Fall Aliyev: Geheimer Zeuge spricht von Mordauftrag

Kasachstans Alleinherrscher Nursultan Nasarbajew hatte seinen Schwiegersohn Aliyev verstoßen.
Präsident Kasachstans schwer beschuldigt - Rätsel um angebliches Schweizer Gutachten.

Nach der Vernehmung eines geheimnisvollen Zeugen ist der Wiener Rechtsanwalt Erich Gemeiner überzeugt: Der kasachische Staatspräsident Nursultan Nasarbajew habe einen Mordauftrag gegen seinen Ex-Schwiegersohn und ehemaligen Botschafter in Wien, Rakhat Aliyev, gegeben. Gleichzeitig sickerten aber teils missinterpretierte Informationen durch, wonach bei der zweiten Obduktion Aliyevs alles auf Selbstmord hindeuten würde.

Rechtsanwalt Gemeiner fühlt sich durch die Aussage eines Insiders in seiner Annahme bestärkt, dass Aliyev Opfer eines Mordkomplotts des kasachischen Geheimdienstes KNB wurde. Die Identität des Zeugen wird geheim gehalten wird. Es sei eine Person, die vor einer Behörde eine zeugenschaftliche Aussage gemacht habe. Demnach habe ein KNB-Informant berichtet, dass in Kasachstan eine Sitzung unter der Leitung des Präsidenten Nasarbajew stattgefunden habe.

Zu den Teilnehmern sollen die Chefs des KNB, des Auslandsgeheimdienstes „Sybar“ und der Finanzpolizei gehört haben. Thema der Besprechung sei die „Neutralisierung“ der wichtigsten Gegner Nasarbajews gewesen: Aliyev und der Oligarch Mukhtar Ablyasov. Der ursprüngliche Plan, Aliyev nach der Urteilsverkündung zu ermorden, habe man fallen lassen. Vielmehr habe man sich entschlossen, schon jetzt die Tat als Selbstmord wegen angeblicher Depression im Zusammenhang mit dem Ableben des Vaters darzustellen. Der Informant: „Es hätte wahrscheinlich nie wieder so einen günstigen Zeitpunkt gegeben.“

Giftanschlag

Für Anwalt Gemeiner liegt nun aber ein klares Motiv für einen Mordanschlag vor und er fordert von der Justiz, auch den Fall eines angeblichen Giftanschlages auf Aliyev während dessen erster Verhaftung in Wien im Juni 2007 neu aufzurollen. Aliyev erlitt damals bei der Polizei einen Kollaps und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei einer Röntgenuntersuchung wurden verdächtige Metallzylinder in seinem Darm festgestellt. Aliyev hatte behauptet, er sei während der Verhaftung zum Schlucken der Metallstücke gezwungen worden. Nach mehreren widersprüchlichen Gutachten wurden aber die Ermittlungen eingestellt. Anwalt Gemeiner vermutet einen Skandal: „Dr. Aliyev war zwei Mal unfreiwillig in der Obhut der österreichischen Justiz. Das erste Mal wurde er vergiftet und das zweite Mal wurde er entweder ermordet oder dazu gezwungen, sich das Leben zu nehmen.“

Aliyev wurde vor Kurzem am Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Meldungen aus der Schweiz, wonach eine zweite Obduktion Aliyevs keinen Hinweis auf Fremdverschulden gegeben habe, hat auch sein Anwalt Manfred Ainedter schon gehört. Dass dies eine Bestätigung für einen freiwilligen Suizid sei, weist Ainedter aber zurück. Es gebe noch kein Gutachten.

Selbst für den Fall, dass keine Abwehrverletzungen festgestellt wurden, ist das für Ainedter noch keine Bestätigung für einen freiwilligen Suizid. Denn sein Mandant habe kein Motiv für einen Selbstmord gehabt. Ainedter hält es auch für möglich, dass Aliyev zum Selbstmord gezwungen wurde – etwa durch Drohungen gegen seine Familie.

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