagen Gemeiners. Mehr wolle er aber nicht dazu sagen. Weitere Schritte im Zusammenhang mit dem Vorfall von 2007 könne man sich nach dem Vorliegen aller Untersuchungsergebnisse überlegen. Die Staatsanwaltschaft betonte, dass vorangegangene Verfahren dazu "umfassend geprüft" und schlussendlich Ende 2013 vom Landesgericht für Strafsachen Wien eingestellt worden seien.

Aliyevs Leichnam wurde laut Ainedter vor ein paar Tagen aus der Schweiz zurück nach Wien gebracht und am Sonntag auf dem Wiener Zentralfriedhof im Kreise der Familie und enger Bekannter beigesetzt. Aliyev (52) war Ende Februar in seiner Einzelzelle in der Wiener Justizanstalt Josefstadt tot aufgefunden worden, wo er wegen Mordverdachts in U-Haft saß.

Der studierte Ökonom und Mediziner war der ehemalige Schwiegersohn Nasarbajews, bei dem er wegen eines angeblichen Putschversuches in Ungnade fiel. In dem Fall um zwei ermordete Banker wurde Aliyev 2008 in Kasachstan in Abwesenheit bereits zu 20 Jahren Haft verurteilt.

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